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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Generalkapitän der Kirche ernannt. Um seine Stärke zu demonstrieren, zog er mit 600 Reitern in die Konzilsstadt ein und bot dabei ein eindrückliches Schauspiel, nahm jedoch anschließend außerhalb der Mauern im Kloster Kreuzlingen Quartier. Mit diesen beiden einflussreichen Delegationen im Rücken erhofft sich Johannes eine Wendung seiner Sache zum Guten. Vielleicht lässt sich der König umstimmen in seinem Vorhaben, unseren Papst auf jeden Fall zum Rücktritt zu zwingen, und womöglich wird sich dieser Gordische Knoten dann endlich lösen.
    Denn es harren noch so viele andere Dinge der Lösung: Der Ketzer Johannes Hus sitzt weiterhin auf der Insel in Haft, die Morde an den Wirtsleuten, dem Mailänder und dem Polen sind immer noch nicht aufgeklärt, auch von dem Toten, den der Henker gefunden hat, hört man nichts mehr. Und nun ist gar noch weiteres Unheil über die Stadt gekommen!
    Im Hof der Bischofspfalz wurde das an Fastnachtsdienstag übliche Turnier zur Beendigung der närrischen Zeit abgehalten. Papst Johannes war schon Tage vorher schlechter Laune, weil zu all den Schwierigkeiten, denen er sich durch das Konzil ausgesetzt sah, nun auch noch das Hämmern der Handwerker, die für den Aufbau der Tribünen zuständig waren, das Schreien der Fuhrleute, die Sand und Sägemehl heranschafften, um den am Hange gelegenen Platz einzuebnen, sowie das Rumoren des Turniervogts und des Herolds bei der Aufstellung der Helmschau hinzu kamen und ihn in seiner Andacht und Ruhe störten, wie er sagte. Wie viele Male hat er die Krakeeler und Lärmmacher verflucht!
    Am Turniertage selber zeigte er sich dann aber leutselig am Fenster der Pfalz und nahm die Huldigungen der Zuschauer entgegen. Neben ihm hatte gar Königin Barbara Platz genommen, die ich somit ganz aus der Nähe betrachten konnte, denn ich saß mit den anderen Sekretären auf einer Bank hinter dem Papst. Sie ist wirklich eine außerordentlich schöne Frau, und es fällt mir schwer zu begreifen, warum Sigismund sie gar so vernachlässigt. Zu Beginn des Turniers war er gar nicht anwesend, sodass alle Welt sich fragte, wo denn der König geblieben sei. Doch er hatte sich – passend zur Karnevalszeit – einen Spaß ausgedacht, indem er die Rüstung eines anderen angelegt hatte und unter falschem Namen in die Giostra ritt. Nur durch seine Bravour und Tapferkeit im Kampf gab er sich schließlich zu erkennen, und vielleicht wäre er sogar als Sieger aus diesem Turnier hervorgegangen, hätte sich nicht kurz vor dem Ende, bei den Reiterspielen, ein Unglück ereignet. Als ob der Teufel die Flüche von Johannes erhört hätte, brach eine der hölzernen Tribünen mit Krachen und Tosen in sich zusammen. Allerdings saßen auf diesem Teil der Zuschauerränge zum Glück keine Damen, sondern nur weidlich gepolsterte Prälaten, sodass die Schäden sich zumeist auf blaue Flecken und gebrochene Glieder beschränkten. Einer jedoch blieb tot auf dem Turnierplatz zurück: Kaspar Schuwenpflug, ein Domherr des Deutschen Ordens! Fast könnte man glauben, die Polen hätten die Tribüne zu Fall gebracht, denn die deutschen Ritter hatten noch vor wenigen Tagen mit allen Mitteln versucht, den Papst von deren Heidentum zu überzeugen.
    Dieses Unglück trägt nicht gerade zur Beruhigung der Menschen in Costentz bei. Zu frisch ist noch die Erinnerung an die anderen Opfer, die in den letzten Wochen eines unnatürlichen Todes gestorben sind. Und mancher fragt sich, ob nicht vielleicht doch der Teufel umgeht in der Konzilsstadt, um Unheil und Zwietracht zu säen.
    Eine Delegation ist sogar schon wieder abgereist: einige Engländer unter Graf Warwick, die mit König Sigismund gekommen waren. Nun hat ihr König Heinrich sie offenbar zurückbeordert, geblieben sind nur die englischen Bischöfe. Das ist kein gutes Zeichen, die Engländer rüsten offenbar zum Krieg gegen die Franzosen. Ich wundere mich nur, dass es hier in Costentz noch keine offenen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Nationen gegeben hat!
    Die lustige Karnevalszeit ist nun vorüber, mein Niccolò, aber sonderlich lustig war sie nicht, wie Du siehst. Wie viel lieber hätte ich diese Zeit in Rom verbracht! Was für wundervolle Karnevalstage habe ich dort erlebt, auf der Piazza Navona oder dem Testaccio! Hier, unter den Barbaren, gibt es keine Kostümbälle und Feuerwerke, keine Pferderennen und Stierhatzen, gar nicht zu reden von den vielerlei Masken und all der sonstigen Kurzweil, die in der Tiberstadt geboten werden. Einmal

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