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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Giebelfenster des nächstgelegenen Patrizierhauses gespannt hatte und mit einem langen Balancierstab in den Händen von einer Seite zur anderen spazierte, als ob er nicht in luftiger Höhe, sondern auf der Gasse neben ihnen unterwegs wäre.
    Doch während sie noch die Hälse reckten und dabei von allen Seiten gestoßen und geschoben wurden, fluchte Giovanni plötzlich los. Ein magerer Junge mit rußbeschmiertem Gesicht und schwarzem Lockenschopf drängte sich hinter ihm durch die Menge davon.
    »Haltet den Dieb!«, schrie Giovanni. »Er hat meinen Beutel geklaut!«
    Cunrat sah den Burschen in den Arkaden der Plattengasse verschwinden und mühte sich, ihm hinterherzukommen. Giovanni lief parallel dazu auf der Straße in die Richtung, in die der Beutelschneider geflüchtet war. Am Oberen Markt trafen sich die beiden Bäckergesellen wieder, doch der Junge war in der Menge verschwunden.
    »Verflucht seien Gott und alle seine Heiligen!« Giovanni konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Cunrat dachte, dass der Venezianer mit seinem Fluch wahrscheinlich gar nicht so unrecht hatte, gewiss war der Diebstahl die Strafe Gottes oder eines seiner Heiligen gewesen, weil Giovanni sich der Zwergin gegenüber als geizig erwiesen hatte. Geiz war eine der sieben Todsünden.
    »War denn soviel Geld in dem Beutel? Ich kann dir etwas geben, wenn du brauchst.«
    Cunrat war sehr stolz gewesen, als er von dem Geld, das ihm ein Stadtwächter im Namen von Bärbeli überbracht hatte, endlich seine Schulden bei Giovanni hatte vollständig tilgen können, und nun sah er sich sogar in der Lage, Darlehen zu gewähren.
    »Geld, Geld, es geht nicht nur ums Geld!« Giovanni schüttelte seine Hände auf typisch welsche Art und sah Cunrat zornig an ob seiner Begriffsstutzigkeit. »Meine kleinen Freunde waren da drin, verstehst du?« Dann machte er eine Handbewegung, als ob er mit Würfeln spielte.
    Cunrat verstand. Die Würfel waren eine von Giovannis Haupteinnahmequellen gewesen, um Lucia freizukaufen.
    »Dann musst du dir eben wieder welche besorgen! Costentz ist bekannt für seine Würfelmacher.«
    Nun wurde der Blick des Venezianers fast mitleidig. Er schüttelte den Kopf. »Cunrat, solche Würfel kann man hier nicht kaufen. Ein Freund hatte sie für mich angefertigt, sie sind einzigartig, verstehst du?«
    Da war auch Cunrat mit seinem Helferlatein am Ende.
    »Lass uns in die Haue gehen, einen Becher trinken, bevor wir Gretli abholen. Ich lade dich ein!«
    Auch sein Mädchen würde heute den Abend freihaben, um mit ihnen den Karneval zu feiern.
    Giovanni blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Als sie in die Nähe der Haue kamen, entdeckte Cunrat plötzlich zwischen den Köpfen der Leute vor ihnen einen schwarzen Lockenschopf.
    »Giovanni, pass auf!«, sagte er leise zu seinem Freund, um den Dieb nicht vorzuwarnen. »Da vor uns ist dein Beutelschneider. Er kommt uns entgegen. Geh du ein Stück da rüber, dann kann er uns nicht entwischen.«
    Tatsächlich sah sich der Junge plötzlich dem langen Bäckergesellen gegenüber, wollte kehrt machen und lief dabei Giovanni direkt in die Arme. Der packte ihn an Arm und Haaren und hielt ihn fest.
    »So, du nichtswürdige Kreatur, du Galgenstrick!«, rief er triumphierend. »Jetzt wirst du mir sofort meinen Beutel wiedergeben!«
    Da begann der Junge laut zu schreien, sodass die Umstehenden aufmerksam wurden.
    »Was wollt Ihr von mir? Ich hab nichts getan, ich bin unschuldig! Hilfe, so helft mir doch, ich werde überfallen!«
    Einige Leute blieben stehen, um zu beobachten, was weiter geschehen würde. Giovanni wies Cunrat an, den Übeltäter festzuhalten, damit er ihn durchsuchen konnte. Doch er fand nichts. Der Junge hatte nicht einmal einen eigenen Beutel bei sich, auch kein Messer, nur die Kleider, die er auf dem Leib trug. Während sie ihn abtasteten, fuhr er fort lautstark zu jammern.
    »Herr, ich sag Euch doch, dass ich nichts habe. Ich bin unschuldig, nur ein armer Weberlehrling. Lasst mich los!«
    Dann begann er heftig zu weinen, dicke Tränen liefen ihm über die Wangen. Dennoch ließ Giovanni noch nicht ab.
    »Wo hast du meinen Beutel gelassen, du Höllengauch?«
    »Ich schwöre Euch, Herr, ich weiß nicht, wovon Ihr redet!«
    Am Ende blieb den beiden nichts anderes übrig, als den vermeintlichen Dieb laufen zu lassen.
    »Vielleicht war es ja doch ein anderer«, meinte Cunrat, doch Giovanni fluchte weiter vor sich hin. Als der lange Bäckergeselle sich noch einmal nach dem Jungen umsah, bemerkte

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