Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
niemand hätte etwas daran ändern können. Er scheint unter dem Schutz besonders starker Heiliger zu stehen.«
    »Oder besonders starker Teufel!«, entgegnet Andrea Dandolo ärgerlich.
    Er ist schlechter Laune, denn der harte Winter hat ihm Gelenkschmerzen beschert, seine Geliebte Violetta ist während des Karnevals zum Neffen des Dogen Tommaso Mocenigo übergelaufen, wodurch er, Dandolo, sich zu einem peinlichen Auftritt hat hinreißen lassen, und der Senat beginnt zu murren.
    »Tatsache ist, Prioli, dass Euer Mann die Anzahlung kassiert, seinen Vertrag aber bis heute nicht eingehalten hat. Ihr habt die Senatoren bei der letzten Sitzung gehört, sie wollen endlich einen Erfolg sehen für das viele Geld, das sie bezahlt haben.«
    »Und der Doge ist nicht auf unserer Seite, das wisst Ihr so gut wie ich«, ergänzt Venier verdrießlich.
    Vor allem nicht auf meiner Seite, denkt Dandolo, seit ich seinem Neffen eine Ohrfeige versetzt habe, vor allem nicht auf meiner Seite. Doch der Gedanke an Violetta und den Karnevalsball im Palazzo Loredan ist bitter wie Galle, und er versucht ihn rasch zu verscheuchen, indem er zur Sicherheitslage der Serenissima zurückkehrt.
    »Mocenigos Einfluss im Senat nimmt täglich zu. Er will den Friedensengel spielen, und früher oder später wird er uns zurückpfeifen.«
    »Die Frage ist nur, ob wir unseren Bluthund dann auch noch zurückpfeifen können.«

Weidemond
    Der Weidemond, auch Wonnemond genannt, begann in diesem Jahr mit Sonnenschein und einer grausamen Hinrichtung. Nachdem der Henker den wegen versuchten Königsmordes angeklagten Peter Riffon mehrfach aufgezogen, an den Stricken gerüttelt und ihn sogar mit einem Gewicht beschwert hatte, gestand der Beschuldigte schließlich nicht nur den Mord an dem Burgunder, sondern erklärte sich auch schuldig an der Erschießung des Giftmörders im Februar. Er bestätigte weiterhin, dass hinter all diesen finsteren Taten der Herzog Friedrich von Österreich steckte, der ihn und den Giftmörder beauftragt hätte, den König umzubringen. Den endgültigen Beleg für seine Taten fand Hanns Hagen bei der Durchsuchung von Riffons Sachen in seinem Köcher: einen Pfeil, der aufs Haar denen glich, die den burgundischen Ritter und den Giftmörder getötet hatten. Da der Missetäter alles zugegeben hatte und die Beweise eindeutig waren, musste die Rota, das päpstliche Gericht in der Kirche zum Heiligen Stephan, keine weiteren Zeugen vernehmen, sodass Poggio, Giovanni und Cunrat dem Prozess nur als Zuschauer beiwohnten. Wegen der Schwere seiner Taten wurde Peter Riffon am Ende zum Tod durch Rädern verurteilt, der schimpflichsten und grausamsten aller Hinrichtungsarten.

    So begab sich am 4. des Monats, einem Samstag, gegen Mittag eine große Menschenmenge zum Schindanger vor dem Emmishofertor. Hanns Hagen ritt voran, hinter ihm einige Prälaten, Ratsherren und Stadtknechte. Unter dem Johlen der Zuschauer wurde der Mörder auf einem Brett zur Richtstätte geschleift, das einem Pferd an den Schweif gebunden war. Wer nicht gekommen war, um der Hinrichtung seines Attentäters beizuwohnen, war König Sigismund. Er hatte andere Verpflichtungen, das Konzil lief weiter, und so überließ er den Vollzug des Urteils dem Stadtvogt und seinem Henker.
    Auch die Bäcker zogen mit einem Karren voller Brezeln und Brote durch das Kreuzlingertor vor die Stadt. »Hängen macht hungrig!«, hatte Giovanni gesagt, und auf Cunrats Einwand, dass Riffon doch gerädert würde, hatte er ergänzt: »Dann müssen wir eben Radbrote machen!« So hatten sie den ganzen Morgen auf Vorrat gebacken, weil sie den schweren Ofenkarren nicht zur Richtstätte hochschleppen wollten. Cunrat hatte auch Gretli gefragt, ob sie Lust habe, mitzukommen, doch sie hatte abgelehnt, weil sie nicht bei einem so schrecklichen Schauspiel dabei sein wollte.
    »Aber er ist doch ein Mörder!«, hatte Cunrat ihr erstaunt geantwortet.
    »Aber er ist auch ein Mensch«, hatte sie ihm entgegnet.
    Auf dem Schindanger wartete schon Egli Locher auf den Delinquenten. Er trug wieder sein offizielles Henkergewand: den grünen Rock und roten Mantel mit der Kapuze, die sein Gesicht verbarg. Am Galgen lehnte ein großes Wagenrad mit neun Speichen und scharfkantigem Eisenbeschlag. Die Stadtknechte führten das Pferd mit dem Mörder heran, und die Menge scharte sich um den Galgenhügel, wo jeder den besten Platz ergattern wollte. Die Bäcker postierten sich nicht weit von der Hütte, in der Cunrat mit Joß und Giovanni jene

Weitere Kostenlose Bücher