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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Giovanni ein. »An den schönsten Ort von Costentz!«
    Sie fragte nicht, wie viel er dafür bezahlt hatte, dass sie einfach so zusammen losziehen konnten wie ein normales Liebespaar. Cunrat wusste es, denn er hatte fast den ganzen Beutel leeren müssen, um seinem Freund dieses Vergnügen zu ermöglichen. Es hatte ihm den Atem verschlagen.
    Giovanni legte nun den Arm um Lucia, küsste sie und sagte vollkommen ernsthaft: »Der schönste Ort ist immer der, an dem du bist, mein Herzenslieb!«
    Da schmiegte sich Lucia noch enger an ihn, Gretli stiegen die Tränen in die Augen, und sie schämte sich wegen ihrer vorherigen bösen Gedanken. Etwas unbeholfen tat Cunrat es seinem Freund gleich und nahm sein Mädchen ebenfalls in den Arm.
    So zogen sie gemeinsam los, ein weißgesichtiger Bäcker mit einer abgerissenen Alten und ein langnasiger Venezianer mit einer hinreißend schönen Maskierten. Sie verlebten einen vergnüglichen Karnevalsabend und bemerkten nicht, dass sie fortwährend beobachtet wurden, wo immer sie auch hingingen in der Stadt.

    Die närrischen Tage endeten am Fastnachtsdienstag mit einem großen Turnier beim Münster. Man hatte den Hof zwischen Kirche und Bischofspfalz mit Sand aufgeschüttet, sodass er einigermaßen eben wurde, und darauf ein Geviert von doppelten, hölzernen Schranken errichtet. Vor dem südlichen Seitenschiff des Münsters waren Tribünen aufgebaut worden, die mit kostbaren Tüchern und Teppichen geschmückt waren. Hier saßen die vornehmsten Prälaten und die Damen des Adels, während der Papst es vorgezogen hatte, das Spektakel gemeinsam mit seinem Gefolge vom Fenster der Pfalz aus zu verfolgen. Auf einer Seite der Abschrankung befanden sich hohe und niedere Sitzgelegenheiten, je nach Rang der Zuschauenden, und der Rest des Hofes bot Stehplätze für das einfache Volk.
    Schon Tage vorher war der Herold mit seinem Federhut und dem weißen Stab von Haus zu Haus gezogen, um die Adligen, die in der Stadt weilten, zum Turnier zu bitten. Städtische Patrizier waren von der Teilnahme ausgeschlossen, wurden aber als Zuschauer geladen.
    Einen Tag vor dem eigentlichen Turnier hatte man in der Pfalz und den umstehenden Gebäuden die Helm- und Wappenschau veranstaltet. Jeder Ritter musste seine Turnierfähigkeit bekunden, indem er Schild, Helm und Zimier öffentlich zur Schau stellte. Nur wer adlige Vorfahren und einen ehrlichen Lebenswandel vorweisen konnte, hatte das Recht, sich mit den anderen Adligen im Turnier zu messen. Der Herold, der Turniervogt, sowie drei Frauen aus ritterbürtigem Geschlecht – eine Witwe, eine verheiratete Frau und eine Jungfrau – waren für die Beurteilung der Turnierfähigkeit eines Ritters verantwortlich.
    Zum Turniervogt war der Sohn von König Ruprecht, Ludwig Pfalzgraf bei Rhein bestimmt worden. Er führte das Turnierbuch und konnte so feststellen, wer bereits an früheren Turnieren teilgenommen und damit seine Turnierfähigkeit nachgewiesen hatte. Manche Ritter brachten auch Turnierbriefe bei, die von Vögten in anderen Städten erstellt worden waren. Je mehr und je ältere dieser Briefe ein Ritter vorweisen konnte, desto eindeutiger fiel die Entscheidung zugunsten seiner Turnierfähigkeit aus.
    Im Erdgeschoss der Pfalz und in den Nebengebäuden prangten schließlich die heraldischen Symbole von weit über 100 Rittern aus dem ganzen Reich. Auf Schilden und Zimieren sah man Adler in Schwarz, Blau, Rot oder Gold, Löwen mit lachenden Gesichtern oder herausgestreckten roten Zungen, trabende Pferde, tanzende Bären, übermütige Steinböcke, Schweine, Kühe, Schwäne, Hunde, Hühner, Enten und Fische, ja sogar Elefanten und menschenfressende Schlangen, aber auch Sterne, Kreuze, Geweihe, Hufeisen, Lilien, Blätter, und der von Diessenhofen führte gar einen Henkeltopf im Schilde.
    Vogt und Herold wunderten sich indes, dass sie in der gesamten Helmschau nirgendwo das Wappen Sigismunds entdecken konnten: den rot-weiß gestreiften Schild mit dem bekrönten Doppeladler. Dabei war bekannt, dass der König ein guter Turnierkämpfer war und kaum eine Gelegenheit zum Gestech ausließ.
    »Vielleicht will er ja inkognito antreten!«, mutmaßte Pfalzgraf Ludwig. »Es wäre nicht das erste Mal.«
    Doch so sehr sie sich auch bemühten, es gelang ihnen nicht, unter all den Gemeldeten einen herauszufinden, dessen Turnierbriefe ihnen verdächtig erschienen. Wie auch, der König konnte in seiner Kanzlei jederzeit so viele Turnierbriefe erstellen lassen, wie er wollte, die sich

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