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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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nimmt sie vielleicht schon Reißaus!«
    Cunrat fühlte plötzlich einen Stich von Eifersucht. Woher wusste Giovanni, dass Gretli so sanft war? Aber dann fiel ihm ein, dass sie ja auch ihn gepflegt hatte, damals im Spital, vor so langer Zeit!
    Doch soviel sie auch beratschlagten, es kam ihnen keine Idee, wo sie nach ihr suchen konnten.

    Von da an arbeitete Cunrat mit den welschen Bäckern zusammen. Giovanni stellte ihm Antonello, Gentile und Jacopo vor, alle aus Venedig stammend, die ihn freundlich begrüßten. Allerdings erschöpfte sich damit auch schon weitgehend ihre Konversation, denn die drei konnten außer ein paar auswendig gelernten Sätzen wie »Guten Tak«, »Bitte serr?« und »Es kost swei Fennick« kaum Deutsch. Cunrat war das nicht unrecht, ihm reichte es, wenn er ein freundliches Lächeln und ein Kopfnicken erhielt. Dafür waren die Venezianer beliebt bei der italienischen Kundschaft, die inzwischen zahlreich vorhanden und dankbar für ihre gewohnten Backwaren war. Cunrat hingegen fiel neben Giovanni der Part zu, die deutschen Kunden anzulocken. So musste er nicht nur lernen, wie man gefüllte Pasteten buk und Brezeln und andere Leckereien, die er bisher nicht gekannt hatte, sondern darüber hinaus auch noch, wie man all die Köstlichkeiten möglichst stotterfrei anpries.
    Die Gesellen suchten sich für jeden Tag einen festen Platz, wo sie ihren rollenden Ofen und den Verkaufstisch aufstellen konnten, meist in der Nähe der Brotlaube oder bei der Stephanskirche. Dann teilten sie sich die Arbeiten auf: Brennholz am Oberen Markt besorgen, Mehl und andere Zutaten kaufen, den Ofen anheizen, das Backwerk auf einem mitgeführten Holzbrett vorbereiten, in den Ofen schieben und wieder herausholen, die Ware auslegen und verkaufen. Die Einnahmen kassierte Giovanni und verteilte sie jeden Abend unter den Fünfen. Cunrat wunderte sich, wie viel für ihn dabei übrig blieb, obwohl er weniger bekam als die anderen, »bis du dich richtig eingearbeitet hast«, hatte Giovanni gesagt. Von diesem Verdienst versuchte er, seine Schulden bei Giovanni abzuzahlen.
    Ihr Essen bestand tagsüber vor allem aus Brot und völlig verkochtem Fleisch aus den Garküchen, die auf allen Plätzen der Stadt ihre befeuerten Kessel aufgebaut hatten. Abends ging Cunrat mit Giovanni und den anderen in ein Gasthaus, weil es dort warm war und sie eine richtige Mahlzeit bekamen. Erst spät in der Nacht kehrten sie zurück in den eiskalten Schuppen, der ihr Heim war, und legten sich sofort zu Bett, wobei Gentile sich mit Antonello ein Bett teilte und Giovanni mit Jacopo. Cunrat hatte sein Bett für sich, aber das war bei seiner Größe auch nötig, denn er musste die Knie anziehen, um nicht mit seinen langen Beinen über das Fußbrett hinauszuragen. Während er frierend unter seinem Federbett lag, wünschte er sich sehnlichst auch einen Bettgenossen. Allerdings dachte er dabei eher an etwas Weibliches.

    Als sie am ersten Abend im Gasthaus saßen, fragte Cunrat nach Giovannis Nacht mit Lucia. Die anderen Bäckergesellen verstanden ja kein Deutsch, daher scheute er sich nicht, ein so delikates Thema in ihrer Anwesenheit zur Sprache zu bringen. Giovannis Augen fingen an zu leuchten.
    »Oh, Lucia, das Licht, die Strahlende, sie ist ein Wunder, weißt du, ein Juwel, ein Edelstein, gegen den alle anderen Frauen hier nur graue Flusskiesel sind …«
    Cunrat war überrascht von Giovannis Lobrede, klangen ihm doch noch dessen spöttische Worte in den Ohren hinsichtlich Cunrats Begeisterung für Margarethe. Außerdem schien ihm die Beschreibung Lucias eine wenig übertrieben, denn seiner Ansicht nach konnten auch graubemantelte Flusskieselfrauen wunderschön sein. Es lag ihm bereits auf der Zunge, eine Bemerkung zu Lucias krummer Nase oder ihrem dunklen Bartflaum zu machen, aber er wollte den Freund nicht verletzen. Immerhin konnte er es sich nicht verkneifen, zu fragen: »Und s… sie hat d… dich nicht g… gekratzt?«
    Giovanni lachte in der Erinnerung.
    »Zuerst hat sie gesagt, wenn ich sie berühre, würde ich es bereuen. Aber ich hatte ja die ganze Nacht Zeit. Also hab ich sie beruhigt, hab ihr erklärt, dass ich nur mit ihr reden will, weil sie doch auch aus Italien kommt. Wir haben Italienisch gesprochen, und das hat ihr gefallen, da ist sie langsam aufgetaut. Und dann hat sie mir erzählt, wie es ihr ergangen ist. Ihr Vater stammte aus Ravensburg, er war der Vertreter der großen Handelsgesellschaft im Kontor in Mailand. Von dort aus hat er

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