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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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die sicher bald davon erfahren würde. Aber er hatte nicht anders handeln können. Margarethe ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, auch wenn es keine Hoffnung gab, dass er jemals mit ihr zusammenkommen würde. Er wäre sich wie ein Lügner vorgekommen, wenn er mit Bärbeli die Ehe vor Gott geschlossen hätte. Allerdings war er nun vollkommen ratlos, wie es weitergehen sollte. Würde er sich in die große Masse der Bettler einreihen müssen? Derjenigen, die ohne Dach über dem Kopf und ohne Einkommen waren? Die vor den Kirchen saßen und auf die Mildtätigkeit der Gläubigen hofften?
    Als er an der Marktstätte anlangte, kam aus einer Seitengasse Mathis herbeigelaufen. Er brachte einen Korb voll Brot zur Brotlaube, wo auch sein neuer Meister einen Verkaufsstand hatte.
    »Cunrat, Cunrat!«, rief er laut. »Ich bin für ein paar Tage bei Meister Bertschinger. Die Meisterin ist eine gute Frau, da muss ich nicht so viel schuften wie bei der Katzin. Willst du nicht auch kommen?«
    Cunrat musste lachen bei der Vorstellung, ausgerechnet beim Schwager des Bäckers anzufangen, der ihn gerade vor die Tür gesetzt hatte.
    »Sch… schön wärs, M… mathis, aber ich m… muss mir etwas anderes s… suchen.«
    Mathis blieb stehen.
    »Warum denn, Cunrat, bist du nicht mehr bei Meister Katz?«
    »N… nein.«
    Mathis sah ihn betroffen an.
    »Es ist wegen Bärbeli, gell?«
    Cunrat kam sich unendlich dumm vor. Sogar der junge Lehrbub hatte begriffen, was vor sich ging, nur er nicht.
    »Aber Cunrat, mach dir nichts draus, es werden so viele Bäcker gebraucht! Die Welschen sind auch nirgends fest und ziehen durch die ganze Stadt. Da ziehst du halt mit denen! Dann komm ich mit dir!«
    Cunrat sah den Jungen liebevoll an. Er musste an seine eigene Lehrzeit beim Bäckermeister in der Klosterpfisterei denken, an all die Schläge und die Schufterei. Nur zu gut verstand er den Freiheitsdrang von Mathis. Andererseits konnte der Junge nur zum richtigen Gesellen werden, wenn er seine Lehre ordentlich machte. Das Konzil würde bald wieder vorbei sein, und dann musste er unter normalen Umständen weiterleben. Sollte er jetzt von seinem Lehrmeister davonlaufen, würde sein Leben danach sehr schwer werden.
    »D… das d… darfst du nicht m… machen, Mathis«, widersprach er ihm daher. »Ich h… habe mich n… nicht richtig verhalten, d… darum hat M… meister K… katz mich wegg… geschickt. D… du bist ein b… braver Junge, d… du musst b… bleiben.«
    Er wunderte sich selbst über seine lange Predigt und fühlte sich ganz väterlich.
    Da antwortete Mathis: »Ach Cunrat, dass er dich wegen dem bisschen Vögeln mit Bärbeli fortschickt, ist nicht richtig. Das hat doch Joß früher auch gemacht. Aber sag mir auf jeden Fall, wo du hingehst, dann werd ich dich besuchen!« Und er hüpfte davon mit seinem Brotkorb, wobei er fast einen Wecken verloren hätte.
    Cunrat stand wie vom Donner gerührt. Er hatte sich so schlecht gefühlt, weil er geglaubt hatte, dass er für Bärbeli der Einzige gewesen wäre, dass sie ihn geliebt und er sie maßlos enttäuscht hätte mit seiner Absage. Und nun musste er erfahren, dass vor ihm Joß an seiner Stelle gewesen war. Manches im Verhalten des Gesellen konnte er nun besser verstehen, auch dass er ihn verraten hatte.
    Aber was ihn fast noch mehr erschütterte, war, mit welcher Selbstverständlichkeit der junge Lehrbub über diese Dinge sprach. Er merkte immer deutlicher, dass hier in der Stadt einiges anders war als in dem Klosterdorf, in dem er aufgewachsen war. Er hatte mit seiner Mutter und dem Bruder in einem kleinen Häuschen, eigentlich eher einer Holzhütte, am Rande des Dorfes beim Mühlbach gewohnt. Dort waren sie vom Abt einquartiert worden, nachdem sein Vater, der Klosterbäcker, bei einem Brand in der Mühle ums Leben gekommen war. Cunrat war damals ein Kind von zehn Jahren gewesen, sein Bruder etwas älter. Dass seine Mutter nicht ins Armenhaus kam, sondern ein eigenes Häuschen bekam und hier mit Unterstützung des Klosters von etwas Spinnarbeiten und Krankenpflege leben konnte, verdankten sie der gütigen Herrschaft des Abtes. ›Unter dem Krummstab ist gut leben‹, lautete ein Sprichwort, und im Kloster Weißenau stimmte dieser Satz. Als Sohn des früheren Bäckers durfte Cunrat eine Bäckerlehre beginnen, aber er blieb im Haus seiner Mutter wohnen und zog nicht in die Pfisterei. Hier in der Stadt dagegen lebten alle unter einem Dach, und unter diesem Dach gab es keine

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