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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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rufen: »Els Sailerin, wo bleibst du? Bist du eingeschlafen? Komm sofort runter, sonst mach ich dir Beine!«
    »Bleib noch einen Augenblick hier drin, dann nimmst du die letzte Tür auf der rechten Seite, dort ist die Treppe zum Hof.«
    »Sag mir noch, welches war Lucias Kammer?«
    »Die erste an der Treppe links!«
    Dann verschwand sie rasch aus dem Zimmer, wobei sie das brennende Öllämpchen zurückließ. Dies kam Cunrat gelegen. Als im Korridor alles still war, griff er nach der Lampe und verließ den Raum, doch er wandte sich nicht zum Hof, sondern ging zurück zur ersten Kammer. Vorsichtshalber klopfte er noch einmal, aber es rührte sich immer noch nichts. Also trat er ein, schloss schnell die Tür wieder hinter sich und legte zur Sicherheit den hölzernen Riegel vor.
    Wenn dies Lucias Reich gewesen war, dann würde er vielleicht irgendeinen Hinweis finden, der ihr Verschwinden erklärte. So begann er die Truhe zu durchwühlen, in der sie ihre bei Rosshuser teuer erworbenen Kleider aufbewahrte, darunter auch das rote Kleid, das sie an jenem Abend getragen hatte, als Rosshuser sie ihnen vorgestellt hatte. Dann suchte er unter der Matratze und hinter dem Bett, aber er fand nichts, was ihm irgendeinen Aufschluss gegeben hätte. Alles, was persönlich gewesen war, hatte sie offenbar mitgenommen. Oder hatte Rosshuser die Sachen beiseitegeschafft? Viel war es wahrscheinlich ohnehin nicht gewesen. Cunrat wunderte sich, dass der Hurenwirt die teuren Gewänder noch nicht an seine anderen Frauen weitergereicht hatte, aber vielleicht hoffte er ja noch, dass Lucia wiederkommen würde.
    Da hörte man draußen Schritte und gedämpfte Stimmen, die sich von der Treppe her näherten. Els Sailerin war mit einem Freier auf dem Weg in ihre Kammer. Vorsichtig setzte Cunrat sich auf das Bett und überlegte, was er nun tun sollte. Dann hörte er lauteres Reden, offenbar hatte Els bemerkt, dass ihre Lampe verschwunden war. Doch dem Kunden genügte es anscheinend, ihre Reize zu ertasten, es wurde wieder still.
    Als Cunrat aufstand, um das Zimmer zu verlassen, hob er das Öllämpchen noch zu einem letzten Blick in die Runde. Da war es ihm, als ob er auf dem Baldachin des Bettes, der Staub und Ungeziefer fernhalten sollte, etwas liegen sähe. Vermutlich hatte Rosshuser dort oben nicht nachgeschaut, als er die Kammer durchsucht hatte, weil er nicht groß genug war, aber Cunrat, dessen Kopf fast an die Holzbohlendecke anstieß, sah, dass dort ganz am Rande, hinter der Stange, die den Baldachin spannte, ein kleiner rechteckiger Lederbeutel lag. Er nahm ihn herunter und öffnete ihn. Ein Büchlein lag darin, kaum spannenlang, ebenfalls in feines Leder gebunden. Warum hatte Lucia es hier oben abgelegt? Wahrscheinlich war dies in dem karg möblierten Raum die einzige Möglichkeit gewesen, etwas vor den Blicken des neugierigen Wirts zu verstecken. Oder lag das Buch womöglich schon länger hier und stammte gar nicht von der Mailänderin? Cunrat beschloss, es auf jeden Fall mitzunehmen. Er steckte es zurück in den Beutel und hängte ihn an seinen Gürtel, dann löschte er die Lampe und verschwand auf dem Weg, den Els Sailerin ihm gewiesen hatte. Nun würde er doch Poggio Bracciolini aufsuchen müssen.

    Durch die dunklen Gassen hastete er zurück zu seiner Behausung. Er war wieder einmal ohne Licht unterwegs und wollte sich nicht von den Gassenwächtern erwischen lassen. Außerdem wartete sicher Antonello schon gespannt darauf, zu hören, wie ihre Unternehmung ausgegangen war.
    Doch als er in die St.-Johann-Gasse einbog, griff plötzlich jemand nach seinem Mantel. Er schrie auf vor Schreck und wirbelte herum. Dann erstarrte er. Der Graubärtige mit der Narbe über dem Auge stand vor ihm und hielt seinen Mantel fest. Da stürzte sich Cunrat auf ihn, packte ihn am Hals und drückte ihn gegen die Hauswand, wie es Giovanni einmal mit ihm gemacht hatte.
    »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Habt Ihr Lucia entführt?«
    Der Mann würgte und zappelte unter seinem Griff, aber er schien nicht gewalttätig, sodass Cunrat ein wenig locker ließ.
    Der andere krächzte: »Lass mich los. Ich hab Lucia nicht entführt! Ich muss mit dir reden.«
    Vorsichtig ließ Cunrat ihn aus, doch er blieb auf der Hut. Der Unbekannte hustete, dann sagte er: »Lass uns einen Becher trinken, ich will dir alles erklären.«
    »Da vorn ist die Schänke von Ruof Lämbli.«
    »Dann lass uns dort hingehen.«
    »Nach euch.«
    Im Lamm war es ebenfalls ruhig wie schon vorher im

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