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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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gefroren und umrahmten eine im Todeskampf eingefrorene Fratze, die aussah wie eine schaurige Fastnachtslarve.
    »Der fremde Küchenknecht!«, entfuhr es Giovanni. »Der Giftmörder!«
    Der Henker seufzte tief.
    »Dann ist er es also tatsächlich. Ich hatte es mir fast gedacht.«
    »Was ist passiert, Meister Egli?«, fragte Giovanni aufgeregt. »Habt Ihr ihn umgebracht?«
    »Ich?« Der Henker sah drein, als ob er gleich auf ihn losgehen würde. »Seid ihr verrückt? Ich hab ihn gefunden, den verdammten Kerl, und erst dachte ich, dass er ertrunken sei. Aber dann hab ich das hier entdeckt.«
    Er drehte den Toten wieder auf den Bauch, und nun sahen sie im Mondlicht etwas blinken. Bei näherem Betrachten erkannten sie, dass aus seinem Rücken der kupferbeschlagene Schaft eines Bolzens herausragte, genau an der Stelle, wo das Herz war.
    »Der Mörder hat seinen Richter schon gefunden, und der Rhein sollte ihn wohl mit sich forttragen, aber er hat den Körper nur bis zum Paradies geschwemmt.«
    »Seine Seele schmort aber gewiss in der Hölle!«, sagte Cunrat, der an den grässlichen Tod des polnischen Grafen denken musste.
    »Wahrscheinlich haben ihn die Stadtwachen erwischt, als er über die Rheinbrücke fliehen wollte, und mit der Armbrust versucht, ihn aufzuhalten«, mutmaßte Giovanni. »Wir müssen sofort dem Vogt Bescheid geben. Diesmal wird er sich über unsere Nachricht freuen, Cunrat!«
    Doch da baute sich der Henker drohend vor ihnen auf, und sogar der Hund begann wieder zu knurren. »Das werdet ihr nicht tun!«
    Erschrocken wich Giovanni zurück. »Was habt Ihr denn, Meister Egli, wenn Ihr Euch nichts habt zuschulden kommen lassen, warum sollen wir den Fall nicht melden?«
    »Dieser Bolzen stammt nicht von einer städtischen Armbrust«, erklärte der Scharfrichter. »Das ist ein Kriegsbolzen! Und wer den abgeschossen hat, wusste genau, was er tat. Zwischen den Rippen hindurch hat er ihn ins Herz getroffen. Von hinten. Und dann wollte er die Leiche im Rhein verschwinden lassen.«
    »Haben die Polen Rache genommen für den toten Grafen?«
    Egli Locher zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Aber das ist noch kein Grund, seinen Tod nicht dem Vogt anzuzeigen«, beharrte Giovanni.
    Da bat der Scharfrichter sie, mitzukommen. Sie ließen den Toten im dunklen Ehgraben zurück und betraten das Haus. Cunrat fühlte sich unbehaglich, seinen Fuß in die Behausung eines Henkers zu setzen. Locher lebte allein mit einer alten Magd, und das sah man der Einrichtung an. In der niedrigen Stube standen nur wenige grob behauene Möbel, ein Tisch, eine Bank, eine Truhe und zwei Stühle. Immerhin gab es einen Ofen, der noch warm war und den er jetzt nachheizte. In einer Ecke lag eine strohgefüllte Matratze für den Hund. Der rollte sich sofort darauf ein. Dann holte der Scharfrichter drei Becher und einen Krug mit Wein, bevor er langsam und stockend zu erzählen begann, unter welchen Umständen er den Toten gefunden hatte.
    Am Nachmittag desselben Tages hatte ihn der Herr von Weißenstein zum großen Stall beim Schottenkloster im Paradies rufen lassen. Eine seiner Stuten hatte ein Fohlen bei Fuß, und mit dem Tier stimmte etwas nicht, es schäumte und die Hinterbeine waren gelähmt, sodass es nicht mehr aufstehen konnte. Dem Henker, der auch als städtischer Schinder amtierte, war sofort klar, dass es die stille Wut hatte. Der Besitzer musste wohl so etwas geahnt haben, dass er ihn hatte rufen lassen. Locher blieb nichts anderes übrig, als das Füllen abzustechen. Doch der Herr von Weißenstein wollte nicht, dass jemand davon erfuhr, denn womöglich hätten die Besitzer der anderen Pferde im Stall ihm Ärger gemacht, aus Angst vor Ansteckung. Also gab er dem Abdecker drei Rheinische Gulden, damit er das Tier heimlich auf dem Schindanger begrabe. Sie deckten es mit Stroh ab, und als es dunkel wurde, fuhr Locher mit dem Schlitten vor. Seinem Pferd Schneeflocke hatte er ein Tuch umgebunden, damit es sich nicht anstecken konnte. Dann lud er mithilfe des Besitzers das tote Fohlen auf den Schlitten.
    »Aber dann hatte ich keine Lust, das Vieh auf dem steinhart gefrorenen Schindanger zu begraben. Also hab ich beschlossen, es in den Rhein zu werfen. Versteht ihr? Das ist nicht erlaubt, aber was hätte ich denn tun sollen bei dem Frost? Ich bin den Fluss entlang gefahren bis zum Bach beim äußeren Paradieser Wall, der in den Rhein fließt. Dort war das Wasser offen, also hab ich die Mähre von der Böschung geworfen, und der

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