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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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abgeschiedenen Orten, wo sie sich auf Decken niederließen, um ihren von der Sommerwärme und dem reichhaltigen Essen müden Körpern ein wenig Ruhe zu gönnen. Manche von ihnen begaben sich auch in die nahen Gasthäuser, wieder andere befahlen ihren Dienern, mitgebrachte Zelte aufzustellen, um den Blicken der Allgemeinheit entzogen dort ihre Mittagsruhe zu halten. Auch die eine oder andere Dirne sah ich hinter Zeltbahnen verschwinden.
    Dem König war deutlich anzumerken, dass er sich – schwer von Wein und Essen – am liebsten wie die anderen eine Zeitlang hingelegt hätte, doch benahm er sich wie ein wahrer König, der seinem Volk zu Diensten ist. Er ließ durch seinen Herold Paulus Romrich ankündigen, dass er nun bereit sei, jedermann zu empfangen, der etwas vorzubringen habe. Verschiedene Menschen traten daraufhin vor ihn, um ihr Leid zu klagen, über diesen oder jenen, der ihnen Unrecht getan, über Verträge, die nicht eingehalten und Versprechen, die nicht eingelöst worden waren.
    Sigismund versuchte, den Menschen zuzuhören, zu schlichten, wo es möglich war, zu vertrösten, wo eine Schlichtung unmöglich schien, und bei alledem nicht einzuschlafen.

    Schließlich waren Cunrat, Giovanni und Herr Ringlin an der Reihe. Ich gesellte mich zu ihnen, und gemeinsam traten wir vor den König. Der sah nicht sonderlich erfreut aus über den Anblick der beiden Bäckergesellen, und seine Müdigkeit schien sich noch zu steigern. Er seufzte tief und fragte, was sie wollten. Wenn es immer noch um die entführte Dirne gehe, fügte er gleich hinzu, so gebe es dafür ja heute wahrlich genug Ersatz. Dazu lachte er und sah seine ungarischen Gefolgsleute an, die um ihn herumstanden, worauf diese ebenfalls lachten. In Giovannis Augen blitzte schon wieder Wut auf, doch Herr Ringlin fasste ihn am Arm, um ihn vor unüberlegten Äußerungen zu bewahren.
    Dann warf der Alte sich vor Sigismund auf die Knie und trug sein Anliegen vor in einer Weise, die alle Umstehenden rührte. Er stellte sich dem König als Lucias Vater vor, er berichtete, wie er, seine Frau und seine Tochter ins Unglück gestürzt worden waren durch die Ränke eines Mannes, der hier beim Konzil anwesend war, erzählte auch von ihrem Versuch, Lucia zu finden, und von dem Mordanschlag in Costentz, den er nur dank der Hilfe seiner Freunde lebend überstanden hatte. Schließlich bat er mit tränennassen Augen beim Grabe seiner verstorbenen Frau den König um Schutz und Genugtuung. Sigismund lauschte dem vom Leben Gezeichneten mit wachsender Aufmerksamkeit, und man sah ihm an, dass er dem Unglücklichen jedes Wort glaubte und seine Empörung sich steigerte, je länger er zuhörte. Dabei erwähnte Ringlin nicht einmal, dass wir Schwarz im Verdacht haben, in die Mordanschläge auf ihn, den König, verwickelt zu sein. Ich hatte ihm abgeraten, davon zu sprechen, weil Sigismund ja nicht glauben möchte, dass der Mörder immer noch am Leben sei.
    Am Ende von Ringlins Bericht schimmerten auch des Königs Augen von Tränen, und er gelobte, dem gepeinigten Vater zu helfen, wenn es ihm möglich wäre. Da nannte Ringlin ihm den Namen des Beschuldigten, und Sigismund gab seinen Knechten ein Zeichen, Jakob Schwarz zu suchen. Der hatte sich mit einer Dirne in ein Gasthaus zurückgezogen, wie Cunrat und Giovanni beobachtet hatten. So dauerte es nicht lange, bis er vor uns stand, zwischen den beiden Ungarn, mit seinem schwarzen Kinnbart und dem ihm eigenen hochmütigen Blick. Hinter ihm sah ich, wohl zu seiner Unterstützung gekommen, den jungen Luitfried Muntprat, den Bruder der Münsterlinger Äbtissin. Schwarz fühlte sich sehr sicher und grüßte den König mit fast übertriebener Höflichkeit, der man den mühsam beherrschten Ärger wegen der Unterbrechung seines nachmittäglichen Liebesspiels anmerkte.
    Doch dann wies der König auf Simon Ringlin, der etwas abseitsstand und seinen grauen Hut bescheiden in den Händen hielt. Sigismund fragte den Mailänder, ob er diesen Mann kenne. Schwarz wandte sich um, und in diesem Augenblick fiel alle Beherrschung von ihm ab. Er erbleichte, sein Blick hätte als Geständnis vollkommen genügt, auch wenn er kein einziges Wort gesprochen hätte, doch bevor sein Verstand der Zunge Zügel anlegen konnte, stieß er mit einer Stimme, die an einem Faden zu hängen schien, hervor: »Ihr seid nicht tot?«
    Damit hatte er sich vor allen Anwesenden verraten und die Schilderung Simon Ringlins bestätigt.
    Der König verlangte von ihm zu wissen, ob die

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