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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Schulvorsteher. Nicht einmal richtig lesen und schreiben kann er, der feine Pater Hans!«
    Dann schwieg er plötzlich, als ob er über seine eigenen Worte erschrocken wäre.
    »Verzeiht, ich wollte nicht ohne Not seine Fehler aufzeigen. Ich kann ja auch nicht lesen. Aber es ist traurig zu sehen, was aus dem Kloster geworden ist. Während der goldenen Ära der Richenow, zur Zeit des großen Karl, haben hier 80 Mönche gelebt, und sogar noch zur silbernen Zeit, als der geniale Hermannus Contractus den Ruhm des Klosters in aller Welt verbreitet hat, sind noch 50 Konventualen in diesen Gebäuden zusammengekommen! Und nun?«
    Nun hallten die Mauern nur noch vom schrillen Pfeifen der Mauersegler wider, die Häuser zerfielen, und überall lagen Staub und Dreck.
    Der Neffe des Abtes hatte sich seine Wohnung allerdings recht angenehm eingerichtet, mit Wandteppichen und Vorhängen um den Alkoven.
    Cunrat hob Zerberus auf das Bett, damit er den Geruch des flüchtigen Mönchs aufnehmen konnte.
    »Such ihn, Zerberus, such den Mann!«
    Der Hund stellte aufmerksam sein Pinselohr auf, blieb aber sitzen und sah seinen Herrn verständnislos an.
    »Such!«
    Da reichte ihm der Pförtner eine Bruche, die er in der Ecke gefunden hatte, und die offenbar zum Waschen bestimmt gewesen war.
    »Vielleicht kann er hier mehr riechen.«
    Cunrat hielt seinem Hund den stinkenden Stoff vor die Nase. Interessiert schnüffelte Zerberus daran.
    »Such!«
    Da sprang der Hund vom Bett und lief los, die Nase am Boden entlangführend. Bruder Severin und Cunrat folgten ihm ins Freie zwischen den halb zerfallenen Häusern hindurch, über einen grasbewachsenen Hof zu einem Schuppen aus Holz, der recht windschief aussah, aber immerhin noch ein intaktes Dach hatte.
    »Hier werden die Schlitten für den Winter aufbewahrt«, erklärte Bruder Severin. Als sie die Schuppentür öffneten, rannte Zerberus in die hinterste Ecke und bellte laut. Was er verbellte, war aber nur ein leerer Strohsack mit ein paar Decken, die dort hinter den abgedeckten Schlitten am Boden lagen. Ein Weinkrug und ein Korb mit Äpfeln standen daneben.
    »Hier hat er sie also gefangen gehalten«, sagte Cunrat.
    »Ein idealer Ort, denn im Sommer kommt hier nie jemand herein.«
    »Und durch dieses Fenster hat man sie singen gehört!« Cunrat zeigte nach oben, wo unter dem Dach eine kleine Öffnung in der Bretterwand war, durch die ein wenig Licht einfiel und ab und zu eine Schwalbe hereinkam.
    Zerberus saß da und sah die beiden Männer erwartungsvoll an. Cunrat griff in seine Tasche und brach ein Stück von dem Brot ab, das er sich als Proviant mitgenommen hatte. Er warf es dem Hund zu, und dieser fing es mit einem Sprung in die Luft auf, um es in einem Stück hinabzuschlingen.
    »Braver Hund! Aber wo sind sie jetzt? Zerberus, such weiter!«
    Doch der Hund schien ihn nicht mehr zu verstehen. Er hatte seine Aufgabe erfüllt und legte sich auf den Strohsack.
    Cunrat sah den Pförtner ratlos an. »Bruder, wenn Ihr an seiner Stelle wärt, wohin würdet Ihr fliehen?«
    »Ich würde ein Boot nehmen unten am Hafen und versuchen, nach Allenspach zu rudern.«
    »Dann bringt mich zum Hafen!«

    Sie durchquerten das Klostergelände, liefen am ehemaligen Hospital und am unkrautüberwucherten Kräutergarten vorbei und kamen schließlich an ein kleines Tor in der Mauer. Es war kein Schlüssel nötig, um hinauszugelangen, denn die hölzerne Tür hing nur noch schief an einer Angel. Nun hatte auch Zerberus den Geruch wieder aufgenommen, er lief voraus zum Seeufer. Als sie dort ankamen, sahen sie tatsächlich ein Boot mit zwei Personen an Bord, das schon ein ganzes Stück auf dem Weg nach Allenspach war. Es war unschwer zu erkennen, welche der beiden Personen Hans von Fürstenberg und welche Lucia war: Auf der einen Seite lag der kleine Nachen viel tiefer im Wasser.
    »Lucia!«
    Cunrat schrie aus Leibeskräften. Die Frau wandte sich um und erkannte ihn.
    »Cunrat!«
    Sie sahen, wie Lucia aufstand und das Boot damit gefährlich zum Wackeln brachte. Der dicke Mönch versuchte sie zu beruhigen, um ein Kentern zu verhindern, dabei erhob er sich selber und erreichte so das Gegenteil: Der schwankende Nachen bog sich zur Seite, Lucia stieß einen Schrei aus, das Boot kippte um, und beide fielen ins Wasser.
    »Lucia!«, schrie Cunrat noch einmal und lief in den See hinein.
    Lucia und der Mönch zappelten im Wasser wie Fische an Land, denn natürlich konnten beide nicht schwimmen. Hans von Fürstenberg versuchte, sich

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