In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Gehen. Gesandte, Unterhändler und Bittsteller bevölkerten den Innenhof und das Treppenhaus des Stadtpalastes sowie alle Räume, in denen die Schreiber und Sekretäre der königlichen Kanzlei ihre Tische aufgestellt hatten, um Urkunden jedweder Art auszustellen. Da Poggio einen der Sekretäre kannte und diesem die Dringlichkeit ihres Anliegens glaubhaft machen konnte, wurden sie nach mehrstündiger Wartezeit tatsächlich zum König vorgelassen.
Sigismund war zunächst überrascht, Cunrat und Giovanni vor sich zu sehen und glaubte, sie seien wegen des Ritters von End gekommen. Schon wollte er mit schlechtem Gewissen losdonnern, dass er Wichtigeres zu tun habe, als sich um Raubritter und von diesen geraubte Hübschlerinnen zu kümmern, aber da kam ihm Poggio zuvor. In raschen Worten schilderte er dem König auf Italienisch, was sie herausgefunden und sich zusammengereimt hatten. Was Sigismund nicht sofort verstand, ergänzte Giovanni auf Deutsch.
»So wollten wir Euch vor dem Mörder warnen, Herr König! Drei Menschen sind ihm schon zum Opfer gefallen, er ist wirklich gefährlich!«, beendete Poggio seine Ausführungen.
Das Gesicht des Königs verdüsterte sich immer mehr, und am Ende stieß er hervor: »So hat er es also doch versucht, der Bube!«
Verwundert über diese Reaktion sahen sich Poggio, Giovanni und Cunrat an, doch ihr Erstaunen wuchs noch, als Sigismund einen seiner Soldaten zu Hanns Hagen sandte mit der Nachricht, er möge sofort den Gefangenen aus dem Raueneggturm holen lassen und mit ihm in den Freiburger Hof kommen.
»Euer Mörder ist bereits gefasst!«, verkündete der König triumphierend, doch auf ihre erstaunten Nachfragen gebot er ihnen, sich zu gedulden. Sie würden den Bösewicht gleich sehen. Während sie warteten, setzte sich das Kommen und Gehen auch im Audienzsaal fort; Sigismund unterzeichnete mehrere Urkunden, die ihm seine Sekretäre vorlegten. So verging eine geraume Zeit, bis Hanns Hagen mit wehendem Mantel in Begleitung von zwei Stadtwachen auftauchte, die einen Gefangenen zwischen sich führten. Der Mann war von seinem Aufenthalt im Turm zerzaust und stank heftig nach Urin. Seine Hände waren gefesselt.
»Hier sind drei Männer, Herr Vogt, die bezeugen können, dass dieser Kerl lügt!, sagte Sigismund scharf.
Der Gefangene riss die Augen auf, während Hanns Hagen Poggio, Giovanni und Cunrat finster ansah, was diese mit einem nicht minder finsteren Blick quittierten.
»Diese drei Herren?«, fragte er sarkastisch. »Na, da bin ich gespannt, was sie vorzubringen haben.«
Doch dann erzählte Giovanni für Hanns Hagen auf Deutsch die Geschichte vom Anschlag beim Festmahl und dem anschließenden Tod des Mörders durch einen Armbrustpfeil, der demjenigen aufs Haar glich, mit dem der Burgunder an Sigismunds statt erschossen worden war. Der Vogt wischte sich den Schweiß von der Stirn und wurde immer bleicher. Bis auf die Tatsache des Rüstungstausches waren ihm all diese Fakten ja längst bekannt, aber er hatte sich offenbar gehütet, den König darüber zu informieren.
»Versteht Ihr?«, fragte Sigismund nun provokant. »Wenn der Diener des Papstes mir nicht gesagt hätte, dass Johannes vorhatte zu fliehen, und ich daraufhin nicht auf den Tausch der Rüstungen verzichtet hätte, um stattdessen den Papst von der Flucht abzuhalten, dann säße ich heute nicht hier, sondern wäre anstelle des Burgunders erschossen worden! Und zwar von diesem Kerl dort!« Sigismunds ausgestreckte Hand wies auf den Gefangenen, der die Arme hochriss und schrie: »Das ist nicht wahr! Damit habe ich nichts zu tun!«
»Und Ihr, Herr Vogt«, fuhr der König zornig fort, »wusstet von der Sache, aber Ihr habt mir nichts berichtet!«
»Herr König«, antwortete Hanns Hagen erschrocken, »ich wusste nicht, dass Ihr die Absicht hattet, mit dem Burgunder die Rüstung zu tauschen! Ich konnte keinen Zusammenhang zwischen den Morden erkennen, und der Gedanke, dass die Anschläge Euch gegolten hätten, kam mir nicht einen Augenblick in den Sinn! Sonst hätte ich Euch die Sache natürlich sofort gemeldet!«
»Der Rüstungstausch sollte ein allgemeines Gaudium werden, wie an Fastnacht, deshalb durfte auch keiner davon wissen außer dem Burgunder und meinem Knappen.« Der König schlug sich an die Stirn. »Mein Knappe! Nun verstehe ich, warum er seit einigen Tagen verschwunden ist. Ich glaubte, er sei wegen irgendwelcher Liebeshändel fortgegangen, doch langsam ahne ich, dass er andere Gründe hatte! Ich würde
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