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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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zum Konzil gebracht hatten, oder ob sich nicht mancher von ihnen hier eine Dame angelacht hatte, edel oder nicht. Eine von ihnen glaubte er sogar im Lörlinbad schon einmal gesehen zu haben.
    Auf einer weiteren Tribüne ganz im Osten saßen die Kardinäle, Bischöfe und Ordensgeneräle, die an den Fenstern der Pfalz keinen Platz gefunden hatten oder mit dem Papst nicht so gut standen, dass er sie dorthin eingeladen hätte. Sie trugen zwar keine Hauben wie die Damen, aber fast ebenso prächtige Hüte und Infuln, dazu reich bestickte Gewänder und teure Pelzmäntel.
    Cunrat bedauerte, dass Gretli nicht mitgekommen war, denn all die Farben und schönen Stoffe hätten ihr sicher gefallen.
    Da kündigten endlich Fanfaren den Beginn des Turniers an. Bevor jedoch die ersten Kämpfer zur Tjost in die Schranken ritten, musste ein Ritter zu Fuß den Turnierplatz betreten. Dort warteten schon sechs weitere Geharnischte mit Turnierkolben in der Hand.
    »Er wird empfangen! Wer ist es denn?«, wollte Giovanni von Cunrat wissen und reckte sich in die Höhe, um besser zu sehen.
    »Was meinst du mit ›empfangen‹?«
    »Sie empfangen ihn mit Prügeln. Du wirst es gleich sehen. Er hat sich irgendetwas zuschulden kommen lassen. Eigentlich wäre er gar nicht turnierberechtigt, aber wenn er sich jetzt verprügeln lässt, sind ihm seine Missetaten verziehen und er kann teilnehmen. Kannst du sein Wappen erkennen?«
    »Ja, ein weißer Löwe auf blauem Grund. Weißt du, wer er ist?«
    Da antwortete ein Mann vor ihnen zornig: »Der Ritter Jörg von End, dieser Schweinehund. Der sitzt auf der Burg Grimmenstein im Sankt Gallischen, die er von Herzog Friedrich von Österreich zum Lehen bekommen hat. Von dort aus überfällt er die Leute, um sie auszurauben. Meinem Herrn hat er auch Waren gestohlen und zwei Knechte umgebracht. Zu Tode prügeln sollte man ihn!«
    Die sechs Ritter, die bereitstanden, dem von End einen entsprechenden Empfang zu bereiten, schienen derselben Meinung zu sein. Nachdem der Herold verkündet hatte, um wen es sich handelte und wessen er beschuldigt wurde, schonten sie den Missetäter nicht und hieben mit ihren Turnierkolben heftig auf ihn ein. Wäre er nicht durch Harnisch und Helm geschützt gewesen, so hätte er wohl mehr als blaue Flecken und zerbeultes Blech davongetragen. Die Menge applaudierte bei jedem Schlag, den er erhielt, und erst, als er am Boden lag, ließen seine Peiniger von ihm ab. Mühsam schleppte er sich vom Platz, doch dann gesellte er sich mit hoch erhobenem Haupt zu den anderen Rittern, die ihm freundlich auf die Schulter klopften und ihn als Gleichgestellten wieder in ihre Reihen aufnahmen.
    Erneut tönten die Fanfaren, dann ritten die ersten beiden Kämpfer zur Tjost in die Schranken. In Schwarz-Weiß, mit einem Steinbock als Helmzier, galoppierte Graf Hans von Stoffeln die Mittelschranke entlang, von der anderen Seite kam Graf Heinrich von Salm in rot-goldenem Mantel mit zwei Lachsen auf dem Wappen herangestürmt. Die Lanzen mit den Turnierkrönlein prallten auf die Harnische, doch dann rutschten sie ab, und die beiden Kämpfer ritten weiter bis zum Ende des Platzes. Dort parierten sie die Pferde hart durch, kehrten um und galoppierten wieder aufeinander los. Bei jedem Aufprall der Lanzen schrie die Menge laut auf, und als schließlich Heinrich von Salms Lanze zersplittert war, stiegen sie ab und kämpften mit Keulen weiter. Am Ende lag von Salm auf dem Rücken im Sand, die Menschen schrien und applaudierten dem Sieger Hans von Stoffeln, der vom Turniervogt auf der Mitteltribüne zum Sieger erklärt wurde. Seine Dame reichte ihm ein seidenes Tüchlein mit seinen Farben und dem Steinbockwappen von der Tribüne herab. Abends bei der Siegerehrung im Festsaal der Pfalz würde dann der Ritter mit den meisten Siegen in der Tjost den Stecherdank in Form einer goldenen Kette erhalten.
    Nun kamen die nächsten beiden Ritter zum Gestech, dann wieder zwei, und so ging es einige Stunden lang. Die Menschen rund um den Turnierplatz spürten vor lauter Aufregung und Enge die Kälte nicht. Nur die Zuschauer auf den Tribünen wurden vom Wind geschüttelt, sie hüllten sich fest in Pelze und Decken, und mancher Prälat musste mit beiden Händen seinen Hut festhalten.
    Die Sieger jeder Paarung traten wieder gegeneinander an, bis schließlich nur noch ein Paar übrig war, die beiden stärksten Kämpfer des Tages. Diese Ritter waren besonders prächtig gekleidet. Ein silberner Hase erhob sich von der Helmzier des

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