In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
zwar, dass Giovanni recht hatte, seine Schulden waren immer noch nicht abbezahlt, aber es gefiel ihm nicht, auf eine so direkte Art daran erinnert zu werden. Da klopfte ihm Giovanni freundschaftlich auf die Schulter.
»Komm, lass uns zum Vogt gehen, du musst die Sache anzeigen.«
»Zum Vogt?« Cunrat erschrak. »Der wird mich doch nur wieder einsperren und sagen, ich hätte mir das ausgedacht!«
»Der Vogt ist etwas übereifrig, und uns Welsche mag er auch nicht besonders, aber ich glaube nicht, dass er dumm oder ein schlechter Mensch ist. Wir gehen zusammen hin, und du erzählst ihm, was passiert ist. Du hast ja Zeugen: die Gassenwächter, die dich gefunden haben.«
»Und Gretli.«
»Naja, ob die für den Vogt eine zuverlässige Zeugin gibt, eine fortgelaufene Mäntellerin?«
Cunrat ärgerte sich über Giovannis abschätzigen Ton, aber auch diesmal musste er sich eingestehen, dass sein Freund recht hatte. Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Vogt, anstatt ihre Nachforschungen in der Haue fortzusetzen.
Hanns Hagen war nicht gerade erfreut, sie zu sehen. Er schüttelte müde den Kopf. Es musste anstrengend sein, als Vogt in der Konzilsstadt zu amtieren, vor allem, wenn der König und ein Mörder sich gleichzeitig hier aufhielten und außerdem noch eine Diebesbande die Stadt unsicher machte.
»Was willst du schon wieder, Langer? Hat’s dir im Turm so gut gefallen, dass du jetzt freiwillig zurückkommst?«
»Nein, Herr …«
Giovanni stieß seinen Freund mit dem Ellbogen an, doch bevor der womöglich wieder anfing zu stottern, übernahm er selber die Anzeige: »Herr Vogt, mein Freund Cunrat Wolgemut ist heute Nacht unter den Lauben beim Hohen Haus überfallen und verletzt worden.«
Cunrat neigte seinen Kopf, damit der Vogt die Wunde sehen konnte, auf der immer noch Gretlis Tuch klebte.
Der Vogt war wenig beeindruckt.
»Die Stadtwachen haben mir von dem Vorfall berichtet. Was hattest du dort zu schaffen um diese Zeit, ohne Licht?«
»Ich …« Cunrat stotterte nicht mehr, er verstummte einfach, wenn ihm nichts mehr einfiel.
»Er hat eine Dame nach Hause geleitet, damit ihr nichts geschehe!«, sprang Giovanni ein.
»Soweit ich unterrichtet bin, war es besagte Dame, die dich gerettet hat, Cunrat Wolgemut, indem sie dem Übeltäter das Gesicht zerkratzte. Schöner Geleitschutz!«
Cunrat wagte vor Scham nicht, den Vogt anzuschauen, und er ärgerte sich über Giovanni, der ihn hierher geschleppt hatte. Der versuchte, die Situation zu retten.
»Herr, mein Freund ist aus dem Dunkel angegriffen worden, und dies war sicher kein Zufall. Wie Ihr wisst, treibt hier ein Mörder sein Unwesen, und gewiss war er der Angreifer.«
Die Augen des Vogtes wurden eng.
»Was erzählst du da von einem Mörder? Was weißt du denn darüber, du welscher Schelm?«
Da griff Cunrat ein.
»Herr, er hat nichts damit zu tun! Er will mir nur helfen. Wahrscheinlich war der Übeltäter nichts als ein gemeiner Dieb.«
Der Vogt musterte sie einen Augenblick, dann schüttelte er erneut den Kopf.
»Ihr seid mir ein schönes Paar!«
Nun wandte er sich an Giovanni.
»Gesetzt den Fall, es gibt einen Mörder in der Stadt, warum sollte er deinen langen Freund angreifen? Hat er doch etwas mit der Sache zu tun?«
Cunrat warf Giovanni einen Ich-habs-dir-ja-gleich-gesagt-Blick zu.
»Nein Herr«, antwortete der Venezianer schnell, »es ist nur so, dass der Mörder vielleicht denkt, Cunrat wüsste etwas, weil ihr ihn verhaftet habt. Und vielleicht ist mein Freund auch weiterhin in Gefahr. Deshalb wollten wir euch die Sache melden.«
»Es erforderte ja einigen Mut, dass ihr euch noch einmal hierher gewagt habt, daher will ich euch glauben«, lenkte der Vogt endlich ein. »Könnt ihr mir denn irgendeinen Hinweis geben, wer der Angreifer gewesen sein könnte? Hast du irgendetwas gesehen oder gehört, Langer?«
»Nein, Herr, das ist es ja, nichts! Es ging alles so schnell … Aber Gretli, ich meine, Margarethe Sibenhar, die bei der Familie Tettikover als Kindsmagd arbeitet, hat ihm das Gesicht zerkratzt.«
»Das haben meine Wächter schon erzählt, und ich habe alle angewiesen, nach zerkratzten Gesichtern Ausschau zu halten.«
Da war Cunrat zufrieden. Der Vogt würde sich um die Sache kümmern, und damit war sie für ihn erledigt.
»Danke, Herr!«
»Ich tue, was ich kann. Aber mir wäre am liebsten, ich würde dich nicht so schnell wieder sehen, außer vielleicht an deinem Bäckerstand.«
Doch nicht der Vogt stand am
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