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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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habe ich in prima persona miterlebt, was weiter geschah.
    Wallenrode war sehr erbost darüber, dass er wie ein gemeiner Verbrecher zum König zitiert wurde. Grimmigen Mutes eilte er mit den ungarischen Soldaten an der Bischofskirche vorbei und durch die Münstergasse zum Freiburger Hof, wo der König inzwischen Quartier genommen hat. Sein schwarzer Mantel mit dem Tatzenkreuz sauste zornig im Wind. Hinter ihm liefen seine Gefolgsleute durch das Menschengedränge und mussten sich sehr bemühen, mit ihrem Herrn Schritt zu halten, und ich wiederum versuchte, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Der König empfing den Erzbischof im Piano Nobile des Patrizierhauses, doch bevor Wallenrode Klage führen konnte über seine Behandlung, fuhr ihm Sigismund, noch erhitzt vom Wein und vom Tod des Polen, in die Parade. Wie der Orden dazu komme, den Frieden in der Konzilsstadt zu stören, für den er, der Römische König, höchstpersönlich im Wort stehe, wollte er mit drohender Gebärde wissen.
    Doch Wallenrode ließ sich nicht beeindrucken, mit hocherhobenem Haupt nahm er die Anschuldigungen des Königs entgegen, dann hob er den Arm und schwor bei allen Heiligen des Himmels, vor allem bei der Jungfrau Maria, der Heiligen Elisabeth und dem Heiligen Georg, dass der Deutsche Orden nichts mit dem Giftanschlag auf den polnischen Ritter zu tun habe. Irgendeiner von den Dreien muss ihn gehört haben, denn Sigismund beruhigte sich tatsächlich und glaubte ihm, dass die Deutschritter für diesmal unschuldig seien.
    Da tauchte plötzlich auch noch der Inquisitor Johannes Falkenberg auf. Offenbar hatte ein Bediensteter von Wallenrode ihn zur Verstärkung rufen lassen. Als er zu reden begann, ließ mir seine leise, hohe Stimme eiskalte Schauer über den Rücken rieseln, sodass ich mir unwillkürlich vorstellte, wie sich arme ketzerische Sünder vor diesem Inquisitor fühlen mochten. Er fragte nun, ob Sigismund wirklich glaube, die Deutschordensritter seien so dumm, einen Anschlag direkt vor den Augen des Königs zu verüben, ja, er stellte sogar die Vermutung auf, die Polen selbst hätten womöglich den Giftmord inszeniert, um dem Orden zu schaden und die Konzilsteilnehmer auf ihre Seite zu bringen, so wie sie das ja auch mit reichen Geschenken versuchten. Dabei fiel sein Blick auf den Pelzmantel, den Sigismund achtlos auf eine Truhe geworfen hatte, während ein falsches Lächeln seinen dürren Mund umspielte.
    Das war dem König aber nun wohl zu viel der Spekulation und der Verdächtigungen. Auch hatte ich den Eindruck, dass er Falkenberg nicht besonders mochte. Etwas ärgerlich und ratlos entließ er die schwarzen Ritter und ihren dominikanischen Inquisitor, und damit auch mich als ihren Begleiter und Zeugen. Zum Abschied sagte er nur noch: »Herr Wallenrode, Euer Wort genügt mir fürs Erste, alles andere wird der Vogt klären.«
    Aber wenn nicht die Ordensritter für den Tod des Polen verantwortlich sind, wer dann?
    Obwohl der Tote anscheinend nicht das Mal der Schlange aufwies, frage ich mich, ob womöglich der Mörder, der die anderen Unglücklichen auf dem Gewissen hat, nicht auch hier seine Hand im Spiel hatte. Wieder ist jemand durch Gift ums Leben gekommen.
    Aber warum? Warum mussten all diese Menschen sterben? Was bezweckt der Attentäter damit? Will er um jeden Preis dieses Konzil stören? Oder Sigismund bloßstellen?
    Oder haben die Morde in Wirklichkeit doch nichts miteinander zu tun, und der Pole ist – wie zunächst von Sigismund vermutet – dem Hass der deutschen Ritter zum Opfer gefallen? Um ehrlich zu sein, der grimmige Schwur des Erzbischofs hat mich nicht wirklich überzeugt.
    Sigismund wäre wahrscheinlich froh gewesen, wenn sich gleich herausgestellt hätte, dass einer der Deutschritter den Polen umgebracht hat. Nun muss auch er sich weiter fragen, ob und wie all diese Todesfälle zusammenhängen.
    Die Stimmung in der kleinen Stadt ist gedrückt. Bei den vielen Menschen, die sich gegenwärtig hier aufhalten, ist es äußerst fraglich, ob der Stadtvogt den Täter so leicht finden wird.
    Ich möchte nicht in des Vogtes Haut stecken!

    Aus dem mörderischen Costentz grüßt Dich

    Dein Poggio

    *
    Der einzige Tisch, an dem es noch Platz gab, war der des Scharfrichters. Da die Menschen seine Nähe scheuten, drängten sie sich lieber in dichten Trauben um die anderen Tische, doch Giovanni ließ sich weder durch Egli Lochers unehrbaren Beruf noch durch dessen düstere Miene oder die große Dogge abschrecken. Nachdem er

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