In Liebe verführt
halt«, sagte er kurz angebunden und schob sie vor sich auf den Pfad.
Meg blieb stehen und fragte über die Schulter: »Hast du herausgefunden, was du wissen wolltest?«
»Nein, nicht das, was ich wissen wollte«, erwiderte er. »Beeil dich, Meg, wir sind hier im Feindesland, und jede Minute, die wir länger bleiben, erhöht die Gefahr.«
Sie schwieg, ging nun schneller und versuchte dabei, sich ein paar ganz unverfängliche Fragen auszudenken, die er beantworten musste. Wie würde er erklären, was auf der Klippe passiert war?
Sie erreichten den Strand und fanden das Boot am alten Platz im flachen Wasser vor. Miles begann unbehaglich: »Es tut mir Leid, Sir, Miss Barratt bestand darauf –«
Cosimo unterbrach ihn mit einer knappen Handbewegung. »Ja, das habe ich schon verstanden.« Er hob Meg hoch und verfrachtete sie ins Boot, dann schob er es selbst vom sandigen Grund los und sprang übers Heck herein, als es frei in den Wellen trieb. Seine nassen Stiefel und Hosen schienen ihn nicht zu stören, er saß mit seiner gewohnten scheinbaren Ruhe da, während sie zurück durch die schmale Felsenöffnung ins offene Meer und zu der dunklen Schattenform der Mary Rose gerudert wurden.
Meg betastete ihre Wunde am Hals. Es fühlte sich immer noch klebrig an, aber das Blut trocknete schon. Sie konnte einen Schauder nicht unterdrücken. Cosimo warf ihr einen scharfen Blick zu. Sein Gesicht war nach wie vor finster und sein Blick kalt, aber er sagte nichts.
Als sie sanft gegen den Rumpf des Schiffes stießen, bedeutete er Meg, zuerst die Leiter hinaufzuklettern. Er folgte dicht hinter ihr, und kaum hatten ihre Füße das Deck berührt, befahl er: »Geh unter Deck. Ich komme in ein paar Minuten nach.«
Meg widersprach nicht. Sie fror und war niedergeschlagen und gleichzeitig von Furcht und Angst erfüllt. Sie wollte sich nur noch unter den Bettdecken verkriechen und das Vergessen im Schlaf suchen. Eine weit heruntergedrehte Lampe erleuchtete die Kajüte schwach, und Gus war schon unter seinem roten Tuch verschwunden. Sie setzte sich auf einen Stuhl und zog sich müde die Stiefel aus. Ihre Strümpfe waren auch nass, und sie musste sich Mühe geben, sie herunterzurollen, ohne die Hose dabei auszuziehen, denn das erschien ihr momentan einfach zu mühsam.
Cosimo kam herein, als sie ihre kalten, weißen Füße betrachtete, als hätte sie sie noch niemals gesehen. Er hatte einen Flachmann und zwei Gläser dabei. Schweigend goss er eine Portion Cognac in die beiden Gläser, gab ihr das eine, verschwand dann im Bad und kam mit einem Tuch zurück, das er in warmes Wasser getaucht hatte.
»Dreh den Kopf zur Seite.«
Meg nahm einen tiefen Schluck von dem ungewohnten Getränk, japste kurz nach Luft und gehorchte ihm dann. Er tupfte mit dem Tuch den Schnitt sauber. »Hast du mich absichtlich geschnitten?«, fragte sie.
»Nein, natürlich nicht. Ich wusste nur, dass mir jemand folgte, nicht dass du es warst. Ich hätte nie gedacht, dass du etwas so Dummes tun würdest.« Er schnaubte gereizt. »Vielleicht wirst du dich in Zukunft daran erinnern, dass ich mich sehr schnell bewege, wenn ich Gefahr spüre.«
Das klang irgendwie vernünftig, dachte sie, und wahrscheinlich hätte sie das ohne weitere Fragen akzeptiert, wenn sie die Tat danach nicht gesehen hätte.
»Es ist nur ein oberflächlicher Kratzer«, sagte er, nahm die Cognacflasche und gab ein paar Tropfen auf das Tuch. Er drückte es auf die Wunde, und Meg atmete scharf ein, weil es höllisch brannte. »Das ist ein genauso gutes Desinfektionsmittel wie Essig«, stellte er fest und schleuderte das Tuch ins Bad. »Und nun hätte ich gerne eine Erklärung, Miss Barratt.«
Er setzte sich wie gewohnt auf die Tischkante, das eine Bein frei pendelnd. »Warum bist du mir gefolgt?«
Meg antwortete nicht sofort. Sie war fasziniert von der schmalen Scheide, die an seinem Gürtel befestigt war, und von dem silbernen Griff des Messers darüber. Sie erkannte es als das Stilett.
»Nun?«, fragte er ungeduldig.
Sie zuckte mit den Schultern und zwang sich, den Blick abzuwenden. »Ich war neugierig. Ich hatte nicht vor, dir in den Weg zu kommen.«
Cosimo nippte an seinem Cognac und betrachtete sie nachdenklich über den Rand seines Glases hinweg. Handlungsdrang und Neugier waren zwar gute Eigenschaften, aber sie sollten im Idealfall mit gesundem Menschenverstand gekoppelt sein. Ihre Weigerung, sich an seine Anweisungen zu halten, war keine gute Voraussetzung für eine Partnerschaft, in
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