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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Josaphat der Stadt, es fließt ein Bach dort. Talaufwärts ist das Grab unserer Frau, 40 Stufen geht man unter die Erde zum Grab hinunter …«
    Ein lautes Röcheln unterbrach plötzlich die Erzählung von Simon Ringlin, und Cunrat schrak hoch. Er war ob all der Schilderungen von Kirchen und heiligen Stätten eingenickt, denn sein Tag hatte früh begonnen und nun ging es schon auf Mitternacht. Als sein Kopf vornüber gesackt war, hatte er einen lauten Schnarcher von sich gegeben, von dem er selber wieder erwacht war.
    Ringlin sah ihn milde an. »Du bist müde, mein Freund, und ich rede und rede. Lass uns schlafen gehen, das heißt, du solltest schlafen, mir ist schon seit langer Zeit kein Schlaf mehr vergönnt.«
    Cunrat kratzte sich am Kopf. »Verzeiht mir, Herr Ringlin. Ihr habt wohl recht, ich werde Euch noch zu Eurer Herberge begleiten. Wo befindet sich denn Euer Quartier?«
    »Ich bin bei einer guten Frau untergekommen, der Frau Pfisterin, in der Plattengasse.«
    Cunrat erinnerte sich vage, dass Bärbeli einmal von dem Böhmen Hus erzählt hatte, der im Hause der Pfisterin seine Predigten hielt, als er noch in Freiheit war. Ob die Bäckerstochter wohl immer noch eine Anhängerin seiner Ketzereien war, jetzt, wo er im Kerker saß? Und Simon Ringlin? Hatte er vielleicht etwas mit Hus zu tun? Aber seine Schilderungen der heiligen Orte des Heiligen Landes waren so voller Inbrunst und Glauben, dass es Cunrat unwahrscheinlich vorkam, dass er ein Ketzer sein sollte.
    Als habe er seine Gedanken gelesen, sagte Ringlin: »Der Prager Magister Hus hat auch dort gewohnt, jedenfalls einige Wochen, dann wurde er verhaftet. Ich bin erst vor Kurzem bei der Frau Pfisterin eingezogen. Sie ist wirklich eine gute Frau, und ich hoffe, dass das Los des armen Hus kein böses Omen für mich ist!«
    Immerhin schien Ringlin den Ketzer zu bedauern.
    »Ihr sagt ›armer Hus‹. Aber wenn er doch ein Ketzer ist!«, antwortete Cunrat. »Glaubt Ihr denn, was er sagt?«
    »Manches ist vielleicht gar nicht so falsch, aber ehrlich gesagt, mein lieber Cunrat, habe ich andere Sorgen, als mich um das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu bekümmern.«
    Cunrat verstand, dass er damit die Sorge um Lucia meinte, und ihm wurde bewusst, dass er an diesem Abend zwar viel über Simon Ringlin erfahren hatte, aber seinem eigentlichen Ziel, dessen Tochter zu finden, nicht viel näher gekommen war. Doch in dieser Nacht konnten sie ohnehin nichts mehr unternehmen.
    »Herr Ringlin, ich begleite Euch noch nach Haus.«
    »Das ist nicht nötig, mein Junge. Ich werde mir beim Wirt eine Fackel holen. Dann finde ich schon allein zurück.«
    »Kommt doch morgen zum Platz bei der Kirche des Heiligen Stephan, wo wir mit unserem Ofen stehen. Dann könnt Ihr mir weiter berichten, vor allem aber müssen wir überlegen, wie wir Lucia finden.«
    Ringlin lächelte etwas verlegen. »Und dann werde ich mich kürzer fassen.«

    Mit dem Dienstag hub ein erneuter Regentag an. Simon Ringlin stand schon früh vor dem Bäckerstand unter der Plache und wartete ungeduldig, bis Cunrat mit den Venezianern den Ablauf des Tages besprochen hatte. Wieder sollten sie backen und verkaufen, während er den Tag dazu verwenden würde, etwas für Giovannis Freilassung zu unternehmen. Schließlich schleppte Cunrat seinen neuen Freund, der es offensichtlich kaum erwarten konnte, mit seiner Erzählung fortzufahren, zur Haue , er wusste selbst nicht recht, warum. Cunrat hatte tief geschlafen in dieser Nacht, nach all den ungewohnten Aktivitäten und fremden Eindrücken des vergangenen Tages, aber es hatten ihn wilde Träume von Gretli und Lucia und Turban tragenden Piraten geplagt, und jetzt war ihm nach einem Schoppen Wein in vertrauter Umgebung zumute.
    Angesichts des trüben Wetters war die Gaststube der Haue selbst zu so früher Stunde schon recht gut gefüllt. Auch der Conte saß am gewohnten Tisch und aß seine Bohnensuppe. Als er Cunrat sah, erkannte er ihn und grüßte mit freundlichem Kopfnicken. Ein wenig stolz über die Aufmerksamkeit des vornehmen Herrn grüßte Cunrat zurück, dann steuerte er einen Tisch in der Ecke hinter dem Kamin an, in dem ein helles Feuer loderte. Hier waren sie unter sich und konnten in Ruhe reden. In der Wärme begannen ihre regenfeuchten Mäntel zu dampfen, der Geruch von Schafwolle vermischte sich mit dem Duft des Rinderbratens, dem Weindunst und dem Gestank nach Schweiß und Bohnenfürzen.
    Sebolt Schopper war nicht zu sehen, aber eine Magd brachte ihnen den

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