in neuen Abenteuern
geschehen war, und Hanni und Elli lauschten überrascht.
„Ich finde die ganze Sache recht seltsam“, sagte Carlotta, „sehr seltsam sogar!“
„Ich auch“, meinte Elli, die ein unbehagliches Gefühl hatte. „Ich kann Sadie so gut leiden. Es kann doch wohl nicht sein – ihr denkt doch nicht, dass sie vielleicht entführt worden ist? Sie hat mir erzählt, dass sie drüben in Amerika beinahe in die Hände von Verbrechern gefallen wäre, die ihre Mutter erpressen wollten. Sie ist mächtig reich, müsst ihr wissen. Deshalb hat ihre Mutter sie auch zu uns herübergeschickt. Sie fürchtete nämlich, dass Sadie noch immer in Gefahr sei. Sadie hat mir das alles erzählt.“
Carlotta fand eine solche Geschichte glaubhafter als die nüchterne Hanni. Sie sprang sofort aus dem Bett.
„Zuerst sollten wir Petra fragen, woher sie den Brief hat“, schlug Carlotta vor.
„Sie ist erkältet“, sagte Hanni. „Sie liegt drüben im Krankenzimmer.“
„Dann gehen wir dorthin“, flüsterte Carlotta. „Weck Nanni auf! Beeil dich, Hanni!“
Kurze Zeit später rannten die Zwillinge, Elli und Carlotta zu dem kleinen Gebäude, das etwas von der Schule entfernt lag. Dort waren die Zimmer, in denen die Kranken untergebracht wurden, damit sie ihre Mitschülerinnen nicht ansteckten. Die Haustür war verschlossen, aber im Erdgeschoss stand ein Flurfenster offen. Carlotta stemmte sich hoch und stieg ein. Sie konnte klettern wie eine Katze.
Leise schlich sie durch den Flur und stieg die Treppe hinauf. Ein schwacher Lichtschein leuchtete durch die Ritzen einer Tür und Carlotta trat vorsichtig ein. Petra lag hellwach in dem kleinen Zimmer und kühlte ihre Stirn mit einem nassen Tuch. Sie war sehr überrascht und erschrak, als Carlotta plötzlich vor ihrem Bett stand.
„Pssst“, flüsterte Carlotta, „ich möchte dich nur schnell etwas fragen! Petra, woher hattest du eigentlich diesen Brief, den du mir heute gabst?“
„Helene und ich haben einen komisch aussehenden Mann getroffen, drunten auf der kleinen Wiese in der Nähe des alten Bauernhauses“, berichtete Petra. „Er hat gesagt, wir sollten für ihn einen Brief mitnehmen. Helene hat den Brief eingesteckt, um ihn dir zu bringen. Aber sie hatte keine Zeit, dich zu suchen – und deshalb habe ich ihn dir gegeben. Du solltest um 11 Uhr auf der kleinen Wiese sein, um den Mann zu treffen – oder vielleicht auch jemand anders, so genau weiß ich es nicht. Warum fragst du? Ist etwas passiert?“
„Der Brief war nicht an mich gerichtet“, erwiderte Carlotta, „er war für Sadie! Sagte der Mann wirklich, er sei für mich?“
„Nein, nicht direkt! Eigentlich wurden gar keine Namen erwähnt.“
Petra versuchte angestrengt, sich an das Gespräch zu erinnern. „Aber Helene war der festen Meinung, dass der Mann dich meinte.“
„Jetzt verstehe ich alles“, sagte Carlotta grimmig. „Und ich weiß auch, wo Helene ist! Als sie den Mann sah, hat sie sofort gedacht, er sei einer meiner ordinären Zirkusfreunde, wie sie sie nennt – und sie hat sich vorgenommen, mir nachzugehen und alles auszuspionieren. Ich kenne Helene! Aber wie es nun einmal ist, der Brief war gar nicht für mich – und ich habe das Gefühl, dass Sadie in Gefahr ist. Sicher ist sie zu der kleinen Wiese hinuntergegangen – und ich wette meinen Kopf, dass Helene ihr folgt und sie nicht aus den Augen lässt.“
„Ja, sie wollte dir doch nachspionieren“, sagte Petra und fühlte sich plötzlich sehr elend. Tränen rannen ihr die Wangen herunter. „Oh Carlotta“, schluchzte sie, „alle glauben, ich sei Helenes Freundin – aber ich kann sie gar nicht leiden. Dieser Zustand macht mich ganz krank. Weißt du, ich habe richtig Angst vor Helene.“
„Mach dir jetzt keine Sorgen“, sagte Carlotta tröstend und tätschelte Petras heiße Hand. „Wir werden uns Fräulein Sauertopf schon noch vorknöpfen. Wenn sie sich nicht vorsieht, kommt sie in ernste Schwierigkeiten. Das verdient sie!“
Carlotta verließ rasch das Zimmer und kehrte zu ihren Freundinnen zurück, die ungeduldig auf sie warteten.
Sie berichtete kurz, was sie von Petra erfahren hatte.
„Wäre es nicht am gescheitesten, wir wecken Frau Theobald auf?“, fragte Hanni bestürzt.
„Nein – wir schauen erst mal nach, was eigentlich los ist. Vielleicht passiert gar nicht viel“, meinte Carlotta. „Jetzt gehen wir zu der kleinen Wiese und sehen uns dort um!“
Die vier Mädchen holten ihre Fahrräder und fuhren den Feldweg entlang, der zu
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