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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Kämpfers, der vom Herold als Herzog von Schlaffanien angekündigt wurde. Über dem Harnisch trug er einen rot-silbernen Wappenrock mit wehendem Mantel, den der Wind aufbauschte, sodass der darauf gestickte Hase in wilden Sätzen hinter dem Reiter her zu hetzen schien. Sein Gegenüber war der Graf von Tegenburg, der einen schwarzen Hund auf goldenem Schilde trug.
    Spöttisch rief der Graf seinem Gegner vor Beginn des Gestechs zu: »Hat ein Hase nicht Angst vor einem Hund?«
    Der antwortete ruhig und in bestem Deutsch: »Manchmal wird der Hund auch vom Hasen gejagt. Ihr wisst, es ist Karneval, verkehrte Welt!«
    Dann stürmte er los. Der andere setzte sich ebenfalls in Bewegung, doch der von Schlaffanien war so schnell und ungestüm, seine Lanze krachte mit solcher Wucht gegen den Harnisch des Tegenburgers, dass dieser schon bei der ersten Runde aus dem Sattel gehoben wurde. Auch beim anschließenden Fußkampf konnte er den mächtigen Schlägen des Hasengewappneten nicht lange standhalten. Dieser wurde vom Herold schließlich zum Sieger erklärt.
    Da nahm er seinen Helm ab, und alle Anwesenden erhoben sich von ihren Sitzen und schrien und klatschten vor Begeisterung. Sigismunds roter Bart leuchtete in der Sonne, als er die Menschen rundherum grüßte und dann seinem gefallenen Gegner die Hand hinstreckte.
    Der fiel ehrfürchtig auf die Knie vor dem König, doch Sigismund lachte und zog ihn hoch.
    »Ich hab euch doch gesagt, es ist Karneval. Da müssen sich die Hunde vor den Hasen in acht nehmen!«
    Wieder applaudierte die Menge, und unter dem Schall der Fanfaren schritt der Sieger zu den Fenstern der Pfalz, von wo ihm Königin Barbara ein silbernes Tuch herabreichte. Dann ging er nach oben, um neben ihr Platz zu nehmen.
    Nach der Tjost wurde ein Buhurt angekündigt. Alle Kämpfer begaben sich noch einmal in die Schranken, um bei Formationsritten und Schildkämpfen ihre Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Doch nun waren sie nicht mehr mit ihren Wappen und deren Farben bekleidet, sondern zum großen Vergnügen der Zuschauer trugen sie Maskenhelme und Kostümharnische. Türken ritten ein, Tataren, Jäger, Vogelsteller, Narren, Riesen, Wilde Männer, Mönche, Nonnen und Jakobsbrüder, ja die Herren kamen gar als Knechte und Bauern in die Arena.
    Die Menschen jubelten über den Mummenschanz, dazu bliesen die Fanfaren, Trommeln wurden gerührt, und schließlich erhoben sich auch die vornehmen Gäste auf den Tribünen von ihren Sitzen und klatschten und stampften den Takt mit. Doch das hätten sie besser nicht getan.
    Mit lautem Ächzen knickte plötzlich eine Stützstange unter der rechten Tribüne wie ein Strohhalm ein, worauf die gesamte Holzkonstruktion zur Seite hin absackte. Auf dieser Tribüne befanden sich vor allem Bischöfe und hohe Ordensvertreter, deren eben noch fröhliche Gesichter sich nun in entsetzten Schreien verzerrten, jeder packte das, was ihm am Nächsten war, um Halt zu finden, das Geländer, einen Hocker oder die Gliedmaßen eines neben ihm Stehenden, dann fielen sie in einem Gewühl von Gewändern und Decken übereinander und rutschten langsam aber unaufhaltsam von der Holzplattform herab, die sich immer mehr neigte, manche schafften es noch, sich festzuklammern, andere rollten über die Liegenden hinweg und stürzten dann ab.
    Nun begannen auch die Pferde der Ritter unmittelbar bei der Tribüne zu scheuen, es kam zu einem Tumult, zunächst unter den Reitern und ihren Knechten, dann auch unter den Zuschauern rund um die Schranken, die fürchteten, unter die Hufe zu kommen. Die Bläser und Trommler verstummten, als sie sahen, was geschehen war, sodass man nur noch das angstvolle Wiehern der Pferde und das panische Schreien der Menschen hörte, die nun zum Ausgang drängten. Doch das Tor war zu klein, um die anstürmenden Massen durchzulassen, und der Herold versuchte vergeblich, sie mit Aufrufen zur Ruhe zurückzuhalten. Seine Stimme ging im wilden Geschrei unter.
    Giovanni und Cunrat waren aufgrund ihrer Position in der Nähe des Tores rasch aus dem Hof gelaufen, als sie begriffen hatten, was geschehen war. Wie ein unaufhörlicher Strom quollen nun die Menschen aus der Pfalz, um dann auf der Plattengasse stehen zu bleiben, weil sie sehen wollten, was weiter geschah und darüber sprechen wollten, was überhaupt geschehen war.
    Nach den Zuschauern kamen die Ritter einer nach dem anderen heraus geritten. Einige Pferde lahmten, die Rüstungen waren teilweise verbeult, die Maskenhelme zerbrochen,

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