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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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verlangte es erst einmal nach einem Imbiss, und auch die übrigen Zuschauer ließen sich mit Decken auf der Wiese nieder, wo sie ihre mitgebrachten oder an den Buden gekauften Mahlzeiten zu sich nahmen. Die Sonne wärmte schon recht ordentlich, und mancher hielt, vom Stehen und vom Wein ermüdet, einen kleinen Mittagsschlaf, auf seiner Decke oder gegen eine der hölzernen Buden gelehnt.
    Die Schläfer wurden unsanft geweckt vom neuerlichen Spiel der Fanfaren. Der Herold kündigte an, dass vor dem zweiten Teil des Turniers die Knappen der anwesenden Ritter sich in einem Ballspiel messen würden.
    Giovanni stieß Cunrat an. »Komm, das schauen wir uns an!«
    Von ihrem Bäckerstand aus konnten sie wegen der vielen Leute nicht sehen, was sich auf der Kampfbahn abspielte, aber da ihre Waren ohnehin fast ausverkauft waren, gab Giovanni den anderen Venezianern den Beutel mit den Einnahmen zur guten Verwahrung und stürzte sich in die Menge, um sich einen Platz in vorderster Reihe zu erkämpfen. Cunrat folgte ihm neugierig, denn er hatte zwar schon von diesem Spiel gehört, aber noch nie eines gesehen. So lange das Ballspiel lief, würde das Gestech noch nicht anfangen, sie hatten also immer noch Zeit für ihren Plan. Ringlin ging mit ihnen.
    Die Turnierwiese war inzwischen nicht mehr grün, sondern schlammig braun. Zwar schien die Sonne schon seit einigen Tagen, der sumpfige Untergrund in der Vorstadt Paradies war jedoch immer noch feucht, und die Pferde der Buhurtkämpfer hatten mit ihren Hufen die Grasnarbe binnen kürzester Zeit zu einem Acker umgepflügt. Dieser bildete nun das Kampffeld der Knappen. Zu jeweils zehnt traten sie in zwei Mannschaften gegeneinander an. Sie waren nackt bis auf ihre weißen, geschnürten Bruchen, die diese Farbe jedoch nicht lang behielten, und ein farbiges Band am Arm, das sie als zur roten oder weißen Mannschaft gehörig auswies. Das Spiel bestand darin, einen riesigen ledernen Ball über den Platz zu befördern und am Ende zwischen zwei bewimpelten Stangen hindurchzuschieben. Diese Übung sollte die Knappen auf den Kriegsfall vorbereiten, wenn sie nicht einen Ball, sondern einen gewappneten Ritter nach einer Verletzung aus dem Schlachtgetümmel wegschleppen und in Sicherheit bringen mussten. Cunrat staunte über die gewaltige Größe der Kugel.
    »Drei Kuhhäute braucht man dafür!«, erklärte Giovanni kenntnisreich. »Die wiegt über zwei Zentner!«
    »Und was ist innen drin?«
    »Lerchenzapfen. Alles andere wäre so schwer, dass man sie nicht mehr bewegen könnte.«
    Es waren fast durchwegs junge Kerle, die hier ihre Geschicklichkeit maßen, athletische Burschen, manche mit langen, zum Zopf gebundenen Haaren, andere kahl rasiert. Sie wurden von den Frauen auf der Stadtseite des Platzes mit Johlen und Pfeifen begrüßt, manch obszöne Geste wurde ihnen entgegengeschleudert, manch ein Angebot für die Nacht, und einige sahen drein, als ob sie diesem nicht abgeneigt wären. Falls die adligen Damen auf der Tribüne ebenfalls fasziniert waren, so zeigten sie es nicht, sie waren ja ihrer Ritter wegen gekommen.
    Cunrat entdeckte auf der Tribüne bei den Patrizierfamilien auch die Tettikovers, die sogar ihre Kinder mitgebracht hatten. Und neben der kleinen Anna saß Gretli mit dem jüngsten Spross der Familie auf dem Arm. Cunrat winkte ihr zu, und sich lächelte zurück.
    »Schau, da drüben sitzt Gretli!« Er stieß Giovanni in die Seite. Als der das Mädchen entdeckt hatte, verdüsterte sich plötzlich sein Gesicht.
    »Und weißt du, wer der Mann neben Tettikover ist? Luitfried Muntprat, der reichste Mann von Costentz, und die Nonne neben ihm ist gewiss seine feine Schwester, die Äbtissin Magdalena. Und, seht Ihr ihn, Herr Ringlin?« Er stieß Lucias Vater an. »Neben den Muntprats sitzt ihr Mailänder Freund Jakob Schwarz. Verdammt, wenn nur die Tribüne unter ihnen zusammenbrechen würde!«
    »Giovanni, das darfst du nicht sagen, dann wäre Gretli ja auch tot!«, wandte Cunrat entsetzt ein.
    Der Venezianer schaute seinen Freund an und verdrehte die Augen.
    »Cunrat, ich bin kein Zauberer, der Tribünen durch Magie zusammenbrechen lassen kann. Mein unfrommer Wunsch wird sicher nicht in Erfüllung gehen, also mach dir mal keine Sorgen!«

    Endlich gab der Herold wie bei den Ritterkämpfen das Startzeichen für das Ballspiel. Unter dem Lachen der Zuschauer stürzten sich die Knappen in den Kampf, sie zogen und zerrten an dem gewaltigen Ball und an ihren Gegnern, sie rissen und stießen ohne

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