In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Cunrat sah es mit wachsender Zärtlichkeit. Er fasste an seine eigene Nase und dachte, wie gut sie doch zusammenpassten. Sachte legte er seinen Arm um sie.
Anschließend führte er sie in die Gasse hinter der Kirche, um ihr sein Domizil zu zeigen. Antonello und Jacopo lagen auf zwei Betten, und er stellte sie Gretli vor. Da hatten es die Bäckergesellen plötzlich sehr eilig, murmelten etwas von »incontrare Giovanni«, zogen ihre Stiefel an und verschwanden.
So blieben Cunrat und Gretli allein. Er nahm ihr den Mantel ab, hängte ihn an einen Holzhaken neben der Tür und hieß sie auf seinem Bett Platz nehmen. Aus der Truhe nahm er eine süße Brezel, die noch vom Dreikönigstag übrig und mithin eine Woche alt war, und bot sie ihr an. Es war das Einzige, was er zu offerieren hatte. Sie versuchte hineinzubeißen, nagte ein wenig daran herum und legte sie dann verschämt zur Seite, mit der Begründung, sie sei nicht hungrig. Cunrat stand etwas unschlüssig in der Kammer herum und wusste nicht recht, wohin mit seinem langen Körper. Beide sagten eine Weile lang nichts. Schließlich setzte Cunrat sich auf das Bett neben sie. Sie sah ihn nicht an, aber er spürte, dass sie zitterte.
»Ist dir kalt?«, fragte er und wollte aufspringen, um ihr den Mantel zu geben. Doch sie hielt ihn am Arm zurück und sagte: »Willst du mich nicht wärmen?«
Er sah sie an und verstand.
Zärtlich legte er ihr einen Arm um die Schultern und begann mit der anderen Hand, rote Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zu streichen. Sie erwiderte zum ersten Mal seine Liebkosungen, wenn auch schüchtern. Nach und nach wanderten ihrer beider Hände suchend über Gesichter und Körper, über Hälse und Schultern und Brüste. Cunrat küsste den grünen Anhänger, den er ihr geschenkt hatte, und verglich dessen Farbton mit der Farbe ihrer Augen, die ein wenig mehr ins Braune tendierten, zumindest im schwachen Licht der Öllampe. Sie sahen sich in die Augen, während ihre Hände die Erkundungen fortsetzten. Sanft zog Cunrat ihr schließlich das Kleid aus, legte seine Cotte und die Beinlinge ab, dann bettete er sich neben sie und deckte das Federbett über sie beide. Und ebenso sanft streichelte er ihren ganzen Körper, löste langsam ihre Anspannungen und Widerstände auf, und plötzlich war er Bärbeli unbeschreiblich dankbar für alles, was er bei ihr gelernt hatte über den weiblichen Körper und was ihm wohl tat. Als er sich schließlich behutsam in Gretli versenkte, jauchzte sie nur leise und drückte ihn fest an sich. Er verharrte eine ganze Zeit lang ruhig in ihr und genoss das Gefühl der Geborgenheit in ihrem Leib, bevor er vorsichtig anfing, sich zu bewegen. Sie begann schwerer zu atmen, und nach und nach fanden sie einen gemeinsamen Rhythmus, im Auf und Ab ihrer Körper, im Stöhnen und Keuchen der Münder, und endlich schloss er ihre Lippen mit den seinen, damit niemand ihr Schreien hörte.
Noch lange lagen sie beieinander und streichelten sich bedachtsam, ohne Worte.
Cunrat und Gretli erwachten, als Giovanni die Hütte betrat. Es war bereits dunkel geworden, und dem Lämpchen ging langsam das Öl aus, sodass es nur noch leise zuckte. Giovanni grinste frech, als er die beiden sah. Er schien betrunken. Gretli wollte rasch aufstehen, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie immer noch nackt war, und sie zog die Decke wieder über sich. Cunrat bat Giovanni, für einen Moment draußen zu warten. Der Venezianer maulte, dass er schon viele Frauen nackt gesehen habe und er werde ihr schon nichts wegschauen, aber schließlich gab er nach, sodass Gretli ihr Kleid anziehen und den Mantel überstreifen konnte.
»Ich muss schnell zurück, Frau Tettikoverin wird schon in Sorge sein!«, sagte sie aufgeregt, während sie in ihre Stiefel schlüpfte. Cunrat schien es, als ob sie schon wieder weit fort wäre, ihre vorige Vertrautheit war wie weggeblasen.
»Ich begleite dich!«, entschied er.
Sie sah zu ihm hoch und zögerte einen Augenblick. Doch dann lächelte sie und drückte sich an ihn.
»Aber rasch!«
Erleichtert warf er seinen Mantel über und folgte ihr. Giovanni konnte gar nicht so schnell »Ciao« sagen, wie sie an ihm vorbeiliefen.
Die Ketten waren bereits über die Straßen gespannt worden, und im Dunkeln mussten sie aufpassen, nicht darüber zu stolpern. Cunrat verfluchte sich, dass er in der Eile wieder keine Fackel mitgenommen hatte, wie es Vorschrift war. Sie drückten sich an den Hausmauern entlang und zwischen den geschlossenen
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