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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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erzürnt. Er hat die Stadt verlassen, um einen Volksauflauf zu vermeiden, aber er will, dass der Mörder so schnell wie möglich gefunden wird, verstehst du?«
    Ja, diesmal verstand Cunrat. Der Vogt brauchte einen Täter, den er dem König präsentieren konnte, und da hatte er sich ihn ausgesucht, weil er mit allen drei Opfern zu tun gehabt hatte.
    »Herr, woher wisst Ihr, dass es keiner von den Ungarn war? Hat man nicht ein ungarisches Messer in seiner Brust gefunden?«
    Der Vogt musterte ihn einen Augenblick. Dann antwortete er: »Der Mörder war klug. Vielleicht in der Tat zu klug, als dass du es gewesen sein könntest. So ein Messer kann man einfach besorgen, wenn man es braucht. Und einem Toten in die Brust gesteckt, lässt es schnell einen falschen Verdacht aufkommen!«
    »Aber Herr, so glaubt Ihr, dass Ambrogio gar nicht erstochen wurde?«
    In dem Augenblick, als er den Namen ausgesprochen hatte, wusste Cunrat, dass er einen Fehler gemacht hatte, und in der Tat stürzte sich der Vogt auf diesen Hinweis wie ein Falke auf den Hasen.
    »Ambrogio? Woher kennst du seinen Namen?«
    »I… ich … Herr …«
    Hanns Hagen hieb mit der Faust auf den Tisch.
    »Hör auf zu stammeln, spiel mir kein Theater vor, du kannst doch ganz normal sprechen! Sag mir, was du mit dem Mailänder zu schaffen hattest!«
    Cunrat senkte den Kopf.
    »Ich war mit ihm auf dem Abort.«
    Der Vogt sprang auf.
    »Willst du mich verpoppeln?«, brüllte er erregt.
    »Nein, Herr«, Cunrats Stimme klang jämmerlich, »es ist wahr!«
    Plötzlich glomm etwas auf in den Augen des Vogts. Überfreundlich fragte er: »Und was habt ihr da gemacht, auf dem Abort, du und der welsche Übersetzer?«
    »Gebrunzt, Herr.«
    »Mehr nicht?«
    »Nein, Herr.«
    »Und woher weißt du dann seinen Namen?«
    »Er hat ihn mir gesagt.«
    »Beim Brunzen?«
    »Ja, Herr.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    »Herr, es war so.«
    Hanns Hagen überlegte einen Moment. Auch wenn er Cunrat der Sodomie mit dem Mailänder hätte überführen können, so erklärte das noch nicht die beiden anderen Morde. Und im Grunde sah ihm der schwäbische Bäckergeselle nicht aus wie einer, der die widernatürliche Liebe pflegte.
    Cunrat jedoch fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste nicht genau, worauf der Vogt hinauswollte und was die letzten Fragen bedeuteten, aber er spürte, dass er sich durch die Nennung des Namens in eine schwierige Situation gebracht hatte. Was würde Giovanni jetzt wohl tun?, überlegte er, der hätte bestimmt einen Ausweg gefunden! Und dann fiel ihm selber etwas ein.
    »Herr, was habt Ihr neulich bei dem Juden Ismael gemacht?«
    Der Vogt, der gerade zu einer erneuten Frage angesetzt hatte, wurde bleich. Er setzte sich und starrte Cunrat an.
    »Woher weißt du …«
    Er stockte, denn ihm wurde bewusst, dass er sich verraten hatte. Es spielte keine Rolle, woher der Bursche wusste, dass er bei dem jüdischen Arzt verkehrt hatte, das Entscheidende war, dass er nun einen Mitwisser hatte. Er war sicher gewesen, dass seine Besuche unbemerkt geblieben waren, aber da hatte er sich offenbar getäuscht. Leichthin antwortete er: »Es geht dich nichts an, wenn ich zu einem Arzt gehe.«
    »Ich habe Euch nachts gesehen.«
    Cunrat hatte nichts mehr zu verlieren. Vielleicht war Hanns Hagens nächtlicher Besuch in der Sammlungsgasse tatsächlich ganz harmlos gewesen, aber die Reaktion des Vogtes sprach eine andere Sprache. Und vielleicht würde er mit sich handeln lassen: die Bewahrung seines Geheimnisses gegen Cunrats Freilassung. Doch dann sah er, wie die Farbe der Wut in Hanns Hagens Gesicht zurückkehrte.
    »Du bist doch nicht so dumm, wie es den ersten Anschein hat!«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. »Aber wenn du glaubst, mich erpressen zu können, dann hast du dich getäuscht! Der Jude ist ein Meister seines Fachs, er hat bei arabischen Ärzten studiert und kann die Körper der Toten lesen wie die Pfaffen ein Buch. Das war der Grund, dass ich ein paar Mal bei ihm war, in Ausübung meines Amtes! Daher weiß ich, was die Fledermausbisse zu bedeuten haben und dass das ungarische Messer nicht die Ursache war für den Tod des Übersetzers. Ismael kann erkennen, ob ein Messer vor oder nach dem Tode seinen Weg in das Herz genommen hat, er ist nicht so ein tumber Esel wie unser Stadtarzt, der eingebildete Doktor Steinhöwel. Fledermäuse! Ha!« Er schüttelte den Kopf. »So ein Tölpel! Fledermäuse! Hier sind ganz andere Kräfte am Werk! Und du«, er sah Cunrat hart

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