In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
habe, waren die Frauen recht zerstritten untereinander.«
»Uh! Elf Frauen wie Bärbeli, da würde der frömmste Muselman zum Christen werden!«, sinnierte Cunrat. »Und Frauen wie Gretli gibt es ohnehin nur einmal, da braucht man keine weitere!«
Simon Ringlin sah ihn an und lächelte. Zum ersten Mal schien er sein Gegenüber wirklich wahrzunehmen.
»So bist du also verliebt, Cunrat?«
»Ja, Herr Ringlin, sehr.«
»In eine schöne Jungfrau?«
»Die schönste! Sie hat Augen wie grüne Edelsteine.«
»Die Augen! Auch meine Pina hatte wunderschöne Augen, aber wie glühende Kohlen. Und wenn sie wütend war, dann sprühten sie Feuer! Dann war es besser, schnell das Weite zu suchen!«
Er lachte in Erinnerung an manchen Streit mit seiner Angetrauten, doch dann wurde er schnell wieder ernst. Beide waren ein wenig verlegen, weil sie sich ihre Herzen so weit geöffnet hatten, obwohl sie sich doch kaum kannten.
Cunrat räusperte sich. »Und wie ist es Euch weiter ergangen?«
»Ich will es kurz machen. Im Palast von Miranschach lebte ich wohl. Ich hatte genug zu essen und gute Kleider. Nur meine Haare und den Bart musste ich mir wachsen lassen, wie es der Brauch ist bei den Muselmanen. Miranschach setzte mich in seinem Kontor ein, er gab mir Briefe zu übersetzen und Verträge zu schreiben und entdeckte bald, dass ich nicht nur für Sprachen begabt war, sondern auch etwas vom Rechnungswesen verstand. Schließlich vertraute er mir mehr als seinen eigenen Landsleuten, bei denen er immer befürchten musste, dass sie mehr zu ihren eigenen Gunsten rechneten als zu den seinen. So verbrachte ich einige Monate mit Tätigkeiten, die sich von denen im Mailänder Kontor nicht so sehr unterschieden. Es hätte eine angenehme Zeit sein können, wenn ich nicht so furchtbares Heimweh nach Pina und Lucia gehabt hätte. Immer dachte ich daran, wie sehr sie um mich trauern mussten, denn mir war klar, dass die angeblichen Piraten zu Hause das Gerücht verbreiten würden, wir seien auf hoher See umgekommen.«
»Lucia glaubt das bis heute und trauert um Euch! Ihr hättet Euch ihr offenbaren müssen!«, sagte Cunrat streng.
Ringlin seufzte. »Vielleicht hast du ja recht. Am Ende ist man immer klüger. Aber ich wusste nicht, was für Leute um sie sind, auf wessen Seite beispielsweise du und dein Freund standen. Ein paar Mal hab ich sogar versucht, sie anzusprechen, aber dann kam immer etwas dazwischen.«
»Giovanni.« Cunrat erinnerte sich an jenen Abend im Lörlinbad , an dem er Ringlin gesehen hatte, bevor Giovanni sich mit Lucia zurückzog.
»Ja, zum Beispiel dein Freund Giovanni.«
»Aber was geschah Euch dann weiter? Wie seid Ihr hierher gekommen?«
»Eines Tages begab sich Miranschach auf Geschäftsreise, und ich musste ihn begleiten. Wir reisten mit anderen Kaufleuten zusammen, wohl an die 30 Mann, meist zu Pferd und zum Teil auch auf Mauleseln. Wir hatten über 40 mit Wollkleidern und anderer Ware beladene Maultiere in unserem Zug. Von Kairo ging die Reise nach Jerusalem, dann weiter nach Damaskus im Lande Syrien bis zur Stadt Aleppo. Unterwegs wurden wir immer wieder von Räubern aufgehalten, denen wir ein Entgelt bezahlen mussten, damit sie uns weiterziehen ließen. Einmal griffen sie uns sogar an, und einer stach mit dem Spieß nach mir. Zum Glück konnte ich dem Stoß ausweichen, sodass die Waffe abrutschte und mir nur einen Riss über dem Auge beibrachte. Meinen Turban schleuderte es mir vom Kopf und ich blutete heftig, aber die Muselmanen kennen allerlei Kräuter und Salben, mit denen sie die Blutung stillten und den Schmerz linderten.«
Mit der linken Hand wies er auf seine Narbe, dann bestellte er noch einen weiteren Krug Wein. Cunrat hatte nichts dagegen. Es gefiel ihm, den Älteren erzählen zu hören von seinen Abenteuern in fernen Ländern. Fast hatte er das Gefühl, mit ihm auf dem Schiff zu segeln oder gegen eine Räuberbande zu kämpfen. Auch schien es ihm, als spreche der andere gern über seine Abenteuer, ja es kam ihm beinahe so vor, als vertraue Ringlin zum ersten Mal einem anderen Menschen seine Erlebnisse und Leiden an, so aufgeregt und ausführlich beschrieb er entgegen allem Vorsatz der Kürze seine Fahrt.
»In Jerusalem wollte ich gern die heiligen Stätten besuchen, ja, ich bat meinen Herrn inständig darum, wenigstens eine Stunde in der Grabeskirche Jesu Christi verweilen zu dürfen. Doch zunächst lehnte er es rundweg ab, mir einen in seinen Augen so heidnischen Götzendienst zu gewähren. Dann
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