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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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daran, Costentz zu verlassen und mit Gretli anderswo ein neues Leben zu beginnen. Doch das wollte gut durchdacht sein.
    Nun bot sich jedoch eine Gelegenheit für eine wenigstens zeitweilige Abwesenheit von Costentz. Gretli berichtete nämlich aufgeregt, dass die Männer des Ritters Jörg von End zwei Tage zuvor ein Schiff gekapert hatten, eine große Lädine, vollgeladen mit Waren von Feldkircher und Costentzer Kaufleuten. Auch ihr Herr, Heinrich Tettikover, hatte einige Fässer voller Malvasier, Getreide und Stoffen verloren. Die Räuber hatten alles auf die Burg Grimmenstein geschafft.
    »Aber wie ist das möglich?«, fragte Cunrat erstaunt. »Den Ritter von End habe ich doch gestern noch am Oberen Markt gesehen, in Begleitung von Herrn Muntprat.«
    Giovanni sah ihn finster an. »Und du hast mir nichts davon gesagt? Den Schweinehund hätte ich mir vorgeknöpft!«
    Gretli fuhr eilig fort: »Das wundert mich nicht. Es heißt, die Muntprats hätten keine Waren auf dieser Lädine gehabt. Aber Jörg von End war tatsächlich so unvorsichtig, sich hier nach Costentz zu begeben, während seine Männer den Überfall verübt haben. Er ist bereits verhaftet worden, nur einer seiner Knechte ist geflüchtet, mit einem Boot. Hanns Hagen hat ihm einige Bewaffnete hinterher gesandt. Mein Herr sagte, nun werde dem Ritter gewiss der Prozess gemacht!«
    »Und Grimmenstein gestürmt?«, fragte Giovanni hoffnungsvoll.
    Doch das wusste Gretli nicht.

    Jörg von End wurde im Raueneggturm eingesperrt, aber seinem Knecht erging es noch schlechter. Die Männer, die ihn in Hanns Hagens Auftrag verfolgten, holten ihn kurz nach Romishorn ein. Sie waren in einer kleinen Lädine mit acht kräftigen Ruderern unterwegs, während Jörgs Knecht nur zwei Mann hatte, die sein Boot voranbrachten. Angesichts seiner Verfolger hielt er auf das flache Ufer zu, in der Hoffnung, dort irgendwo an Land zu kommen, um sich zu verstecken. Doch er war noch gut 100 Schritte vom Ufer entfernt, als die Costentzer Lädine längsseits ging und das kleinere Boot stoppte. Sofort sprangen Hagens bewaffnete Söldner an Bord und überwältigten die Flüchtenden, obwohl Jörg von Ends Gefolgsmann eine Rüstung trug und schwer bewaffnet war.
    Was danach geschah, konnte nie ganz aufgeklärt werden. Die Costentzer sagten, der Gewappnete habe im Handgemenge den Halt verloren und sei über Bord gegangen. Seine schwere Rüstung habe ihn sofort unter Wasser gezogen, und er sei einfach verschwunden. Zwar hätten sie noch nach ihm gesucht, ihn aber nicht mehr gefunden.
    Etwas anders stellten die Männer des Ritters die Sache dar. Die Ruderer behaupteten, Jörgs Knecht sei von zwei Söldnern gepackt und ins Wasser gestoßen worden, wo er elendiglich ertrunken sei.
    Sein Leichnam wurde erst am fünften Tag gefunden, nachdem sein Eheweib bei Hanns Hagen vorstellig geworden war, dass man ihn suchen solle. Am Fronleichnamstag begrub man ihn auf dem Friedhof von St. Johann. Da hinsichtlich seines Todes Aussage gegen Aussage stand, kam der Rat überein, die Sache als ein Unglück zu werten, sodass die beteiligten Söldner keine Folgen zu befürchten hatten für ihre Tat, jedenfalls nicht in diesem Leben.
    Sein Herr jedoch sollte als Räuber vor Gericht gestellt werden. Doch da zeigte sich, dass Jörg von End gute Freunde in der Stadt hatte.
    Gretli berichtete den Bäckern am Morgen des letzten Tages im Mai, einem Freitag, dass Heinrich Tettikover am Abend zuvor sehr wütend von der Ratssitzung zurückgekommen sei.
    »Diese scheinheiligen Muntprats!«, habe er ausgerufen. »Sie stecken nicht nur mit den Ravensburgern und den Mailändern unter einer Decke, sondern machen mit den übelsten Räubern gemeinsame Sache!«
    Der mächtigen Kaufmannsfamilie war es mithilfe mehrerer Advokaten gelungen, den Ritter Jörg von End vor der Verurteilung zu bewahren. Dafür musste er Urfehde schwören und seine Festung Grimmenstein ausliefern.
    »Am Montag soll die Burg besetzt und zerstört werden!«
    »Und ich bin dabei!«, rief Giovanni begeistert. »Dann werden wir endlich Lucia befreien!«

    *
    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 31. Mai, im Jahre des Herrn 1415

    Mein lieber Niccolò,

    Du würdest nicht glauben, wem ich jahrelang gedient habe: dem ›Teufel in Menschengestalt‹! So wird Papst Johannes gleich zu Beginn der Anklageschrift bezeichnet, welche die Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von Guillaume Fillastre nun in größter Eile erstellt hat. Man hält es kaum für möglich,

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