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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Gretli, sein geliebtes Mädchen, und ihr Kind, das er sich wie das Jesuskind in St. Johann vorstellte und auf das er sich gefreut hatte, würden auf jeden Fall in Schande und Unglück gestürzt.
    Und das andere Kind? Das er in Bärbeli gepflanzt hatte? Würde er dieses Kind vielleicht auch lieben können? Doch im Finstern sah er immer nur Bärbelis Lückenzähne vor sich, wenn er daran dachte, und er glaubte, ihren Lavendelgeruch in der Nase zu spüren, was ihm einen Würgereiz verursachte.
    Cunrat konnte nicht einmal mehr beten. Und an Wallfahrten glaubte er auch nicht mehr.
    So blieb er stumm, als Hans Katz wiederkam und eine Antwort von ihm forderte.
    Und er konnte ihm auch nichts sagen, als er ihn zum dritten Mal aufsuchte.
    Und als der Bäckermeister schließlich sogar Bärbeli in das dunkle Verlies brachte, die weinte und die noch viel dicker geworden war, als Cunrat sie in Erinnerung hatte, brachte er immer noch kein Wort heraus. Zumindest stellte sie ihm etwas Brot und einen Krug Wein auf den Boden und löste seine Fesseln, bevor ihr Vater die Tür wieder verriegelte.
    Die Finsternis blieb.

    Cunrat dämmerte zwischen Schlafen und Wachen dahin. Wenn er bei Sinnen war, wollte er am liebsten wieder schlafen, um nicht nachdenken zu müssen, doch wenn der Schlaf ihn dann empfing, quälten ihn schreckliche Träume, sodass er schweißgebadet hochschreckte. Schließlich war er so weit, dass er auch im wachen Zustand glaubte, Stimmen zu hören. Es waren gewiss die Stimmen der Verdammten, die ihn riefen, ganz leise, nur für ihn hörbar.
    »Cunrat!«
    Er schüttelte den Kopf, um sie loszuwerden. Doch da flüsterten sie wieder: »Cunrat!«
    War er wach oder träumte er?
    Und noch einmal: »Cunrat!«
    Nun richtete er sich auf und sprach zum ersten Mal wieder.
    »Wer ist da?«
    Doch die einzige Antwort war ein schabendes Geräusch, als der Riegel seines Verlieses langsam zurückgeschoben wurde. Dann hörte er leise Schritte, die sich entfernten.
    Cunrat war sich immer noch nicht sicher, ob er das Ganze nur geträumt hatte. Vorsichtig kroch er Richtung Tür und stieß mit der Hand leicht dagegen. Tatsächlich gab sie nach. Jemand hatte ihm den Kerker geöffnet.

    Im ersten Moment schrak Cunrat zurück. War das eine Falle? Hatte Hans Katz sein Zaudern satt, seine stumme Weigerung, ihm zu antworten? Wollte er ihn zur Flucht veranlassen, um ihn dann umzubringen? Aber dann hätte er ihn auch einfach im Verlies töten oder verrotten lassen können.
    Vielleicht hatte Bärbeli ihm die Pforte aufgemacht. Womöglich liebte sie ihn wirklich und hatte entschieden, ihn nicht weiter leiden zu lassen. Oder sie hatte sich auf ihren Stolz besonnen und wollte keinen Mann heiraten, der sie nicht auch wollte. Doch am Ende schien ihm auch dies unwahrscheinlich, sie würde wohl nicht wagen, gegen den Willen ihres wütenden Vaters zu handeln, obwohl sie dem Gefangenen gegenüber mehr Gnade gezeigt hatte als Meister Katz.
    Über all diesen Gedanken kamen ihm plötzlich Zweifel. Hatte er womöglich nur geträumt und die Tür war gar nicht offen?
    Rasch stieß er sie noch einmal an. Sie gab immer noch nach.
    Da wagte er endlich, an sein Glück zu glauben und drückte sie ganz auf. Ihm war völlig egal, wer ihm zur Freiheit verhalf, ob Engel oder Teufel, jetzt, wo er eine Möglichkeit zur Flucht sah, wollte er nur noch weg.
    So stand er vorsichtig auf und machte ein paar unsichere Schritte, zu lang hatte er sich seiner Beine nicht mehr bedient. Außerdem war es immer noch vollkommen dunkel. Er stützte sich an der Wand ab und ging Schritt für Schritt tastend den Gang entlang. Dabei kam er an mehreren Kellertüren vorbei, und als er die Treppe erreichte, wurde ihm klar, wo er sich befunden hatte: im hintersten Abteil des Bäckereikellers, dort, wo sie kein Mehl und kein Holz hatten lagern dürfen, weil es zu feucht war.
    Immer noch sah er kein Licht. So quälte er sich die Treppe hoch, denn bei jedem Schritt schmerzten seine Knie und drohten nachzugeben. Oben blieb er stehen, um zu verschnaufen. Er lauschte ins Dunkel, aber außer einem fernen Schnarchen blieb das Haus ruhig. Also wandte er sich nach links, wo er das Haustor wusste. Stück um Stück schob er den Riegel zurück und beim kleinsten Knarren hielt er inne. Am Ende öffnete sich auch diese Tür, und Cunrat entkam ins Freie.
    Doch auch hier war es dunkel. Es musste tiefe Nacht sein, denn über sich sah er einen blitzenden Sternenhimmel. Dankbar schickte er ein Gebet hoch zum Firmament.

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