in neuen Abenteuern
hoch, als könne sie es dann sehen.
„Assieds-toi, Hilda“, rief Mamsell. „Setz dich sofort hin! Du hast dich schon genug nach der kleinen Katze umgesehen. Hanni, mach weiter!“
Hanni fuhr fort. Bobby ließ sie reden, bis sie einen Fehler machte – und bevor Mamsell auf den Fehler hinweisen konnte, presste sie den Keks fest zusammen.
Ein lauter, wimmernder Ton war zu hören. Aufgeregte Stimmen erhoben sich.
„Mamsell, die Katze ist im Zimmer!“
„Mamsell, wir müssen das arme kleine Ding suchen!“
„Mamsell, vielleicht ist es verletzt!“
Bobby ließ den Keks wieder quieken. Mamsell klopfte verzweifelt auf ihr Pult.
„Seid bitte ruhig. Ich werde nachsehen, ob die kleine Katze im Kamin ist!“
Mamsell verließ ihr Pult und ging zum Kamin. Sie beugte sich hinunter und versuchte den Schornstein hinaufzuschauen. Dann nahm sie ein Lineal und fühlte die Wände ab. Ruß stäubte herunter und fiel auf Mamsells Hände. Sie sprang zurück. Ihre Hände waren ganz schwarz geworden. Die Klasse begann zu kichern.
„Mamsell, die Katze ist vielleicht im Schrank“, meinte Jenny. „Soll ich mal hineinschauen? Sie kann sonst nirgends sein.“
Mamsell war froh, dass niemand verlangte, sie solle noch einmal im Kamin nachschauen. Ärgerlich betrachtete sie ihre schmutzigen Hände. „Hilda, öffne den Schrank“, sagte sie schließlich.
Hilda sprang sofort hin, um ihn aufzumachen. Natürlich war dort keine Seele zu finden. Trotzdem durchwühlte Hilda alle Schubfächer und warf sämtliche Handarbeitssachen heraus.
„Hilda! Das ist doch nicht notwendig!“, schrie Mamsell, die langsam in Wut geriet. „Wisst ihr, ich glaube gar nicht mehr an diese verschwundene Katze. Aber ich warne euch! Wenn ihr mich hereinlegen wollt, dann könnt ihr mit einer schrecklichen Strafe rechnen. Ich gehe jetzt hinaus, um meine Hände zu waschen. Während ich draußen bin, schaut ihr euch die unregelmäßigen Verben auf Seite achtundneunzig an. Ich will keinen Ton mehr hören. Ihr habt euch sehr schlecht benommen!“ Mamsell verließ den Raum, wobei sie ihre rußigen Hände weit von sich wegstreckte.
Als die Tür hinter ihr geschlossen war, brach die Klasse in lautes Lachen aus. Bobby presste den Keks, so fest sie nur konnte. Helene starrte überrascht hin. Da sie von der ganzen Sache nichts wusste, hatte sie wirklich geglaubt, dass ein Kätzchen verloren gegangen war. Nun war es Bobby also doch wieder gelungen, einen Streich zu spielen – und ungestraft davonzukommen. Helene hätte zu gern Mamsell alles erzählt!
„Hat es nicht fantastisch geklappt?“, fragte Bobby und steckte den Keks ein. „Die halbe Stunde ist vorbei und kaum jemand hat seine Verben aufsagen müssen. Jenny, du musst deinem Bruder schreiben, dass sein Keks ein großer Erfolg war!“
Mamsell kam in schlechtester Stimmung zurück. Beim Händewaschen war sie zu der Überzeugung gekommen, dass man sie hereingelegt hatte. Aber sie konnte sich dieses seltsame Wimmern nicht erklären. Grimmig säuberte sie ihre Hände und nahm den Unterricht wieder auf. Sie wollte es ihnen in der nächsten halben Stunde nicht zu leicht machen.
Jetzt kam Helene an die Reihe, die unregelmäßigen Verben aufzusagen. Helene stand auf und begann mit den ersten Verben. Sie war sehr schlecht in Französisch und machte Fehler über Fehler. Sie konnte einfach diese schrecklichen Endungen nicht behalten.
„Helene! Du bist noch dümmer als Doris!“, rief Mamsell und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „O diese Klasse! Ihr habt nichts gelernt, nichts, sage ich, absolut nichts! Morgen werde ich mit euch eine Klassenarbeit schreiben. Dann könnt ihr beweisen, was in euch steckt. Helene, schau mich nicht an wie ein Huhn, wenn‘s donnert. Du und Doris, ihr seid schreckliche Mädchen. Wenn ihr morgen wieder eine ungenügende Arbeit schreibt, werde ich mich bei Frau Theobald beschweren. Diese Klasse bringt mich noch ins Grab!“
Die Mädchen hörten erschrocken zu. Eine französische Klassenarbeit! Das war das Schlimmste, das ihnen passieren konnte.
Helene setzte sich. In diesem Augenblick hasste sie Mamsell. Sie saß stumm in ihrer Bank und grübelte. Wenn Bobby nicht diesen Unfug getrieben hätte, dann wäre Mamsell niemals in Wut geraten – und dann brauchte die Klasse auch nicht diese scheußliche Arbeit zu schreiben. Helene überlegte und überlegte, wie sie sich davor drücken könnte. Wenn sie doch morgen nur krank wäre – oder besser noch, wenn sie doch vorher erfahren könnte,
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