In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
meinen Kopf verwetten, dass er jetzt irgendwo bei Friedrich von Österreich sitzt und es sich dort von seinem Judaslohn wohl sein lässt!«
Während der ganzen Zeit hatte der Gefangene heftig den Kopf geschüttelt, und nun platzte er los: »Herr König, das ist nicht wahr! Herzog Friedrich hat mich beauftragt, Euch mit der Armbrust zu erschießen, aber das war erst nach seiner Flucht! Er war doch am Turnier noch selber zugegen!«
»Schweig, Peter Riffon!«, fuhr der Vogt ihn an, und einer seiner Bewacher versetzte ihm eine Ohrfeige, dass ihm das Blut aus der Nase schoss.
»Lasst ihn reden, Hanns Hagen!«, entgegnete Sigismund. »Die drei Zeugen sollen hören, welch verwegene Geschichte mir hier aufgetischt wird.«
Schnell fuhr der Gefangene fort: »Herr, ich sage die Wahrheit! Ich bin doch gekommen, um Euch vor Friedrich zu warnen! Ich habe nichts getan, ich sollte Euch töten, in seinem Auftrag, aber ich habe nichts getan, außer Euch zu warnen!«
»Deine Geschichte passt aber nicht zur Geschichte dieser Zeugen. Drei Menschen sind getötet worden beim Versuch, mich umzubringen. Doch du hast Pech gehabt, mein Freund, denn deine Pfeile sind verräterisch!« Dann fragte er streng: »Herr Vogt, habt Ihr die Armbrustpfeile des Gefangenen mit dem verglichen, der in dem toten Burgunder steckte?«
Hagen schwitzte noch mehr, und sein Teiggesicht sah aus, als ob es aus weißem Mehl gemacht wäre.
»Nein, Herr König, aber ich werde es sofort tun. Die Wächter im Raueneggturm bewahren seine Sachen auf.«
»Gebt mir Bericht, was Ihr herausgefunden habt. Und in Zukunft wünsche ich über solche Dinge früher informiert zu werden. Und zwar von Euch, Herr Vogt, nicht von irgendwelchen …« Er wusste offenbar nicht recht, wie er Poggio und seine Gefährten titulieren sollte.
Da schrie der Gefangene dazwischen: »Aber warum hätte ich zu Euch kommen sollen, wenn ich tatsächlich versucht hätte, Euch zu töten?«
»Vielleicht, weil du die Falschen getroffen hast und nun Angst hattest, dass man dich fassen würde? Hast du geglaubt, dich mit deiner angeblichen Warnung als Unschuldslamm hinstellen zu können? Oder hat dich einfach die Reue gepackt? Ach, was weiß ich, was in so einem Kopf vorgeht! Vogt, führt den Mann ab! Übergebt ihn dem Scharfrichter, der wird schon wissen, wie er die Wahrheit aus ihm herausbekommt! Und dann soll er die Strafe erhalten, die ihm ziemt.«
Hanns Hagen gab seinen Wachen ein Zeichen, den Gefangenen wegzuführen, was diese sogleich recht unsanft taten. Man hörte noch eine ganze Weile seine verzweifelten Unschuldsbeteuerungen. Der Vogt machte eine tiefe Verbeugung, dann verließ er ebenfalls den Raum.
Auch Poggio wollte sich nun verabschieden, doch Giovanni hielt ihn zurück. Er sank vor dem König in die Knie und hub an: »Herr, ich wollte Euch noch fragen …«
»Ja ja«, unterbrach ihn Sigismund ungeduldig. »Ich weiß, der Raubritter und die Hübschlerin. Ich werde sehen, was ich tun kann. Ihr sollt nicht sagen, der König sei undankbar gewesen. Wenn ihr mir als Zeugen gegen Herzog Friedrich dient und er verurteilt wird, dann werde ich mich auch um euer Anliegen kümmern.«
Dann beschied er auch ihnen zu gehen. Als sie draußen waren, sagte Poggio: »Was für eine Ironie der Geschichte! Ein Burgunder, der zum Konzil gekommen ist, um den Tyrannenmord zu rechtfertigen, fällt versehentlich selber einem geplanten Tyrannenmord zum Opfer!«
Venedig, im April 1415
»Zweimal hat Er es schon versucht und es hat nicht geklappt, zweimal!«
Nicolò Venier wirft erregt die Arme in die Luft und läuft im Zimmer auf und ab. Seine rot-weißen Haare stehen wirr um den ganzen Kopf und verleihen den harten Zügen seines Gesichts etwas Dämonisches.
»›Es gibt keinen Besseren!‹, habt Ihr damals gesagt, Prioli. Und nun? Ist das das Werk des Besten?« Venier lacht höhnisch. »Da hätten wir jeden dahergelaufenen Stümper nehmen können für eine Handvoll Scudi! Der Erfolg wäre der Gleiche gewesen!«
»Beruhigt Euch, Venier, Ihr habt ja recht. Aber Fortuna hat zweimal ihre Hand über …«
»Scht!«, unterbricht Venier brüsk und verzieht das faltige Gesicht, als ob er einen Schlag erhalten hätte, »Ihr sollt seinen Namen nicht nennen, das bringt Unglück!«
Mit beiden Händen macht er das Cornuto-Zeichen gegen den Boden, um die bösen Mächte zu bannen.
Den Kopf schüttelnd über so viel Aberglauben fährt Prioli fort: »Meine Gewährsmänner haben mir versichert, dass es Schicksal war,
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