In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Nacht der Verbannung zugebracht hatte, die Nacht, in der er glaubte, die Seelen der Hingerichteten zu hören, dabei war Karolina ermordet worden. Cunrat seufzte. Den Mörder seiner Freunde hatte man noch nicht gefunden.
Der Mann, der hingegen versucht hatte, den König zu ermorden, wurde nun von den Stadtknechten mit ausgestreckten Armen und Beinen auf den Boden gelegt, Hände und Füße wurden an Pflöcken festgebunden, und unter die Glieder und den Körper wurden Hölzer gelegt, sodass er völlig hohl lag. Im Urteil waren jeweils zwei Stöße auf Arme und Beine sowie drei Stöße auf das Rückgrat festgelegt worden. Das Rädern sollte von unten beginnen, was bedeutete, dass der tödliche Stoß auf den Hals erst ganz am Ende geführt würde.
Als Egli Locher mit beiden Armen das Rad ergriff und hoch in die Luft hielt, verstummte die Menge in gespannter Erwartung. Dann schlug er es mit Kraft auf das linke Schienbein des Mörders, das mit einem lauten Knacken zerbrach. Der Schrei des Gemarterten ging im Gejohle der Zuschauer unter, dann wurden sie wieder still und warteten auf den nächsten Stoß. Wieder schrien sie jubelnd Beifall, als das zweite Bein zerschmettert wurde, und wurden wieder still, dann ein Schlag auf den linken Oberschenkel, und die Menschen schrien ihre Genugtuung heraus darüber, dass der König dem Papst und seinem Generalkapitän Friedrich die Stirn geboten hatte und wenigstens dessen Gehilfen angemessen bestrafte; sie wurden wieder still, ein Schlag auf den rechten Oberschenkel, und die Leute schrien vor Erleichterung, dass der unheimliche Mörder endlich gefasst war und bestraft wurde, der die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hatte, dann wurde es wieder still, und bei jedem weiteren Schlag des Scharfrichters geriet die Menge mehr in Ekstase, sie jubelten auf und wurden still und jubelten erneut, voller Schadenfreude, voller Freude, dass der König sie erlöste von allen Übeln, dass sein war das Reich und die Macht und die Herrlichkeit. Peter Riffon indes konnte nicht mehr schreien, er stöhnte nur noch bei jedem Schlag und wartete auf den erlösenden letzten Stoß gegen den Hals, der ihm das Genick brach und endlich sein Martyrium beendete. Als er sein Leben aushauchte, brach unbeschreiblicher Jubel los, und die Stadtknechte hatte alle Mühe, die Menschen mit Seilen zurückzuhalten, damit sie nicht den Richtplatz stürmten. Egli Locher legte nun den toten Körper auf das Rad und flocht die gebrochenen Glieder durch die Speichen. Dann steckten seine Knechte das Rad auf eine Stange und richteten sie neben dem Galgen auf. Dort würde der Hingerichtete langsam verwesen, als Fraß für die Raben und mahnendes Beispiel für die Menschen.
Nur wenige Menschen hatten auf die letzten Worte des Sterbenden geachtet, die er in einem Moment der Stille zwischen zwei Radstößen herausgepresst hatte: »Heilige Maria, du weißt, dass ich unschuldig bin.« Poggio Bracciolini war einer von ihnen.
Wieder saßen sie im Lamm , um das gute Geschäft dieses Tages zu begießen. Giovanni hatte recht behalten, das Hinrichten hatte die Leute hungrig gemacht, alle ihre Brote waren verkauft, und sie hätten noch viele mehr verkaufen können, wenn sie mehr gehabt hätten.
»Nächstes Mal fangen wir einen Tag vorher mit Backen an!«, rief der Venezianer eifrig.
»Ich hoffe, dass es kein nächstes Mal gibt, bei dem wir so ein Spektakel erleben müssen!«, erwiderte Poggio mürrisch. Ihm war die Hinrichtung aufs Gemüt geschlagen, er hatte die Gesellschaft der anderen gesucht, um den Abend nicht allein mit seinen düsteren Gedanken verbringen zu müssen. Doch nun ging ihm Giovannis geschäftstüchtige Kaltblütigkeit angesichts des grässlichen Todes von Peter Riffon auf die Nerven.
»Aber Herr Poggio, er war ein Mörder, er hat zwei Menschen umgebracht, vielleicht sogar mehr, und versucht, den König zu töten!«
Auch Cunrats Naivität, die er zu anderen Zeiten erfrischend fand, war ihm heute unerträglich. Es waren die letzten Worte von Peter Riffon, » … du weißt, dass ich unschuldig bin«, die ihn verfolgten, die ohne Unterlass in seinem Kopf widerhallten, Worte, in der Todesstunde ausgesprochen, der Stunde, in der man die Wahrheit sagt.
Poggio trank einen großen Schluck Wein, dann fragte er: »Und wenn er nicht der Mörder gewesen wäre?«
Die anderen sahen ihn überrascht an.
»Was ist nur los mit Euch, Herr Poggio?«, ergriff schließlich Giovanni das Wort. »Im peinlichen Verhör hat Riffon doch
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