In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Beschuldigungen von Simon Ringlin, die er ihm der Reihe nach aufzählte, wahr seien oder nicht. Besonders eindringlich fragte er, wo sich Lucia befinde. Doch je länger er redete, desto mehr schien sich Schwarz zu verhärten. Er schüttelte heftig den Kopf und behauptete, er habe nichts mit den Verbrechen zu tun, derer er beschuldigt werde. Vielleicht habe er einmal versucht, sich Ringlins Frau nach dessen Verschwinden anzunähern, auch habe er dessen Posten im Kontor übernommen, jemand habe die Arbeit ja tun müssen, doch trage er keinerlei Verantwortung für die Anschläge auf das Leben von Simon Ringlin und wisse auch nicht, wo Lucia sei. Am Ende erklärte er sich mit weinerlicher Stimme sogar bereit, dies zu beschwören, sodass alle Umstehenden sich über die Erbärmlichkeit dieser Jammergestalt entrüsteten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Luitfried Muntprat unauffällig zwischen den Zuschauern verschwand.
Da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich trat vor Sigismund und berichtete ihm, was ich von der ehrwürdigen Schwester des Herrn Muntprat, der eben noch hier gewesen sei, erfahren hatte, dass nämlich der vor ihm stehende Jakob Schwarz die junge Lucia zu ihr ins Kloster gebracht hatte, wo sie nach einer Woche vom Ritter Jörg von End fortgeholt worden war.
Da befahl der König voller Zorn, den verstockten Missetäter in den Turm zu werfen und ihn einem peinlichen Verhör zu unterziehen, damit er seine Verbrechen gestehen und das Versteck der armen Lucia preisgeben würde. Jakob Schwarz schrie auf, als er dies hörte, und beteuerte weiter seine Unschuld, doch die ungarischen Söldner führten ihn ab.
Nun scheint also die ganze Sache sich endlich zu lösen. Unter der Folter wird Schwarz wohl verraten, wo die junge Frau sich befindet, und so wird der venezianische Bäcker seine Geliebte und Simon Ringlin seine Tochter wiederfinden. Und wenn das jüdische Orakel recht hatte, dann dürfte auch Sigismund wieder vor Mordanschlägen sicher sein. Obwohl mir noch nicht ganz erklärlich ist, warum Jakob Schwarz den König hätte töten sollen.
So hat mir dieser Johannistag nicht nur ein prächtiges Festmahl auf Kosten der florentinischen Bankiers, ein rauschendes Fest im Grünen auf Kosten eines Costentzer Patriziers sowie das Erlebnis eines unschuldigen, wenn auch heidnischen Brauches beschert, sondern darüber hinaus noch die Entlarvung eines gemeinen Entführers und Mörders.
Mit großer Genugtuung grüßt Dich aus dem (fast) florentinischen Costentz
Dein Poggio
*
Doch Poggio hatte zu früh das Siegeslied angestimmt.
Am Tag nach Johanni fuhr der König mit Frau Barbara und seinem ganzen Gefolge nach Überlingen. Die dortigen Stadtoberen hatten ihn eingeladen, auch ihre Stadt zu besuchen, die zwar noch kleiner war als Costentz, aber dennoch frei und nur dem Kaiser untertan. Auch wenn des Königs Sänger, Oswald von Wolkenstein, sich vor seiner Abreise bitter über die teuren Gasthäuser in Überlingen, die schlechte Bewirtung und die hässlichen Huren beklagt hatte, ließ es sich der König doch nicht nehmen, auch diesen Teil des Costentzer Sees zu besuchen und seinen direkten Untertanen seine Aufwartung zu machen.
In Costentz hatte indes der Vogt die Aufgabe übernommen, Jakob Schwarz zum Reden zu bringen. Selbstverständlich delegierte er diese Aufgabe an Egli Locher, den Henker. Deshalb hatten Giovanni, Cunrat und Ringlin beschlossen, diesen am Abend aufzusuchen und zu befragen, was Schwarz im peinlichen Verhör preisgegeben hatte. Sie glaubten zunächst, sie könnten vor dem Lörlinbad auf ihn warten, weil er wie üblich seine Folter-Melancholie in Rosshusers Wein ertränken würde. Doch Ringlin, der als Einziger das Lokal betreten konnte, ohne den Zorn des Hurenwirts herauszufordern, kehrte nach kurzem Augenschein wieder nach draußen zurück und zuckte die Schultern. Egli Locher war nicht da.
Also begaben sie sich zu seinem Haus ein Stück den Ziegelgraben hoch. Tatsächlich sah man dort Licht durch das ölgetränkte Pergament des Stubenfensters schimmern. Sie klopften an die Haustür, und augenblicklich begann der Hund zu bellen. Es dauerte nicht lang, da öffnete ihnen der Henker. Die grollende Dogge hielt er am Stachelhalsband fest.
»Ach, ihr!«, seufzte er nur, während sein Hund beim Anblick von Cunrat mit dem ganzen Hinterteil wedelte. Egli Locher indes drehte sich einfach um und ging zurück ins Innere des Hauses. Fast schien es, als ob er sie erwartet hätte. Sie betrachteten
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