in neuen Abenteuern
was Mamsell für Fragen stellte! Dann wäre alles sehr einfach – und sie könnte sogar noch mit ihrem Wissen glänzen!
Helene auf Abwegen
Je länger Helene über diese Klassenarbeit nachdachte, desto zorniger wurde sie auf Bobby. „Wahrscheinlich bildet die sich auf ihre albernen Scherze auch noch was ein!“, murmelte Helene. „Und was ist dabei herausgekommen? Diese schreckliche Klassenarbeit, in der ich unweigerlich versagen werde. Dann schreit mich Mamsell furchtbar an und vielleicht muss ich sogar zu Frau Theobald gehen.“
Helene wollte mit Petra darüber sprechen. Sicher konnte sie Petra in der Bibliothek finden, denn dorthin zog sie sich jetzt häufig zurück. Unterwegs kam sie an der offenen Tür des Lehrerzimmers vorbei. Helene spähte hinein.
Mamsell saß allein an einem Tisch. Sie schrieb etwas auf ein Blatt Papier. Helene war überzeugt, dass es die Fragen für die Klassenarbeit waren. Wenn sie doch nur einen Blick darauf werfen könnte! Unschlüssig blieb sie an der Tür stehen. Sie versuchte, sich eine Entschuldigung auszudenken, um zu Mamsell ins Zimmer gehen zu können. Die Französischlehrerin sah den Schatten an der Tür und blickte auf.
„Ah, Helene!“, sagte sie noch immer zornig. „Morgen könnt ihr zeigen, ob ihr etwas gelernt habt. Ich bringe euch schon noch bei, was Arbeit bedeutet!“
Helene fasste ihren Entschluss sehr rasch. Sie würde ins Lehrerzimmer gehen und Mamsell erzählen, wie man sie hereingelegt hatte. Vielleicht konnte sie dabei schnell einen Blick auf die Fragen werfen, die vor Mamsell auf dem Schreibtisch lagen. So betrat Helene das Zimmer. Sie hatte ihr bravstes Unschuldsgesicht aufgesetzt.
„Mamsell, es tut mir schrecklich leid, dass wir Sie so geärgert haben“, begann sie. „Wissen Sie, es war nur diese dumme Sache daran schuld – dieser quiekende Keks.“
Mamsell starrte Helene an, als ob das Mädchen den Verstand verloren hätte.
„Der quiekende Keks?“, fragte sie in größtem Erstaunen. „Was soll dieser Unsinn bedeuten?“
„Mamsell, das ist kein Unsinn. Bobby hatte einen Scherzartikel, einen künstlichen Keks, der wie eine Katze quiekt, wenn man darauf drückt ...“
Während Helene alles ausführlich erzählte, bemühte sie sich, die französischen Fragen zu lesen. Anscheinend hatte Mamsell ihre Liste fertig geschrieben. Zwölf Fragen standen auf einem großen Block. Helene gelang es, die erste zu entziffern.
Mamsell hörte Helene genau zu und sofort wusste sie zwei Dinge – erstens, was es mit dem verschwundenen Kätzchen auf sich hatte, und zweitens, dass Helene eine gemeine Petze war. Und wie die meisten anderen Lehrerinnen konnte sie solche Angeberinnen nicht leiden.
Während Helene fortfuhr zu reden, veränderte sich Mamsells Gesicht. Es wurde hart und kalt.
„Und Bobby meinte, es sei eine gute Idee, wenn wir bei Ihnen den Keks quieken lassen. Wir könnten dann Ihren Unterricht stören und brauchten nicht diese unregelmäßigen Verben aufzusagen und deshalb ...“ Helene hielt inne. Sie hatte Mamsells Gesicht gesehen und das Wort war ihr in der Kehle stecken geblieben.
„Helene, du bist widerwärtig“, sagte Mamsell. „Ja – widerwärtig und gemein. Ich mag dich nicht. Es überrascht dich vielleicht – aber ich lasse mich lieber hereinlegen, als dass ich jemandem zuhöre, der seine Schulkameradinnen verpetzt. Verlasse sofort das Zimmer!“
Helenes Gesicht wurde flammend rot. Sie war wütend und gekränkt – und außerdem hatte sie nur eine einzige Frage lesen können. Mamsell nahm den Bogen mit den Fragen und legte ihn in ihre Schreibtischschublade. Das Mädchen verließ zögernd den Raum, es war nahe daran, vor lauter Wut in Tränen auszubrechen.
Ich weiß auf jeden Fall, wo sie die Fragen hingelegt hat, dachte sie rachsüchtig. Ich habe nicht schlecht Lust, mich heute Nacht in das Lehrerzimmer zu schleichen und mir die Fragen anzuschauen. Niemand würde es erfahren. Und dann schreibe ich die beste Klassenarbeit!
Je mehr sie darüber nachdachte, desto entschlossener wurde sie. Irgendwie werde ich mir diese Fragen beschaffen, nahm sie sich vor. Egal, was passiert – ich hole sie mir!
Ob Bobby wohl bestraft werden würde? Zu ihrem großen Ärger musste Helene feststellen, dass man über die ganze Sache kein Wort verlor. Dabei überwachte heute Mamsell die Hausaufgaben und ließ sogar Bobby an ihr Pult kommen, um ihr etwas zu erklären. Vielleicht schickt sie Bobby zur Direktorin, dachte das Mädchen
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