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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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war der Morgen des Turniers da, ein prächtiger Morgen. Die Sonne strahlte, der Himmel zeigte kein Wölkchen, und vor der Stadt spross überall frisches Grün auf Wegrainen und Wiesen. Der Winter schien endgültig vertrieben.
    Schon vor Tagesanbruch drängte das Volk aus der Stadt hinaus, um einen guten Platz rund um die Turnierabschrankungen zu ergattern. Diesmal war genügend Raum gewesen, um die Tribünen für die Damen sowie die geistlichen und weltlichen Herren alle an einer Längsseite des Turnierplatzes anzubringen, mit Blick auf die Stadt, deren mächtige Befestigungsanlagen eine imposante Kulisse für die Kriegsspiele boten. Die Damen saßen in der Mitte, rechts und links neben den baldachinbekrönten Ehrenplätzen des Königs und der Königin, während die hohen Herren weiter außen Platz nahmen. Dort befanden sich auch die Mitglieder des Stadtadels und die Familien der Patrizier. In der ersten Reihe der äußersten Tribüne, da, wo den Zuschauern Dreck und Gras um die Ohren flogen, saßen die Schreiber, Sekretäre und sonstigen Gefolgsleute der hohen Herren, darunter Poggio Bracciolini.
    Die Unterstände der Armbrustschützen hatte man erweitert und für die Ritter reserviert, die hier ihre Harnische anlegen und sich auf Tjost und Buhurt vorbereiten konnten.
    Gegenüber der Tribüne lag zur Stadt hin eine freie Wiese, auf der sich nun das Volk drängte, zwischen den Ständen und Zelten der vielen Händler, die sich bei diesem Fest ein gutes Einkommen erwarteten. Auch die Bäcker nutzten die Gelegenheit, in der Fastenzeit ein wenig zusätzlichen Umsatz zu machen. Sie hatten am Tag zuvor große Mengen an Brot und Pasteten gebacken, die sie nun zwischen der hölzernen Verkaufsbude eines Kleinkrämers und dem Zelt einer Wahrsagerin feilboten.
    Um die zehnte Stunde hörte man den Klang von Trommeln und Fanfaren langsam aus der Stadt näher kommen, und in einer langen Reihe ritten die Turnierkämpfer mit ihren Damen durch das Rindportertor heraus über die Weiße Straße zum Wettkampfplatz. Die Menschen liefen am Rand der Straße mit und jubelten den prächtigen Rittern und schönen Frauen zu, an deren Spitze Königin Barbara und König Sigismund lächelnd die Huldigungen entgegennahmen. Für einen Augenblick hielten selbst die Bäcker inne und schauten sich das Spektakel der bunten Fahnen und Gewänder vor dem Hintergrund der mächtigen Stadtmauer und des alles überragenden Rindportertores an. Doch dann drängten sich zu viele Menschen vor ihrem Stand, die alle noch rasch etwas zu essen kaufen wollten, bevor die Wettkämpfe anfingen.
    Diesmal begannen die Spiele mit dem Buhurt. Zwei große Haufen von Rittern stürmten aufeinander los, nachdem die Turnierknechte die Seile durchgeschlagen hatten, und bekämpften sich mit ihren stumpfen Turnierkeulen, um dann am Ende der Bahn wieder kehrt zu machen und erneut gegeneinander zu reiten. Wenn sie aufeinandertrafen und mit ihren Waffen auf die Schilde der Gegner einhieben, dröhnte jedes Mal das Echo von den Wänden der Stadtmauer wider, dass man fast glauben konnte, im Stadtgraben finde ein zweites Turnier statt. Doch obwohl die Gefechte martialisch wirkten, tat sich niemand weh. Alles war nur Schau.
    »Für uns ist erst das Gestech interessant«, bestimmte Giovanni. »Wenn der Ritter von End sich im Unterstand vorbereitet, schleiche ich mich hinein, um zu sehen, wer seine Knechte sind. Und während er kämpft, werde ich mit ihnen reden. Sie müssen mir sagen, wie es Lucia geht und wo er sie versteckt!«
    »Ich komme mit!«, sagte Simon Ringlin, der sich auch an diesem Tag beim Bäckerstand aufhielt.
    »Ich auch!«, ergänzte Cunrat eifrig.
    Giovanni sah die beiden zweifelnd an, dann meinte er: »Cunrat, du bist viel zu auffällig mit deinem langen Gestell und deiner Visage. Dich erkennt man hinterher sofort wieder, wenn irgendetwas schief gehen sollte und es womöglich Ärger mit den adligen Herren gibt. Und auch Ihr, Herr Ringlin, habt ein Gesicht, das sich dem Gedächtnis einprägt. Ich hingegen sehe aus wie tausend andere, und wenn ich meine Locken mit Wasser an den Kopf klebe, erinnert sich hinterher keiner mehr an mich, egal, was geschieht.«
    Cunrat wusste nicht recht, ob er beleidigt sein sollte ob dieser Beschreibung, aber schließlich entschied er, dass sein Freund recht hatte, und auch Simon Ringlin sah ein, dass es besser war, wenn Giovanni während der Tjost allein in den Unterstand ging.
    Nach dem Buhurt war es schon gegen Mittag, Ritter und Damen

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