In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Scharfrichter hatte ihn tot am Flussufer gefunden und in die Stadt gebracht. Dabei haben ihn die Bäcker beobachtet und mir anschließend davon berichtet.
So bin ich mit Cunrat (sein Kumpan vergnügte sich währenddessen mit einer Frau, die ich kurz zuvor genossen hatte, aber das ist eine andere Geschichte) zum Hause des Scharfrichters gegangen. Es war schon spät abends, der Nachtwächter rief bereits die elfte Stunde aus. Der Henker staunte nicht schlecht, dass wir um diese Zeit noch an seine Tür klopften, aber als er mich sah, erkannte er offensichtlich den Gefolgsmann des Papstes Johannes, und so wagte er nicht, uns fortzuschicken. Cunrat machte ihm klar, dass ich den Toten sehen wollte, worauf er uns hinter sein Haus führte, wo er den Leichnam unter einem Haufen Reisig verborgen hatte. Der Tote hatte einen Armbrustbolzen im Rücken stecken, und zwar einen teuren Drehbolzen mit Kupferblättchen am Schaft, was mich natürlich sofort in meiner Skepsis hinsichtlich der Unschuld der Deutschordensritter bestärkt hat. Da der Scharfrichter wegen einer anderen Sache Angst hatte, den Leichenfund dem Stadtvogt anzuzeigen, erklärte ich mich bereit, dies für ihn zu übernehmen.
So brachten die beiden den toten Mörder zum gefrorenen Wasserlauf am sogenannten Ziegelgraben direkt an der Stadtmauer, nicht weit von der Badstube entfernt, in der ich mich an jenem Abend entspannt hatte. Dann verschwanden sie, während ich den nächsten Stadtwächter anrief, dessen ich habhaft werden konnte, und ihm erzählte, dass ich soeben eine Leiche gefunden hätte, und dass sie den Stadtvogt Hanns Hagen informieren sollten, was auch umgehend geschah. Der Vogt kam nur kurze Zeit darauf heftig schnaufend angelaufen. Er nahm den Toten in Augenschein und wollte genau von mir wissen, wo und unter welchen Umständen ich ihn gefunden hatte. Ich erklärte ihm, dass ich aus dem Bad gekommen war und mich am Ziegelgraben hatte erleichtern wollen, wobei ich fast auf den Leichnam getreten wäre. Er nahm mir die Geschichte ab, und als er das Antlitz des Toten sah, muss er sofort begriffen haben, dass er den Mörder des polnischen Ritters vor sich hatte. Einerseits schien er erleichtert, dass er die Suche nach dem Unbekannten nun einstellen konnte, aber andererseits war auch dieser auf unnatürliche Weise ums Leben gekommen, was die Sache für den Vogt wohl nicht vereinfachte. Sicherlich hätte er dem König lieber einen lebenden Schuldigen präsentiert, den man dann vor aller Augen hätte aufs Rad flechten können, um den Leuten zu zeigen, dass in der Stadt Costentz Sicherheit und Gerechtigkeit herrschen. Übellaunig gab er seinen Männern Anweisung, den Toten unauffällig fortzuschaffen, doch ich fragte ihn, ob dies nicht der Mörder des Polen sei, mir schiene es so, als habe der Zeuge ihn derartig beschrieben. Da sah er mich misstrauisch an, und in seinem holprigen Latein erwiderte er, das sei möglich, aber nicht sicher. Er müsse den Zeugen erst noch einmal befragen. Und als ich noch wissen wollte, was für ein Bolzen es seiner Meinung nach sei, der im Rücken des Opfers steckte, und die Vermutung äußerte, dass das doch ein Kriegsbolzen sei, vielleicht von einem Deutschordensritter, da wurde er unhöflich laut und sagte, er müsse den Bolzen erst entfernen und genauer in Augenschein nehmen, bevor er dazu ein Urteil abgeben könne. Und nun solle ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Dem fügte er einige deutsche Worte hinzu, die ich nicht verstand, was vermutlich auch besser war. Offensichtlich gefiel es ihm nicht, dass ich mich in seine Nachforschungen einmischte. Sie sind einfach ein Volk von barbarischen Grobianen, diese Deutschen! Aber immerhin hatte ich mein Ziel erreicht, dass der Vogt sich um die Sache annahm. Wenn die Herren Ritter vom Deutschen Orden etwas mit dem Anschlag zu tun haben, dann wird er es vielleicht herausfinden, denn bei aller Grobheit halte ich ihn doch für einen klugen Mann.
Wie übrigens auch mein tumber Bäckergeselle sich zunehmend als gar nicht so dumm erweist. Stell Dir vor, er hat das Rätsel des Juden um das seltsame Mal, das die ersten Toten trugen, gelöst! Beim Festmahl fiel ihm nämlich auf, dass Königin Barbara mit einem ungewöhnlichen Essinstrument ihren Kuchen zu sich nahm: Sie benützte eine winzige Gabel mit zwei Zinken. Nun stelle dir vor, man taucht eine solche Gabel in Gift und drückt sie einem armen Opfer in die Haut. Ich würde meinen Kopf verwetten, dass sie genau dieselben
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