In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Rücksicht Arme, Beine, Köpfe und hin und wieder auch den Ball umher, sodass schließlich alle zusammen in einem wilden Knäuel am Boden lagen, bevor sie sich wieder hoch rappelten, um erneut den Kampf um den Ball aufzunehmen. Da wurde mancher Zahn ausgeschlagen, Rippen knackten und Augen wurden blau. Besondere Lacher ernteten diejenigen, deren Bruchenband zerriss, sodass die Unterhose verrutschte und plötzlich ihre Männlichkeit freilegte. Rasch begaben sich die Entblößten zur Seite, um alles wieder festzubinden, weniger aus Scham als vielmehr aus Angst, dass einer der Gegner sich womöglich an ihrem Knüppel festhalten könnte.
Es dauerte nur kurze Zeit, bis die Spieler vollkommen von Schlamm bedeckt waren, sodass man kaum noch sehen konnte, wer welcher Mannschaft angehörte. Erst als der Ball endlich durch eines der Tore rollte, erkannte man am Jubel, welche Kämpfer Teil des erfolgreichen Haufens waren. Auch die Zuschauer schrien auf und rissen ihre Arme hoch, jedenfalls diejenigen, die sich von Beginn an auf die Seite der roten Mannschaft gestellt hatten.
Am Ende gewann jedoch die weiße Mannschaft, sie beförderte den Ball drei Mal zwischen den Stangen hindurch, die rote nur zweimal. Die Kämpfer stellten sich noch einmal in einer Reihe auf, schlamm- und blutverschmiert, damit der Herold die Siegermannschaft küren konnte. Dann liefen die Weißen die Turnierschranken entlang, um sich vom Publikum feiern zu lassen, dessen weiblicher Teil noch einmal kreischend aufjubelte und die Arme ausstreckte, um womöglich einen von ihnen berühren zu können. Schließlich verschwanden sie im Unterstand der Armbrustschützen.
Nun kam endlich der Höhepunkt des Turniers, die Tjost.
»Schaut, Sigismund ist verschwunden!«, rief Giovanni plötzlich. In der Tat war der Platz neben Königin Barbara auf einmal leer. »Also wird er wohl auch am Gestech teilnehmen. Was hat sein Knappe noch mal erzählt?«
»Irgendetwas von einem burgundischen Ritter und den Farben Rot-Schwarz.«
»Ja, stimmt. Aber der Ritter, der uns interessiert, trägt die Farben Blau-Weiß. Ich gehe jetzt zum Unterstand.«
Damit verschwand der Venezianer in der Menge, und Cunrat blieb zurück, um weiter die Tjost zu verfolgen, immer abwechselnd nach Gretli und einem Ritter mit weißem Löwen auf dem Zimier Ausschau haltend. Nach einer guten Stunde war tatsächlich der Ritter von End an der Reihe. Er ritt seinen Gegner hart an, doch der hielt zunächst stand. Der Kampf dauerte eine ganze Weile. Cunrat war froh darüber, weil dies Giovanni genügend Zeit gab, die Knechte des Kämpfers anzusprechen.
Doch sein Freund kam noch vor dem Ende des Kampfes mit nassen Haaren, aber unverrichteter Dinge zurück. Mürrisch erzählte er ihnen, dass er es zwar geschafft hatte, in den Unterstand zu kommen und die Knechte des Ritters von End auch gesehen hatte, aber dann war er von den Wachen entdeckt und unsanft wieder hinausbefördert worden.
»Wahrscheinlich gibt es besondere Sicherheitsmaßnahmen wegen des Königs«, suchte er verdrießlich nach einer Erklärung für seine gescheiterte Mission. »Nach dem Turnier schauen wir, wo sich der Ritter und seine Knechte hinbegeben, vielleicht können wir sie in einer Weinstube treffen.«
Doch dann geschah etwas, das sie zumindest für kurze Zeit den Ritter von End vergessen ließ.
Der Nachmittag neigte sich schon dem Abend zu, und der Rang der Herren, die sich im Kampf maßen, wurde immer höher, die Zuschauer immer gespannter.
Als eines der letzten Paare wurde Guillaume de Vienne angesagt, ein burgundischer Graf, gegen den Herzog Friedrich von Österreich höchstpersönlich in die Bahn ritt.
»Schau, der Burgunder trägt die Farben Schwarz-Rot!«, bemerkte Giovanni aufgeregt. »Ob sich Sigismund unter der Rüstung befindet?«
Die beiden Gewappneten galoppierten aufeinander zu, Guillaume oder wer auch immer den rot-schwarz geschmückten Rappen ritt, gab seinem Pferd heftig die Sporen und hielt seine Lanze kerzengerade vor sich, sodass er seinen Gegner schon beim ersten Mal fast aus dem Sattel hob. Keiner glaubte, dass Herzog Friedrich den zweiten Angriff überstehen würde, doch dann geschah das Unfassbare: Im Moment des Zusammenpralls riss der rot-schwarze Ritter plötzlich seine Lanze hoch in die Luft, sodass sein Widersacher ihn ohne Weiteres vom Pferd stoßen konnte. Guillaume lag rittlings am Boden und rührte sich nicht mehr, während Friedrich von Österreich in Siegerpose sein Pferd durchparierte. Der
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