in neuen Abenteuern
Füßen herbeigeeilt. Man hörte sie schon von Weitem, denn sie trug plumpe Schuhe und hatte außerdem einen schweren Gang.
Mamsell war sehr überrascht, als sie Hilda erblickte. Sie starrte auf das kniende Mädchen herunter und sprach es an.
„Hilda, ma petite! Qu‘est-ce que tu fais?“, rief sie. „Was machst du denn da? Hast du etwas verloren?“
„Kätzchen, komm, komm, Kätzchen!“, lockte Hilda. Dann richtete sie sich auf. „Mamsell, haben Sie zufällig ein kleines Kätzchen gesehen? Die Schulkatze hat doch Junge bekommen und eines von ihnen ist verloren gegangen. Ich suche schon die ganze Zeit nach dem armen kleinen Ding.“
Mamsell blickte den Korridor hinauf und dann wieder hinunter. „Ich habe keine kleine Katze gesehen“, sagte sie. „Komm jetzt, Hilda, wir müssen anfangen. Es ist zwar sehr nett von dir, dieses Kätzchen zu suchen. Aber ich glaube nicht, dass wir es jetzt finden.“
„Bitte, Mamsell, ich möchte mich noch ein bisschen umschauen“, bettelte Hilda. „Vielleicht hat es sich in diesem großen Schrank verkrochen. Ich glaube, ich habe eben einen Laut gehört.“
Hilda öffnete den Schrank. Im Klassenzimmer war es mucksmäuschenstill. Alle lauschten, was draußen passierte. Nanni spähte durch den Türspalt.
„Hast du das arme kleine Kätzchen gefunden?“, rief sie Hilda zu.
„Oh, Mamsell, ist das nicht schrecklich traurig? Das winzige Ding wird sich zu Tode fürchten!“
Mamsell betrat das Klassenzimmer und legte ihre Bücher auf das Pult.
„Die kleine Katze wird sich schon irgendwo finden“, sagte sie. „Geht jetzt an eure Plätze. Hilda, ich sage dir zum letzten Mal, komm rein. Du kannst später weitersuchen.“
„Mamsell“, sagte Bobby, als Hilda ins Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss, „Mamsell, glauben Sie, dass das kleine Kätzchen den Kamin hinaufgeklettert ist? Ich habe einmal von einer Katze gehört, die eines Tages da hinaufgestiegen ist und oben zum Schornstein wieder herauskam.“
„Und wir hatten eine Katze, Mamsell, die ist einmal ...“, nahm Doris den Faden auf, um wieder ein paar Minuten der Französischstunde zu vergeuden. Aber Mamsell wollte keine Geschichten mehr hören. Sie klopfte energisch auf ihr Pult und Doris hörte auf zu reden.
„Genug jetzt“, sagte Mamsell und runzelte die Stirn. „Willst du dich nicht endlich hinsetzen, Hilda? Du glaubst doch nicht, dass das Kätzchen im Klassenzimmer ist!“
„Es könnte hier sein, Mamsell“, meinte Hilda und begann wieder herumzusuchen. „Wissen Sie, mein Bruder hatte einmal eine Katze, die ...“
„Wenn ich noch einmal das Wort ‚Katze’ höre, dann gebe ich euch einen dreiseitigen französischen Aufsatz über Katzen auf“, drohte Mamsell.
Daraufhin wurde es schlagartig still. Mamsell war dafür bekannt, dass sie ihre Drohungen wahr machte.
„Holt eure Grammatikbücher heraus“, sagte Mamsell, „und schlagt Seite achtundneunzig auf. Heute wollen wir uns wieder mit den unregelmäßigen Verben beschäftigen. Fang an, Doris!“
Doris seufzte. Sie stand auf und fing an, die Verben aufzusagen, die zu lernen waren.
Arme Doris! Es war bei ihr ganz gleichgültig, ob sie sich gut oder schlecht vorbereitet hatte. Sobald sie Mamsells erwartungsvolles Gesicht sah, konnte sie sich an kein einziges Wort mehr erinnern. Stockend begann sie zu sprechen.
„Doris, du hast wieder nicht gelernt“, sagte Mamsell ärgerlich. „Morgen möchte ich die Verben fehlerlos hören! Hanni, steh auf. Hoffentlich weißt du mehr als Doris. Wenigstens weißt du, wie man die französischen R richtig ausspricht. R-r-r-r.“
Die Klasse kicherte. Wenn Mamsell ihre R-r-r-r-r rollte, dann klang es, als ob ein Hund knurrte. Mamsell klopfte auf ihr Pult. „Ruhe! Hanni, fang an!“
Aber bevor Hanni mit dem Aufsagen beginnen konnte, drückte Bobby ihren Keks langsam und vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen. Ein wehleidiger Ton war zu hören. Alle schauten auf.
„Das Kätzchen“, sagte Hanni. „Das Kätzchen!“
Sogar Mamsell lauschte. Das Quietschen hatte sich wirklich angehört, als käme es von einem Kätzchen, das sich fürchtete. Bobby wartete, bis Hanni endlich anfing, ihre Verben aufzusagen, und ließ dann den Keks ein zweites Mal quietschen. Hanni hielt inne und schaute sich um. Mamsell stand vor einem Rätsel.
„Wo ist denn nur dieses arme kleine Ding?“, sagte Katrin. „Mamsell, wo kann es sein?“
„Sicher ist es den Kamin hinaufgeklettert“, meinte Hilda und sprang
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