In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Zähneknirschend blieb der Frauenwirt stehen und hielt sich die stechende Seite, bevor er schwer keuchend und gedemütigt den Heimweg antrat.
Im Lörlinbad hatten sich einige Gäste erhoben und waren nach draußen gelaufen, um zu sehen, wie das Schauspiel enden würde, und in diesem Tumult war Cunrat durch die Tür geschlüpft und gleich die Treppe hoch zu den Frauengemächern gegangen. Er pochte an die Tür der ersten Kammer, doch alles blieb still. Also öffnete er, trat aber nicht ein, denn das Zimmer war offenbar leer. Ob dies Lucias Gemach gewesen war?
Er versuchte es bei der nächsten Kammer, und dort rief eine Frauenstimme: »Was wollt ihr?« Als er die Tür öffnete, musste er allerdings erkennen, dass die Frau nicht allein war. So schaute er schamvoll zur Seite und fragte: »Seid ihr Els Sailerin?«
»Nein, sie hat die vierte Kammer auf dieser Seite. Aber bei ihr ist auch ein Kunde!«
Cunrat zog sich ans Ende des dunklen Korridors zurück, um zu warten, bis Els Sailerin fertig war. Dabei musste er an das geheimnisvolle Zimmer im Gasthaus zur Haue denken, das er mit Giovanni auf der Suche nach dem Verbindungsgang zur Stadtmauer erkundet hatte. Es war ihnen nicht gelungen, noch einmal dorthin zu gehen und dem Geheimnis und damit vielleicht dem Mörder der Tettingers auf die Spur zu kommen. Er fragte sich, ob sie dieses Rätsel jemals lösen würden.
Da öffnete sich die Tür der vierten Kammer und ein Mann trat heraus. Als er über die Treppe verschwunden war, klopfte der Bäcker bei Els Sailerin an. Erstaunt öffnete das Mädchen, das gerade dabei war, sich wieder anzuziehen. Cunrat konnte im Licht eines Öllämpchens ihre langen Haare und die kräftigen Brüste ausmachen.
»Wie kommt Ihr hier herauf?«, fragte sie überrascht. »Hat Rosshuser Euch hochgeschickt?«
Dann schien sie ihn erst zu erkennen.
»Ach, das ist doch der lange Cunrat! Der Freund von Giovanni! Was machst du denn hier? Dass du dich überhaupt her traust!«
Sie sah sich vorsichtig um, dann zog sie ihn in die Kammer und schloss die Tür.
»Hat Rosshuser dich gesehen? Er ist momentan nicht gut auf dich und deinen Kumpan zu sprechen. Seit Lucia verschwunden ist, brüllt er ständig herum, dass er euch Mehlwürmer alle aufhängen lässt!«
Sie lachte glucksend bei dieser Vorstellung, doch Cunrat war nicht zum Lachen. Außerdem hatte sie wohl etwas falsch verstanden, denn nun begann sie sich wieder auszuziehen.
»Beeil dich, wenn du schnell machst, merkt er nichts, danach zeige ich dir den Weg über den Hof.«
Sie legte sich nackt aufs Bett, und angesichts ihrer appetitlichen Rundungen drückte Cunrats Tröster heftig gegen die Nesteln seiner Bruche. Nur mit äußerster Überwindung und festen Gedanken an Gretlis strahlend grüne Augen gelang es ihm, der Versuchung zu widerstehen.
»Ich bin nicht deswegen hier! Ihr wart doch Lucias Vertraute. Giovanni hat mir aufgetragen Euch zu fragen, ob Ihr irgendetwas über ihr Verschwinden wisst.«
Dabei schaute er angestrengt zu Boden, was sie erneut zum Lachen brachte. Doch dann nahm sie ihr Hemd und zog es sich über den Kopf.
»Da kann ich dir leider nicht helfen. Sie war am Abend vor ihrem Verschwinden ziemlich aufgeregt, das ja. Aber dann hatte sie noch zwei Kunden, ich einen, und schließlich sind wir alle schlafen gegangen. Während der Fasten ist hier nicht so viel los.«
»Und am Morgen? Bevor sie fortgegangen ist?«
»Da hab ich noch geschlafen. Sie ist ganz früh schon zur Messe gegangen. Jedenfalls hat das die Küchenmagd gesagt, die am Morgen einheizt. Die ist die Erste, die aufsteht hier im Haus.«
Cunrat erinnerte sich an die Frau. Mit ihr hatte er schon gesprochen, und sie hatte auch nichts Besonderes bemerkt. Niedergeschlagen musste er feststellen, dass er vergeblich hergekommen war. Els Sailerin hatte sich inzwischen fertig angekleidet und wollte wieder nach unten in die Schankstube gehen, um vielleicht doch noch einen weiteren Kunden für diesen Abend zu gewinnen.
»Sagt mir noch eins«, hielt Cunrat sie zurück. »Hat sie je von einem Mailänder gesprochen?«
»Sie hat öfter von Mailand gesprochen, da kam sie ja her. Auf die Männer dort hatte sie allerdings einen großen Zorn. Sie hat mir nie genau gesagt, was ihr passiert ist. Ich erinnere mich nur, dass sie einmal gesagt hat, Mailand sei der Garten des Teufels. Sie hat manches Mal so blumige Worte verwendet. Das tun die Welschen ja gern.«
Da hörte man plötzlich Rosshusers wütende Stimme vom Treppenhaus her
Weitere Kostenlose Bücher