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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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der Heiligen Schrift. Und viele Prediger tadeln das Bestreben von Geistlichen, die sich – wie sie es nennen – profane Wissenschaften aneignen und weltliche Studien betreiben, da dies nicht um der Ehre Gottes oder der Erbauung der Gläubigen willen, sondern aus Kuriosität, eitler Ruhmbegierde oder des Gelderwerbs wegen geschehe! Dies gilt ihnen erst recht von den Humanae Litterae , unseren humanistischen Studien, von denen sie sagen, sie seien ein ungesundes und verfängliches Unternehmen, gepflegt von hochmütigen Welt- und Ordensgeistlichen. Durch das Vordringen der heidnischen Dichter und der alten Philosophen werde die Kirche nur verpestet, behaupten sie, statt wahrer, echter Wissenschaft kämen leichtfertige und abgeschmackte Grundsätze zur Geltung, ja, die Philosophie der Alten sei voller Gift.
    Ach, mein Niccolò, was soll man dazu sagen? Es ist eine verkehrte Welt. Ein Mann wie Hieronymus wird als Ketzer verfolgt, und solche weihrauchvernebelten Dummköpfe halten Reden auf den Kanzeln und werden bejubelt. Zum Glück gibt es auch andere, wie zum Beispiel den Kardinal Amadeo von Saluzzo. Stell dir vor, er hat gerade eine Übersetzung der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri in lateinische Prosa in Auftrag gegeben. Fra Giovanni Bertoldi von Serravalle, der Bischof von Fermo, wird sie anfertigen, und sie soll dann an verschiedenen Orten der Stadt öffentlich vorgetragen werden, sodass sich Gelehrte aus ganz Europa an den Versen unseres Dichters werden erfreuen können.

    Eine gute Neuigkeit kann ich dir auch von unseren Bäckern berichten: Der lange Cunrat ist wieder da! Er war drei Tage verschwunden, weigert sich aber zu erzählen, wo er sich aufgehalten hat. Ich weiß nicht, was man ihm angetan hat, aber jedenfalls ist er kein Opfer des Gabelmörders geworden. Er behauptet, er sei drei Tage in der Finsternis gewesen, und ein Engel habe ihn schließlich befreit. Nun will er unbedingt eine Wallfahrt machen zu einem Marienheiligtum, das etwa drei Tagesreisen von hier im Süden gelegen ist. Manchmal hege ich leichte Zweifel an seinem Verstand.

    Der unbekannte Mörder hingegen läuft nach wie vor frei herum, und der König weiß nichts davon. Herr Ringlin hat sich inzwischen zwar etwas erholt, doch es geht ihm immer noch sehr schlecht. Immerhin ist er wieder bei sich, aber er hat weder eine Erinnerung an das, was mit ihm geschehen ist, noch hat er denjenigen erkannt, der versucht hat, ihn umzubringen.

    Und der junge Giovanni wird langsam verrückt vor Sorge und Kummer wegen seiner verschwundenen Geliebten Lucia, die er in den Händen eines bösartigen Raubritters weiß. Ihn interessiert die Gefahr durch den Mörder nicht, die sicher auch über ihm schwebt wie über uns allen, die mit dem Casus beschäftigt sind. Wie ein gefangenes Tier bewegt er sich im Käfig dieser kleinen Stadt, weiß nicht ein noch aus und verflucht seine eigene Ohnmacht und die Tatenlosigkeit des Himmels angesichts solch schreiender Ungerechtigkeit.

    Es grüßt Dich aus dem sonnigen und bisweilen doch trüben Costentz

    Dein Poggio

    *
    Doch irgendein Heiliger im Himmel hatte Giovannis Klagen gehört. Zumindest schien es so.
    Am 25. des Monats, einem Samstagmorgen, kam Gretli schon sehr früh zu den Bäckern gelaufen. Seit Cunrat wieder zurück war, kam sie jeden Tag an den Bäckerstand, um sich zu vergewissern, dass ihr Geliebter noch da war. Auch ihr hatte er nichts Genaues über seine Gefangenschaft berichtet. Er hatte beschlossen, seine dreitägige Leidenszeit im dunklen Keller von Meister Katz als Strafe für seine Verfehlungen anzusehen. Deshalb dachte er auch nicht daran, Anzeige gegen den Bäckermeister zu erstatten. Cunrat war überzeugt, dass ein Engel ihm die Tür des Verlieses mitten in der Nacht geöffnet hatte, sodass er im Schutz der Dunkelheit aus dem Haus in der Morderstraße hatte entfliehen können, wie einst der Heilige Petrus aus dem Kerker in Rom. Und da der Himmel selbst ihn befreit hatte, nahm er dies auch als Zeichen, dass er sich für Gretli entscheiden sollte. Die Heiligen hatten ihn geprüft und ihm den richtigen Weg gewiesen. Nur diesen Schluss hatte er ihr erzählt. Allerdings hatte Cunrat seither Angst im Dunkeln, denn die Wut von Hans Katz war sicher nicht verraucht, und nun musste der Bäckermeister auch noch befürchten, dass Cunrat ihn an den Vogt verraten könnte. So fühlte er sich von zwei Seiten bedroht: durch den unheimlichen Mörder und durch die Gesellen des Bäckers. Manchmal dachte er

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