In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
begleiten. Der Papstsekretär war froh über die Abwechslung von den eintönigen Kanzleigeschäften und ging mit ihnen zum Rathaus.
Nach gut zwei Stunden kamen die Drei zum Bäckerstand zurück, mit geröteten Gesichtern, vom Ärger und vom Wein, den sie getrunken hatten, um den Ärger hinab zu spülen.
»Er könne nichts tun, behauptet der Vogt!«
»Wir hätten keine Beweise, sagt er!«
»Es stünde Aussage gegen Aussage!«
Poggio war besonders erzürnt darüber, dass sein Wort kein größeres Gewicht haben sollte als das eines Hurenwirts, war es doch Rosshuser gewesen, der behauptet hatte, Lucia sei mit den Fahrenden nach Straßburg gezogen.
»Er hat Angst«, kommentierte Gretli, als sie bei ihrem nächsten Besuch vom Ausgang der Unternehmung hörte. »Die Mailänder um Jakob Schwarz sind eng mit den Muntprats verbandelt, das hat mir Frau Tettikoverin erzählt, und die Muntprats sind die mächtigste und reichste Familie in Costentz. Dazu ein adliger Ritter, denn auch wenn der Ritter von End nur ein verhasster Raubritter ist, so fürchten sich doch viele vor ihm, auch hier in der Stadt. Hanns Hagen mag noch so gerecht sein, er ist nun einmal der Wachhund dieser Leute, und wenn sie ihn zurückpfeifen, dann muss er kuschen.«
»Wie die Dogge von Egli Locher«, meinte Cunrat trocken, während er gleichzeitig seine Liebste für ihren Scharfsinn und ihre Kenntnisse der Costentzer Verhältnisse bewunderte.
Doch aus welchem Grund auch immer der Vogt sich weigerte, etwas zu unternehmen, nun waren sie auf sich gestellt und mussten sich etwas Neues ausdenken, wenn sie Lucia befreien wollten.
»Ich werde allein hin reiten und den Kerl stellen!«, ereiferte sich Giovanni, doch das konnten ihm die anderen schnell ausreden. Es wäre sein sicherer Tod gewesen, und als Toter hätte er Lucia nichts mehr genützt.
Da hatte Poggio einen Einfall: »Am 20. des Monats veranstalten Herzog Friedrich von Österreich und Graf Friedrich von Cilli ein großes Frühjahrsturnier vor der Stadt. Man hat Ritter aus dem ganzen Reich dazu eingeladen, und vielleicht wird auch Jörg von End daran teilnehmen. Bei dieser Gelegenheit könnte man versuchen, mit seinen Knechten zu reden, ob sie etwas über Lucia wissen.«
»So ein Verbrecher wie der dürfte niemals an einem Turnier teilnehmen, er ist überhaupt nicht turnierfähig!«, schimpfte Giovanni bitter. »Aber das scheint keinen der hohen Herren zu kümmern! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, wenn die Geschädigten arme Leute sind wie wir.«
Dennoch fieberten sie nun dem 20. März entgegen, dem Tag, an dem das Turnier stattfinden würde. Diesmal war als Austragungsort nicht mehr der Hof der Bischofspfalz vorgesehen, sondern eine große Wiese vor den Toren der Stadt, im Paradies, dort, wo die Armbrustschützen ihren Übungsstand hatten.
Schon Tage zuvor wurden eine Menge Handwerker rekrutiert, um Tribünen und Unterstände zu errichten. Diesmal wollte man sichergehen, dass nicht wieder etwas zusammenbrechen würde. So hörte man tagelang das Hämmern und Klopfen, das Sägen und Schreien der Zimmerleute und ihrer Gesellen.
Zum Glück hatte sich das Wetter endlich zum Besseren gewendet. Der Wind wehte nun lauer von Süden über den See herein, die Bergspitzen ragten klar umrissen über die Stadtmauern, und überall sprosste erstes Grün: auf den Wiesen vor der Stadt, in den Hinterhöfen, auf den Misthaufen und in allen Mauerritzen. Cunrat entdeckte beglückt hie und da sogar Schneeglöckchen und Märzenbecher, denn als Kind vom Dorfe hatte er ein schärferes Auge für jede Veränderung der Natur als die Bäcker aus der Lagunenstadt Venedig, die fast nur Wasser und Mauern kannten.
Am Sonntag vor dem Turnier traf er sich mit Gretli zum Gottesdienst in der Johanneskirche, dann machten sie einen Spaziergang. Gretli führte ihn hinaus aus der Stadt, über die Brücke nach Petershausen und durch das dortige Tor ins Grüne. Sie gingen ein Stück den See entlang fast bis zum Horn, das waldig ins Wasser hineinragte und die Costentzer Bucht vom Überlinger See trennte. Hier lagen Obstgärten, Weinberge und bäuerliche Anwesen, doch gehörten die meisten von ihnen reichen Stadtbürgern, die sie auch zur Sommerfrische nutzten.
Der Bodensee enthielt wenig Wasser, noch hatte die Schneeschmelze nicht richtig eingesetzt, und vor dem Schilfgürtel am Ufer konnte man auf einem Bett aus grauen, runden Kieselsteinen das Wasser entlang laufen.
In einer kleinen Bucht machten sie Halt, denn ein
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