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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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gewünschten Krug Wein. Cunrat musste unwillkürlich an Karolina Tettinger denken, an den ermordeten Weinhändler und den geheimnisvollen Übergang von der Haue zur Stadtmauer. Doch mit den Toten konnte er sich jetzt nicht befassen, im Augenblick waren die Lebenden, Giovanni und Lucia, wichtiger.
    Bevor Simon Ringlin seinen Becher hob, fragte er: »Wer ist denn der vornehme Herr, der dich so freundlich gegrüßt hat?«
    Cunrat sah zum Conte hinüber und antwortete geschmeichelt: »Der Herr ist ein Graf, ein guter Mensch. Er war mit den Tettingers befreundet, den früheren Besitzern der Haue .«
    Dann wollte er von Simon Ringlin wissen, wie das Heilige Grab sei. Getrieben von der Sehnsucht, sich endlich jemandem mitzuteilen, fing Ringlin wieder zu erzählen an.
    »Wo das Heilige Grab ist, da steht eine schöne Kirche, hoch und rund und ganz mit Blei gedeckt, einst vor, jetzt in der Stadt gelegen. Unter der Kuppel der Kirche befindet sich ein Tabernakel, genau über dem Grab. Man lässt niemanden in das Grab selber hinein, außer es ist ein hoher Herr. Aber ein Stein des Heiligen Grabes ist in der Mauer des Tabernakels eingemauert, den küssen die Pilger und bestreichen sich damit. Es gibt auch eine Lampe, die von selber das ganze Jahr über brennt – bis zum Karfreitag, wo sie bis zum Osterabend erlischt und sich dann wieder von selbst entzündet. Am Osterabend geht aus dem Heiligen Grab ein Schein wie Feuer hervor. Dann kommt viel Volk aus Armenien, Syrien und des Priester Johannes’ Land dorthin, um den Schein zu sehen. Als ich dort war, schien es mir, dass vom Grabe des Herrn ein wunderbarer, ungewöhnlicher und alle Spezereien übertreffender Duft ausging. Viele Pilger verbringen dort die Nacht in Andacht vor der Grabkapelle, ja, sie streiten sich geradezu um die Plätze, die dem Grabe am nächsten sind. Mithilfe meines jungen Wächters und seiner kräftigen Arme fand ich jedoch einen guten Platz, von dem aus ich die ganze Heiligkeit des Ortes erleben konnte. Doch hatten wir während der Nacht viel Unruhe wegen des Lärms, den die vielen Krämer und Kaufleute im Tempel machten. Mit denen trieben die Pilger Handel, denn sie kauften von ihnen Edelsteine und Pater Noster, kleine Ringe, Kreuzchen und andere Waren, die sie an die heiligen Stätten strichen und für ihre Lieben nach Hause mitnehmen wollten. Außerdem« – hier senkte er die Stimme vor Entrüstung – »haben wir Pilger beobachtet, Adlige, die mit kleinen Fäusteln und Meißelchen ihre Namen, Wappensprüche oder Wappenbilder in die Marmorsäulen und Wände schlugen. Andere wiederum waren so begierig und versessen, von allen Stätten kleine Stücke und Steinchen mit nach Hause zu bringen, dass sie vom Heiligen Grab, das von den alten, seligen Christen mit poliertem Marmor schön geschmückt worden ist, Ecken und Stückchen abgeschlagen haben!«
    Cunrat schüttelte entsetzt den Kopf. Doch dann kam ihm seine geplante Wallfahrt nach Einsiedeln in den Sinn, und er dachte, dass er gewiss auch einige geheiligte Dinge mitbringen würde, für Gretli und Giovanni und natürlich für seine Mutter. Ein wenig konnte er die Jerusalempilger verstehen, aber natürlich hätte er es niemals gewagt, Stücke vom heiligen Grab abzuschlagen!
    Da fuhr Simon Ringlin fort.
    »Doch du glaubst nicht, wie schwer es mich ankam, die fröhlichen Christen aller Nationen zu sehen, die von ihrer Pilgerfahrt in die Heimat zurückkehren konnten, während ich weiter als Sklave von Yussuf Miranschach leben musste und meine Lieben vielleicht nie wieder sehen würde. Heiße Tränen habe ich auf den Marmor des Grabes Christi vergossen und manche Stunde mit mir gekämpft, ob ich nicht doch mit einer Pilgergruppe die Flucht ergreifen sollte, aber dann dauerte mich mein junger Begleiter, der im übrigen kein Auge von mir ließ, galt es doch sein eigenes Leben. So bin ich am Morgen in die Herberge zurückgekehrt, in der Miranschach abgestiegen war.«
    »Aber wie ist Euch dann die Flucht gelungen?«
    »Über ein Jahr musste ich mit Miranschach reisen, in viele Städte und Länder des Orients. Wir sind über den Libanon gezogen, wo ich die großen, schneebedeckten Zedern gesehen habe, Bäume mit Ästen, die sich schnureben in die Länge und Breite ausstrecken. Sie sind unserem Fichtenholz gleich und tragen sommers wie winters ihr schönes, kleines, ziemlich spitzes Laub. Dazu haben sie recht dicke Zapfen, die sich nach oben wenden. Dann sind wir nach Syrien weitergereist, in die Stadt Aleppo,

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