in neuen Abenteuern
sagte Helene. „Wir beide stehen heute Nacht um halb elf auf und kommen hierher. Wir verstecken uns hinter der Hecke und hören uns genau an, was Carlotta mit ihrem Zirkusfreund zu besprechen hat. Wenn sie noch mehr Dummheiten plant, können wir sie Frau Theobald melden.“
Petra starrte Helene verzweifelt an. „Das kann ich nicht tun“, sagte sie. „Das kann ich wirklich nicht!“
„Dann wirst du dich halt dazu zwingen“, befahl Helene und betrachtete Petra mit ihren kalten grauen Augen. Petra fühlte sich zu müde und schwach, um mit Helene zu streiten. Ergeben nickte sie mit dem Kopf. Schweigend gingen beide zurück.
Kurz vor der Schule begegneten sie Hilda. Sie rief Helene sofort zu sich. „Komm einmal her“, sagte sie und deutete auf das Gartenbeet, das die Klasse gemeinsam zu betreuen hatte. „Du bist diese Woche an der Reihe, das Unkraut zu jäten. Bis jetzt hast du noch keinen Finger gerührt. Du denkst wohl, du könntest dich vor allen Pflichten drücken? Du fängst jetzt sofort an zu arbeiten oder es wird dir noch leid tun!“
„Ich muss nur noch schnell etwas erledigen“, murmelte Helene. „In einer Minute bin ich zurück.“
„Lass das nur jemand anders für dich machen!“ Hildas Stimme klang verärgert. „Ich kenne deine kleinen Tricks, Helene – du musst immer noch gerade dies und das tun, und dann ist es Zeit fürs Abendessen – und du bist wieder einmal fein heraus!“
„Ich gebe den Brief für dich ab“, sagte Petra mit matter Stimme. Sie konnte dieses Gespräch nicht einen Augenblick länger ertragen. Mit düsterem Gesicht reichte ihr Helene den Brief. Petra ging weg, um Carlotta zu suchen. Sie fand sie mit den anderen im Gemeinschaftsraum. Petra lief auf sie zu und hielt ihr den Brief hin.
„Für dich!“, sagte sie. Carlotta packte den Umschlag und riss ihn auf, ohne auf die Anschrift zu achten. Neugierig begann sie zu lesen. Aber schon sehr bald sah sie erstaunt auf und nahm den Umschlag zur Hand.
„Das ist ja gar nicht für mich“, sagte sie, als sie die Adresse gelesen hatte, und schaute sich nach Petra um. Doch das Mädchen war schon gegangen. „Der Brief ist an Sadie. Anscheinend hat Petra nicht auf die Anschrift geachtet. Wie seltsam! Elli, wo ist eigentlich Sadie?“
„Sie macht sich eine neue Frisur“, sagte Elli. Jemand lachte. Wenn Sadie gesucht wurde, war sie immer mit ihrem Haar, ihren Fingernägeln oder ihrem Gesicht beschäftigt. Carlotta grinste und verließ den Raum, um Sadie zu suchen.
„Hallo, Sadie“, sagte sie, als sie das Mädchen im Waschraum entdeckte. „Hier ist ein Brief für dich. Es tut mir leid, aber ich habe ihn aus Versehen geöffnet. Petra, dieser Dummkopf, hat ihn mir gebracht und gesagt, er sei für mich. Keine Angst, ich habe ihn nicht gelesen.“
„Von wem ist er denn? Wie hat ihn Petra eigentlich bekommen?“, fragte Sadie neugierig und nahm den Brief.
„Weiß ich nicht“, sagte Carlotta und ging. Sadie öffnete den Umschlag und nahm den weißen Bogen heraus. Sie las den Brief und runzelte die Stirn. Sie dachte angestrengt nach und überflog noch einmal den Text. Er lautete:
Liebe Sadie,
erinnerst du dich an dein altes Kindermädchen Hanna? Nun, ich bin zur Zeit hier in Deutschland und würde dich gern einmal wiedersehen. In deiner Schule will ich dich nicht besuchen. Kannst du vielleicht zu der kleinen Wiese kommen, die in der Nähe des alten Bauernhauses liegt? Ich bin heute Nacht um 11 Uhr dort.
Hanna
Sadie hatte Hanna sehr gern gemocht. Hanna war mehrere Jahre ihr Kindermädchen gewesen. Sadie wunderte sich sehr, dass Hanna in Deutschland war – sie hatte immer angenommen, sie lebe in Amerika. Warum wollte sie mit ihr sprechen? War irgendetwas passiert? Und sollte sie es Elli erzählen? Schließlich entschloss sie sich, nichts zu sagen. Elli war zwar ein liebes Mädchen, aber sie war ein wenig dumm – und konnte leicht alles in die Welt hinausposaunen.
Sadie steckte den Brief in die Tasche und ging wieder zu den anderen. „Hallo“, sagte Elli. „Ich habe mich schon gewundert, wo du steckst. Es ist Zeit fürs Abendessen.“
Während des Essens war Sadie ziemlich schweigsam. Sie war beunruhigt. Eigentlich wollte sie Petra fragen, woher sie den Brief hatte – aber Petra war nicht in den Speisesaal gekommen.
„Sie hat schreckliches Kopfweh“, sagte Jenny, „und Frau Roberts hat sie zur Hausmutter geschickt. Ich glaube, sie hat Fieber.“
Helene war nicht traurig darüber, dass sie heute Nacht ohne
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