In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Heiligen Petrus und kehrten schließlich über die Brücke zurück in die Stadt. Die Torwachen lachten über die erhitzten Gesichter der Feuertänzer und ließen uns ohne weitere Nachfrage in die Stadt ein. Sie kannten den Brauch und hatten in anderen Jahren wohl selber daran teilgenommen. So hätte im Schutz der Johannisprozession jedermann, ob gut oder böse, in die Konzilsstadt eindringen können. Trotz aller Fröhlichkeit war ich daher froh, als ich in meinem Bette lag, wo ich mich endlich in Sicherheit wähnte.
Der Johannistag zog strahlend herauf, und die nächtlichen Dämonen schienen weit fortgebannt. Die Kirche des Heiligen Johannes in der Niederen Burg war von den Florentinern reich geschmückt worden, die Wände hatte man mit den kostbarsten Tüchern behängt und in der ganzen Kirche Tannenreisig und Maien verteilt, die voller Backwerk hingen. Im Chor der Kirche war ein Schild mit dem Florentiner Wappen angebracht, und überall brannten große und teure Kerzen.
Früh am Morgen waren bereits die Gassen von der Barfüßerkirche bis Sankt Johann mit frischem Gras bestreut und zu beiden Seiten des Weges Maien aufgestellt worden. Alle Florentiner, aber auch viele andere Italiener, darunter die Mailänder sowie der König und sein Gefolge trafen sich an der Barfüßerkirche, ja, sogar der Bischof von Costentz war anwesend, dem der König am gestrigen Tage noch offiziell den Blutbann über die Stadt verliehen hat. Man ließ wieder dreimal durch die Stadt blasen, und beim dritten Mal machten sich alle auf den Weg über die grasbestreuten Straßen zur Sankt-Johann-Kirche. Jedermann in der Prozession trug in seiner Hand eine brennende Kerze, die zwei Pfund wog. Manche gaben sie auch ihren Knechten zu tragen. Ich schätze, dass etwa ein halbes Tausend Kerzen zum Heiligen Johannes getragen wurden, ohne die, die in der Kirche bereits brannten. Dort hielt mein Herr, der Kardinalbischof von Ostia, als Konzilspräsident die Messe und gab danach allen Anwesenden den Segen.
Dann unternahmen der König und die Königin wie vorgesehen einen Spaziergang aus der Stadt hinaus über die Brücke durch das Klosterdorf des Heiligen Petrus zum Hard, einer lieblichen Gegend, wo die Landschaft in weichen Hügeln vom Seeufer hochsteigt. Bächlein fließen dort in den See, es gibt kleine Wäldchen, Weinberge und Wiesen, und hier und da erhebt sich ein stattliches Gebäude, als Landgut eines städtischen Patriziers oder als Gasthaus genutzt. Herr Ulrich Richental hatte zum Imbiss auf sein dortiges Gut geladen. Er scheint einer der vermögendsten Patrizier in Costentz zu sein, besitzt in der Stadt verschiedene Häuser und hat nun diesen Landsitz mit Weinberg erworben, wohl erst vor kurzer Zeit, denn es waren allerlei junge Bäume rund um das Haus gepflanzt worden. Einige Männer aus dem Gefolge des Königs banden ihre Rosse an diese zarten Pflänzchen, sodass etliche davon ausgerissen wurden. Als der König dies sah, wies er sie an, ihre Tiere stattdessen an die kräftigen Weiden zu binden, die dem Ufer zu standen, ja er löste sogar eigenhändig drei Rosse und übergab sie ihren Besitzern, damit sie sie anderweitig festbänden. Wahrlich ein König, der sich um das Eigentum seiner Untertanen sorgt, vor allem, wenn er von ihnen Geld leihen will, wie man hört! So viele Gäste waren zu dem Fest geladen, dass am Ende alle Weiden am schilfigen Seeufer als Haltestangen für Rosse dienten.
Auch ich spazierte im Gefolge des Kardinalbischofs zu Herrn Richentals heiterem Garten. Unterwegs sah ich Cunrat und Giovanni am Straßenrand stehen, und bei ihnen befand sich Herr Ringlin, der Vater der entführten Lucia. Er war noch sehr bleich im Angesicht, und seine rechte Seite ist immer noch lahm, wohl von der Wirkung des Giftes, wie der jüdische Arzt uns erklärt hat. Wir grüßten einander, hatten wir doch verabredet, dass sie sich am Ende in die Prozession einreihen und mit zu Herrn Richental spazieren würden, denn der König hatte angekündigt, dass er auf dem Landgut nach dem Mittagsimbiss allerlei Bittsteller empfangen würde. Dann wollten sie vor ihn treten, um ihre Anklage gegen Jakob Schwarz vorzubringen, und ich sollte sie wenn nötig unterstützen. Doch ebenso wie ich wollten die drei auch schon vorher Ausschau halten, ob sie etwas Verdächtiges bemerken würden, um dem König im Notfall gegen den Mörder beizustehen. Vor allem hatten wir vereinbart, auf Jakob Schwarz zu achten, der uns nach seinem Verhalten dem jungen Giovanni
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