In Liebe verführt
der er sich absolut darauf verlassen musste, dass sie sich an die Regeln hielt. Ihrer beider Leben konnte davon abhängen, dass sie beide genau das taten, worauf sie sich geeinigt hatten. Eine unvorhersehbare Reaktion von einem von ihnen konnte tödlich sein. Andererseits hatte Meg ja keine Ahnung von seinen Plänen – also würde er sie wohl irgendwann einweihen müssen.
»Bist du nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich triftige Gründe dafür haben könnte, dich beim Boot zu wissen?«
Natürlich hatte er nicht gern Zeugen für seine Morde, überlegte sie bitter. Aber war es geplant gewesen, dass er die Männer töten würde? War ihre Gegenwart überraschend für ihn gewesen? »Reden wir lieber nicht mehr drüber«, entschied sie. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich werde so etwas nicht wiederholen.« Sie berührte instinktiv die wunde Stelle am Hals. »Du kannst einem äußerst unangenehme Überraschungen bereiten.«
»Das tut mir Leid«, sagte er ruhig, obwohl seine Augen immer noch gletscherblau waren. »Ich würde dich niemals absichtlich verletzen.«
Meg holte tief Atem. »Was hast du entdeckt, nachdem du mich zurückgelassen hast? Hast du etwas über Ana erfahren?«
»Nicht direkt«, antwortete er knapp. Er stand auf. »Geh jetzt ins Bett. Du bist müde.« Er nahm die Cognacflasche und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Meg zog den Rest der Kleidung aus, zog sich das Nachthemd über den Kopf, machte die Lampe aus und kroch in die Koje. Sie lag in der tröstlichen Dunkelheit, unter warmen Decken, und horchte, wie die Winde sich drehte, als der Anker gelichtet wurde. Sie hörte Cosimos Stimme rufen: »Segel setzen!«, dann spannte sich das Hauptsegel mit einem Klatschen in den Wind. Die Mary Rose schwenkte nach Steuerbord, dann richtete sie sich auf und begann, stetig vorwärts zu fahren.
Meg hatte das Gefühl, sie würde es nicht ertragen können, wenn er in dieser Nacht in ihr Bett kam. Ihre Haut zog sich zusammen bei dem Gedanken, wie seine Hände sie berührten, sein Körper ganz nah neben dem ihren lag. Zwar war er nach wie vor zornig auf sie, was ihn sicher auf Abstand halten würde. Danach würde sie Wege finden müssen, ihre Distanz zu wahren, bis sie in Bordeaux das Schiff verlassen konnte, um irgendwie ihren Weg zurück nach England zu organisieren.
Cosimo trank an Deck einen Schluck Cognac aus dem Flachmann und sah zu, wie das Meer dunkel unter den Bug glitt. Die Tauben von Quiberon waren getötet worden. Er hatte ihre Leichen auf dem Boden des alten Hauses gefunden. Und die Männer, die sie versorgten, seine eigenen Leute, seine Freunde, waren im Schlaf ermordet worden. Die Franzosen hatten den Außenposten ausgelöscht, und das bedeutete, dass entweder Ana gezwungen worden war, ihnen noch mehr Informationen über seine Organisation preiszugeben, oder dass sie jemand anderes verraten hatte. Egal, wie es sich abgespielt hatte, ab sofort musste er im Verborgenen weiterarbeiten. Er hatte keine Ahnung, wie viel die Feinde wussten. Ob sie auch den Außenposten in La Rochelle zerstört hatten?
Das würde er nur herausfinden können, indem er es selbst prüfte. Sie müssten in etwa zwei Tagen dort landen, und es war sinnlos, bis dahin beunruhigende Spekulationen anzustellen. Seine Hauptsorge sollte es nun sein, was er mit Meg anfangen sollte. Hatte ihre Handlungsweise am heutigen Abend sie als Partnerin als unmöglich abgestempelt?
»Jetzt wüsste ich gerne, was du gerade denkst, Cosimo.« David Porter stellte sich neben ihn an die Reling.
»Das lohnt sich nicht«, sagte Cosimo und gab ihm den Flachmann.
David nahm einen herzhaften Schluck, gab die Flasche zurück und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Hat deine Mission heute Abend Erfolg gehabt?«
Cosimo wirkte verschlossen, als er sagte: »Nein, hat sie nicht.«
David hob eine Augenbraue wegen der knappen Antwort. Nach einer Minute sagte er: »Wenn es dir hilft, davon zu erzählen…«
Der Freibeuter nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann und bot ihn dann nochmals David an. »Die Franzosen waren vor mir da. Die Tauben und meine Männer sind tot. Wenn es eine Nachricht oder irgendwelche Neuigkeiten über Ana dort gab, dann sind sie jetzt in französischen Händen. Du siehst also, dass es eine massive Untertreibung ist zu sagen, meine Mission hätte keinen Erfolg gehabt.«
»Das tut mir Leid.« David lehnte sich mit seinen Ellenbogen auf die Reling und schaute hinaus auf die Schwärze des Meeres. Cosimo
Weitere Kostenlose Bücher