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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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die farbenfrohen Kostüme zerfetzt. Auch hatte manch ein Kämpfer selber im Gewühl Hiebe abbekommen. Erst nach einer langen Zeit verebbte die Flut, und schließlich wollten die Knechte des Bischofs das Tor schließen. Doch vorher berichteten sie noch den Umstehenden, dass durch den Sturz von der Tribüne ein Prälat getötet worden sei, weil viele andere auf ihn gestürzt seien und sein Körper wohl das große Gewicht nicht ausgehalten habe. Einige weitere hätten sich ernsthaft verletzt, und ebenso seien einige Zuschauer von panischen Pferden überrannt oder von ihresgleichen im Gedränge zu Boden getrampelt worden, sodass am Ende ein Toter und etwa zwei Dutzend Verletzte zu beklagen waren. Das abendliche Fest für die Preisverleihung war abgesagt worden, es herrschte Trauer.
    »Wisst ihr, wer der Prälat war, der getötet wurde?«, wollte Giovanni wissen.
    »Es heißt, einer vom Deutschen Orden. Ich habe das schwarze Kreuz auf seinem Mantel gesehen, aber mehr weiß ich auch nicht«, antwortete der Knecht, dann schob er die schwere Flügeltür des Portals zu.

    *

    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 27. Tag des Februars, zur Zeit der Fasten, im Jahre des Herrn 1415

    Ich, Poggio, entbiete Dir, meinem Niccolò, einen herzlichen Gruß!

    Mein lieber Freund, die Zeit der Fasten ist gekommen, der Karneval ist vorüber, der hierzulande Fastnacht genannt wird, aber die Menschen sind toller denn je.
    Alle Welt erwartet, dass Johannes als Pontifex Maximus zurücktritt. Also hat er in Absprache mit Francesco Zabarella, dem überaus gelehrten Bischof von Florenz und päpstlichen Referendar, eine Zessionsformel aufgestellt und am 16. dieses Monats öffentlich verlesen lassen. Doch sowohl der König als auch die Vertreter der anderen Nationen verwarfen die Formel. Ihrer Meinung nach enthielt sie nur vage Andeutungen und ließ nicht wirklich den Willen zum Rücktritt erkennen.
    So haben sie selber einen Vorschlag erarbeitet, doch diese Formel gefiel wiederum dem Papst nicht, womit er sich gezwungen sah, seinerseits einen zweiten Entwurf vorzulegen. Dieser wurde am 21. Februar den Nationen verkündet, jedoch erneut abgelehnt. Die Vertreter der Nationen behaupteten, er unterscheide sich kaum vom ersten Entwurf und sei zudem beleidigend für die anderen beiden Päpste, weil Johannes sie so tituliert hat, wie er sie nun einmal sieht: als Schismatiker und Häretiker.
    Außerdem wird nun in der Stadt verbreitet, der Papst tue alles, um seinen Rücktritt zu verhindern, ja er suche vor allem durch Bestechung und Geschenke seine Stellung zu halten. Und seine Gegner schrecken nicht davor zurück, auch uns, seine Gefolgsleute, zu verunglimpfen. Denk nur, Magister Dietrich von Nieheim, der ja mit Johannes zum Konzil gekommen ist und maßgeblich am Zustandekommen des Pisanums beteiligt gewesen war, mithin ein Mann, auf den wir uns verlassen zu können glaubten, hat einen geradezu unverschämten öffentlichen Antrag gestellt, in dem er fordert, das Konzil müsse bis Ostern alle Arbeiten der Kurie suspendieren, es müsse ferner alle Titularbischöfe sowie die Mendikanten vom Konzil ausschließen. Nur diejenigen, die sich für eine Union der Kirche einsetzen, könnten bleiben.
    Seine erste Forderung zielt ganz klar auf uns, die Sekretäre, Prokuratoren, Sollizitatoren, Abbreviatoren und Schreiber von Papst Johannes. Er untersteht sich zu behaupten, dass wir zu nichts anderem Zeit hätten, als einer Unzahl von ›Ambitiosi‹, pfründenjagenden Prälaten und Klerikern, zu Diensten zu sein, die nur zu dem Zwecke nach Costentz gekommen seien, sich vom Papst alte Privilegien bestätigen und neue ausfertigen zu lassen. Und natürlich unterstellt er, dass wir diese nicht ohne Gegenleistung herausgeben, uns mithin der Simonie schuldig machen.
    Mein lieber Niccolò, was soll ich dazu sagen? Was sollen wir armen Beamten denn tun, wenn wir von allen Seiten bedrängt werden? Es wäre wohl gut, wenn es in einer Welt voller Schafe keine Wölfe gäbe, aber solange es deren so viele gibt, muss man wohl oder übel mit ihnen heulen!
    Wenigstens sind in dieser Woche zwei Gesandtschaften eingetroffen, die auf der Seite von Papst Johannes stehen: die Legaten des Burgunderherzogs Johann Ohnefurcht sowie der österreichische Herzog Friedrich in personam, der durchaus über eine gewisse Macht in dieser Region verfügt, gehört ihm doch viel Land in den Alpen und rund um den Bodensee. Außerdem hat ihn Papst Johannes im Oktober in einer Geheimbulle zum

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