In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Geschichte um den betrügerischen Sklaven Tranio in der Mostellaria und nicht zuletzt die Irrungen um die schöne Hetäre Bacchis, deren Geliebter sie von einem Soldaten freikaufen muss.
Bei der Letzteren fiel mir Lucia ein, deren Geliebter Giovanni sie ebenfalls hatte freikaufen wollen, bevor sie entführt wurde, und ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich ja nicht nur als ein Liebhaber antiker Bücher hierher geritten war, sondern auch als Spion für einen verliebten Bäckergesellen.
Mutter Magdalena hatte mich die ganze Zeit mit einem Lächeln im Mundwinkel beobachtet und fragte schließlich, ob ich das Buch nun genügend taxiert hätte und was es mir denn wert wäre. Noch wollte ich meinen Trumpf nicht ausspielen und fragte gespannt, was sie denn dafür haben wolle.
›Eine arme Klostervorsteherin wie ich hat viele Verpflichtungen, die sie außer Haus wahrnehmen muss, und sie hat viele Arbeiten, die körperliche und geistige Anstrengungen von ihr erfordern. Oft ist es schwierig, die Fasten einzuhalten, und auch die Residenzpflicht ist manchmal ein schier unüberwindliches Hindernis bei der Wahrnehmung meiner Pflichten.‹
Ich erwiderte, dass sie doch gerade eben erst ihren Bruder in Costentz besucht habe und dies offenbar ohne Schwierigkeiten möglich gewesen sei.
Doch sie bestand darauf, dass sie unbedingt einen generellen Dispens von der Residenzpflicht und vom Fasten brauche, um auch weiterhin ihren Pflichten angemessen nachkommen zu können.
›Wenn Ihr mir das vom Papst unterschriebene Dokument hier auf den Tisch legt, dann bekommt Ihr den Plautus‹, lautete ihr Handel.
Da entgegnete ich, den Brief aus meiner Tasche ziehend: ›Was haltet Ihr davon, wenn ich dem Papst dieses Dokument nicht vorlege und dafür den Plautus bekomme?‹
Als sie den gefalteten Papierbogen sah, verschwand ihr Lächeln, und als ich ihn auffaltete und sie die Schrift und die Liedstrophen erkannte, ohne dass ich ihr jedoch Gelegenheit gab, den Brief zu greifen, wurde sie bleich und sank auf ihren Stuhl.
Mit tonloser Stimme fragte sie, woher ich dieses Schreiben hätte, doch als ich stumm blieb, seufzte sie und gab sich selbst die Antwort. Sie vermutete richtig. Nun wurde ihr Blick giftig wie der einer Otter. Sie begann, Schwester Relindis zu verfluchen, was ich als Sekretär des Papstes lieber nicht zur Kenntnis nahm.
Doch schon nach kurzer Zeit hatte sie sich wieder gefasst und gleich einer Füchsin sagte sie: ›So, Ihr seid also der Sekretär des Papstes? Welches Papstes? Dessen, der seine Abdankung angekündigt hat? Dem nachgesagt wird, dass er die Bordelle besser kennt als die Kirchen? Dass er seinen Kardinalshut mit Gewalt erworben hat und auch später vor keiner Art von Sünde zurückgeschreckt ist?‹
Offenbar kannte sie den Klatsch, der auf dem Konzil verbreitet wurde und sogar die neuesten Entwicklungen. Doch ich blieb hart.
›Auch wenn er seine Abdankung angekündigt hat, ist er immer noch der rechtmäßige Papst. Und die Lügen, die über ihn verbreitet werden, werden nicht wahrer dadurch, dass nicht nur der Pöbel sie erzählt. Gerade jetzt steht Johannes hoch in der Gunst von König Sigismund, weil er bereit war, die Zessionsformel zu verlesen. Und denkt an den Ketzer Hus, den man bei den Dominikanern eingesperrt hat, weil er genau die Zustände angeprangert hat, die in dem Brief hier zutage treten. Was glaubt Ihr, würde geschehen, wenn in dieser Situation ein Skandal ans Tageslicht käme, in den nicht nur eine beliebige Nonne, sondern gar die Schwester des reichsten und mächtigsten Costentzer Kaufmanns verwickelt ist? Euch wird womöglich nicht einmal viel passieren, aber welches Schicksal, glaubt Ihr, wird den so beredten Jodocus Suntheim erwarten?‹
Meine Argumente waren gut, und sie war genügend über die Konzilspolitik informiert, um das zu erkennen. Nun kam alles darauf an, welchen Stellenwert der Franziskaner tatsächlich in ihrem Leben einnahm, aber die Worte in seinem Brief, die eine Entgegnung auf ihre Eifersucht darzustellen schienen, machten mir Hoffnung. Und in der Tat ging das Spiel zu meinen Gunsten aus. Die sittenlose Klostervorsteherin mochte in der Tiefe ihres Herzens doch noch echter Gefühle für einen Mann fähig sein, doch auch wenn es nur sinnliche Begierde war, so reichte sie doch aus, dass sie mir nun wortlos den Plautus hinstreckte. Ich nahm ihn, und sie wiederum hielt ihre Hand auf, in Erwartung, dass ich ihr den Brief übergeben würde. Doch noch hielt ich ihn zurück, worauf
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