In Liebe verführt
kein Geräusch gemacht hatte.
Seine Hand lag immer noch leicht über ihrem Mund, um sicherzugehen, dass sie still blieb. Sie konzentrierte sich darauf, langsam zu atmen, bis ihr Herz ruhiger wurde und die angsterfüllte Übelkeit etwas nachließ. Jetzt hörte sie oberhalb von ihnen leise Stimmen und entdeckte zwischen den Büschen weiter oben am Pfad ein diffuses Flackern wie von einer Lampe.
Cosimo zog sie rückwärts ins Gebüsch und schubste sie unsanft auf das feuchte Gras unter einem Busch. Er schaute wortlos auf sie herab, doch sie verstand sofort, was er ihr mitteilen wollte. Sein Mund war zu einer grimmigen Linie zusammengepresst, sein Blick eisig. Er zeigte nachdrücklich auf sie und ihren Platz – und sie nickte zustimmend. Sie hätte sich vor Schreck sowieso nicht bewegen wollen – egal, ob er sie zur Untätigkeit zwang oder nicht.
Cosimo funkelte sie noch einmal drohend an, dann trat er zurück auf den Pfad. Wie von Geisterhand war er blitzartig verschwunden, und Meg begann, vor Furcht zu zittern. Etwas rann über ihren Hals, und sie fasste mit der Fingerspitze danach. Es war klebrig. Ungläubig starrte sie das Blut an. Cosimo hatte sie verletzt. Das hatte er nicht absichtlich getan, konnte er nicht absichtlich getan haben. Aber woher sollte sie das wissen? Der Mann, den sie eben gesehen hatte, war zu allem fähig.
Das Zittern hörte auf. Die Furcht ließ kaum nach, war jedoch jetzt mit Zorn durchsetzt. Wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln? Irgendwo in der Ferne schrie eine Eule, und ein kleines Tier raschelte hinter ihr im Gebüsch. Sie widerstand dem Impuls aufzuspringen – und stand stattdessen vorsichtig auf, wobei sie versuchte, kein Geräusch zu machen. Sie hörte nach wie vor das Murmeln von Stimmen auf der Klippe über sich, und das Licht einer Laterne irrlichterte aus derselben Richtung.
Meg hielt sich eng an den schützenden Büschen parallel zum Pfad, als sie wieder bergauf zu gehen begann. Den Umhang zog sie ganz fest um sich, so dass sie wie Cosimo nur noch ein dunkler Schatten war. Sie wollte ihm eigentlich nicht mehr folgen, aber ein innerer Drang trieb sie vorwärts. Sie musste sehen, was er tun würde… Sie wollte ganz genau erfahren, wer und was dieser Mann war.
Sie legte sich auf den Bauch, als sie sich dem Rand der Klippe näherte, und kroch übers Gras weiter, bis sie gerade über den Rand lugen konnte. Eine verwitterte Hütte, die ihrer Vermutung nach einmal das Heim eines Schäfers oder Ziegenhirten gewesen war, lag etwa einhundert Meter vom Rand der Klippe entfernt. Zwei Männer standen nur wenige Meter davor und unterhielten sich leise, die Laterne, die auf dem Boden zwischen ihnen stand, verbreitete dieses diffuse Licht. Von Cosimo war nichts zu sehen.
Und dann entdeckte sie ihn. Er kam hinter dem Gebäude hervor, in seiner Hand etwas Glänzendes. Wie war es ihm gelungen, an den Männern vorbeizukommen? Doch die Frage war eigentlich bedeutungslos. Sie beobachtete mit einer Art von Grauen, wie er seitwärts mit dem Rücken zur Wand an dem halb verfallenen Gebäude entlangschlich, bis er direkt hinter den Männern war. Dann bewegte er sich.
Es war nach wenigen Sekunden vorbei. Die beiden Männer rutschten still und ohne einen Ton von sich zu geben zu Boden. Cosimo verwandte keinen weiteren Blick auf sie, sondern betrat sofort die Hütte.
Meg hatte genug gesehen. Sie machte kehrt und hastete den Pfad wieder hinunter. Er hatte sie umgebracht. Kaltblütig. Sie hatten sich nicht gewehrt, sie hatten ihn nicht provoziert, er war von hinten an sie herangeschlichen und hatte sie ermordet. Was in aller Welt sollte sie jetzt tun? Sie hielt verzweifelt nach der Stelle Ausschau, an der sie hätte warten sollen. Denn den Zorn des Freibeuters wollte sie auf keinen Fall schüren. Sie glaubte, den richtigen Fleck gefunden zu haben, und ließ sich neben dem Busch nieder.
Cosimo kam nun den Pfad herunter, seine Schritte waren nicht mehr schleichend. Sie nahm an, dass es halt keinen Grund mehr gab, leise zu sein, da die Beobachter auf der Klippe ja tot waren. Er blieb auf dem Pfad stehen und befahl nur knapp: »Komm mit.« Er streckte eine Hand aus, um sie auf die Füße zu ziehen, und sie zögerte einen Moment, weil sie den Gedanken, ihn zu berühren, plötzlich abstoßend fand. Aber er durfte nicht wissen, was sie gesehen hatte, und sie durfte auf keinen Fall seinen Verdacht erregen.
Sie nahm die Hand und kam hoch. »Warum können wir denn jetzt Lärm machen?«
»Können wir
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