Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
gekommen?«
    »Und das geheime Gemach?«
    »Welches geheime Gemach?«
    Nun war es doch an Giovanni, Lucia und Poggio von ihrer Entdeckung in der Haue zu berichten, dass es dort eine verborgene Kammer gebe, durch eine Tür mit richtigem Schloss gesichert, von der aus ein Verbindungsgang zur Stadtmauer führe. Und dass Karolina Tettingerin vielleicht über diesen Gang vor ihrem Mörder auf die Stadtmauer geflüchtet war, wo er sie dann eingeholt und getötet hatte. Und dass der neue Wirt Sebolt Schopper glaubte, in dem Zimmer, von wo aus man in das Geheimgemach gelangte, spuke es.
    »Hatten die Tettingers denn Gäste aus Mailand?«, wollte Lucia wissen.
    »Nur in der Schänke, nicht zum Schlafen, soviel ich weiß«, antwortete Giovanni. »Es haben sich vor allem Deutsche und Böhmen dort einquartiert.«
    »Und der Conte!«, warf Cunrat ein.
    »Ja, aber der kommt aus San Marino, nicht aus Mailand, und er war mit den Tettingers befreundet.«
    »Böhmen? Boemi?«, fragte da Poggio. Auf Giovannis Nicken meinte er aufgeregt, die Sache habe womöglich etwas mit dem Ketzer Jan Hus zu tun.
    »Gehörten vielleicht Tettinger und seine Schwester zu seinen Anhängern?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Cunrat, nachdem Lucia die Frage übersetzt hatte. »Und wenn, es gibt viele Costentzer, die zu seinen Predigten gingen, als er noch nicht gefangen war, und die seine Worte schätzten.« Er musste an Bärbeli denken.
    Giovanni stimmte ihm zu. »Außerdem würden die Gegner wohl eher den Ketzer selber umbringen als seine Anhänger.«
    Dagegen wusste Poggio nichts zu sagen. Giovanni stand auf und nahm Lucias Hand.
    »Wie auch immer, würdest du jetzt mit mir nach oben kommen? Sonst schließt Rosshuser.«
    Er warf Poggio noch einen feurig-warnenden Blick zu, dann stand Lucia lächelnd auf und folgte ihm die Treppe hoch in ihre Schlafkammer. Rosshuser, Poggio und Cunrat sahen den beiden nach, wobei jeder sich seine eigenen Gedanken machte.
    Nach einer Weile fragte Poggio: »Giovanni liebt viel Lucia?«
    Cunrat nickte. »Ja, viel!«
    Poggio seufzte, dann wechselte er das Thema. Unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen versuchte er Cunrat auf Deutsch klarzumachen, dass er ihn zum Haus von Egli Locher führen solle. Der Bäckergeselle begriff schließlich und machte sich mit dem Papstsekretär auf den Weg.

    *

    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 8. Tag des Februars, genannt der Narrenmond, im Jahre des Herrn 1415

    Ich, Poggio, entbiete Dir, meinem Niccolò, einen herzlichen Gruß!

    Narrenmond nennt man hierzulande den Februar, und mir scheint, dass dieser Name angemessen ist. Immer närrischer werden die Forderungen der Gegner unseres Papstes Johannes.
    Kardinal Fillastre hat öffentlich den Rücktritt aller drei Päpste gefordert, und Pierre D’Ailly hat gar bereits eine Zessionsformel für Johannes vorgelegt, mithin ein Dokument, das diesem den Rücktritt erleichtern soll. Und stell dir vor, er fordert, dass bei den Sitzungen des Konzils nicht nur Kardinäle und Bischöfe ein Stimmrecht haben sollten, sondern auch Könige und Fürsten, ja sogar Universitätsgelehrte! Als ob man bei Entscheidungen in genuin kirchlichen Fragen ohne Weiteres irgendwelche weltlichen Würdenträger mit heranziehen könnte! Und gestern haben die drei anderen Nationen, die englische, die deutsche und die französische, tatsächlich die Abstimmung nach Nationen beschlossen! Natürlich hat sich die italienische Nation dem nicht angeschlossen, aber man glaubt sich wirklich in einem Tollhaus.
    Johannes reagiert auf seine Weise. Er ernennt viele neue Prälaten und verspricht ihnen Geld und Pfründen, in der Hoffnung, dass seine Anhängerschaft immer noch genügend groß sein wird, wenn die anderen tatsächlich versuchen sollten, ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit und Proporz beim Konzil durchzusetzen. Das gibt natürlich viel Arbeit für uns Sekretäre, weil wir all die Ernennungsurkunden ausfertigen müssen. Unsere Lügenküche ist daher schon seit einiger Zeit geschlossen, nur noch selten treffe ich die Freunde in der Pfalz, aber hin und wieder stehle ich mich fort, um meinem überarbeiteten Gemüt entweder die Tröstungen einer Frau zu gewähren oder meine neuen Costentzer Freunde zu treffen.
    Die beiden Bäckergesellen sind sehr interessiert an der Aufklärung der unheimlichen Morde, und als ob sie den Tod gleichsam anziehen würden, sind sie nun auf eine weitere Leiche gestoßen, nämlich den mutmaßlichen Mörder des Polen. Der

Weitere Kostenlose Bücher