in neuen Abenteuern
dem alten Bauernhaus führte. Die Sommernacht war mondhell und sie kamen schnell voran. Auf halbem Weg begegneten sie einem weinenden Mädchen. Es war Helene!
„Helene! Was ist los? Ist irgendetwas passiert?“, schrie Hanni erschreckt.
„Hanni! Du bist es! Oh Hanni! Etwas ganz Furchtbares ist passiert“, schluchzte Helene. „Sadie ist entführt worden! Du kannst es mir wirklich glauben. Ich habe gedacht, ich ginge hinter Carlotta her, aber es war Sadie, und als sie in der Nähe des alten Bauernhauses war, sprangen zwei Männer aus einem Gebüsch und packten sie. Sie schleppten Sadie zu einem Auto und warfen sie hinein. Ich habe alles genau gesehen!“
„Haben die Männer miteinander gesprochen? Hast du gehört, was sie sagten?“, fragte Carlotta.
„Ja – sie erwähnten einen Ort Pfalzburg“, heulte Helene. „Wisst ihr, wo das ist?“
„Pfalzburg!“, sagte Carlotta erstaunt. „Ich weiß, wo Pfalzburg liegt. Dort gastiert jetzt der Zirkus. Bist du ganz sicher, Helene, dass die Männer Sadie dorthin bringen wollten?“
Helene war ihrer Sache ganz sicher. Carlotta schwang sich auf ihr Fahrrad. „Ich radle rasch zum nächsten Telefonhäuschen. Geld habe ich dabei. Die Entführer werden eine Überraschung erleben, wenn sie nach Pfalzburg kommen.“
Carlotta fuhr zu dem nahe gelegenen Telefonhäuschen, sprang von ihrem Fahrrad, ging hinein und wählte eine Nummer. Die anderen, die ihr nachgefahren waren und draußen warteten, hörten, wie sie irgendjemand die ganze Sache erzählte und um Hilfe bat.
Fünf Minuten später kehrte sie zu den anderen zurück. „Ich habe mit dem Zirkus telefoniert“, sagte sie. „Man will die Straße beobachten. Wenn der Wagen mit Sadie kommt, wird er angehalten und umstellt. Wisst ihr, es ist gar nicht so schwer, das Auto zu erkennen, denn die Straße nach Pfalzburg wird im Allgemeinen kaum befahren.“
„Das war eine tolle Idee, Carlotta“, sagte Hanni. „Aber wäre es nicht besser gewesen, die Polizei zu alarmieren?“
„Daran habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte Carlotta ehrlich. „Weißt du, beim Zirkus ruft man die Polizei nicht wegen jeder Kleinigkeit – die meisten Vorfälle werden dort ohne fremde Hilfe geregelt. Aber jetzt werde ich losziehen und mir den Spaß aus der Nähe ansehen. Ich kenne den Weg nach Pfalzburg – aber ich nehme nicht das Fahrrad!“
„Wie willst du denn sonst hinkommen?“, fragte Hanni.
„Zu Pferd“, sagte Carlotta. „Ich schnappe mir eines der Pferde, auf denen ich immer reite, wenn ich frühmorgens weggehe. Sie stehen hier ganz in der Nähe. Sie kennen mich gut und gehorchen mir aufs Wort. Doch ich muss gehen, sonst ist der ganze Spaß vorbei.“
Sie verschwand eilig. Die Zwillinge, Elli und Helene starrten Carlotta nach. Carlotta war wirklich eine erstaunliche Person. Sie ging immer geradewegs auf ihr Ziel los – und nichts konnte sie dabei behindern. Kurz darauf hörten sie Hufe klappern – und das war das Letzte, was sie in dieser Nacht von Carlotta vernahmen.
Rettung in letzter Minute
Carlotta kannte die nähere Umgebung der Schule recht gut. Auf ihrem Pferd ritt sie quer über Felder und Hügel, wobei es ihr zugute kam, dass sie einen ausgeprägten Ortssinn besaß. Die ganze Zeit dachte sie über die Sache nach. Als ihr dabei Helene in den Sinn kam, lächelte sie grimmig.
„Hoffentlich komme ich rechtzeitig nach Pfalzburg!“, sagte sie laut vor sich hin, während sie durch die Nacht galoppierte.
Natürlich kam sie nicht rechtzeitig an; ein Auto fährt nun einmal schneller. Außerdem hatten die Entführer einen großen Vorsprung. Bevor Carlotta in der kleinen Stadt anlangte, sah sie schon die großen Lampen auf dem Zirkusgelände brennen. Eilig ritt sie darauf zu. Das Pferd setzte im Sprung über den hölzernen Lattenzaun und Carlotta sprengte auf die Wohnwagen zu.
„Wer ist da?“ hörte sie eine Stimme rufen.
„Oh, Hannes – ich bin es, Carlotta“, schrie das Mädchen. „Habt ihr sie?“
„Alles in Ordnung“, sagte der Mann und trat auf das Pferd zu. „Wir haben das Mädchen! Sehr hübsch, nicht wahr?“
„Ja, das ist sie.“ Carlotta lachte. „Und wie ich Sadie kenne, hat sie sich sofort einen Kamm ausgeliehen, und nun bringt sie ihre Haare in Ordnung oder pudert ihre Nase oder poliert ihre Fingernägel! Erzähl mir, wie alles verlaufen ist!“
„Nun, nach deinem Anruf schleppten wir einen Wohnwagen auf die Straße und stellten ihn quer. Die Fahrbahn ist hier sehr schmal, so
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