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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Daraufhin wandte sich der Kardinal an König Sigismund mit der Forderung, allen Konzilsteilnehmern die volle Freiheit der Rede zu garantieren. Anfang Januar hat der Römische König seinem Antrag stattgegeben.
    Dann schien es zunächst, als hätte D’Ailly sich auf seine Obödienz besonnen, denn in einem öffentlichen Vortrag forderte er, das Pisanum – und damit Johannes – zu bestätigen und die beiden anderen Päpste abzusetzen. Dafür hat ihn der Papst auch öffentlich gelobt.
    Doch als schließlich immer mehr Schriften gegen Johannes auftauchten, reihte sich plötzlich auch der gute Pierre D’Ailly in die Schar derer ein, die die Abdankung aller drei Päpste forderten. Als ob es drei gleichberechtigte Päpste gäbe! Er begründete seine Ansicht mit dem Satz: »De duobus malis minus malum eligendum«, und da seiner Ansicht nach das Schisma das größere Übel ist, sollte zur Abwendung desselben der Papst zurücktreten. Was soll dann nur aus uns werden, mein lieber Niccolò?
    Du kennst Johannes und daher kannst du dir vielleicht vorstellen, in welchem Humor er ist anlässlich dieser Situation. Von früh bis spät müssen die Knechte seines Gefolges durch die Stadt streifen und nach häretischen Schriften Ausschau halten und ihre Ohren spitzen, ob etwa jemand ketzerische Reden im Munde führt, also solche wider ihn. Alles müssen sie ihm ganz genau vortragen, und wir Sekretäre müssen es schriftlich festhalten und entsprechende Antworten verfassen, die dann wiederum von den Knechten öffentlich angeschlagen werden. Es herrscht ein wahrer Krieg der Schriften, mein Freund, und ich stecke mittendrin! Dabei würde ich mich viel lieber einer ganz anderen Sache widmen.

    In meinen letzten Briefen hatte ich dir hin und wieder von seltsamen Todesfällen hier in der Konzilsstadt berichtet, zuletzt dem des Mailänder Übersetzers, der von den Ungarn erstochen wurde. Nun scheint es jedoch plötzlich, dass sie alle zusammenhängen, was mich ehrlich gesagt sehr beunruhigt. Irgendetwas Unheimliches geht hier vor, und ich frage mich – bei all den zerstrittenen Parteien, die auf dem Konzil anwesend sind – wer ein Interesse am Tod dieser drei Menschen haben könnte.
    Der Bäckergeselle, der mich vor den Ungarn gerettet hat, scheint auch auf irgendeine Art in den Fall verwickelt zu sein. Der städtische Vogt hatte ihn bereits in den Turm werfen lassen, woraus ich ihn befreit habe (nicht mit der Kraft meiner Hände, sondern meiner Worte). Daraufhin hat mir der lange Bäcker – sein Name ist Cunrat wie der jenes Heiligen, der in Costentz die römischen Kirchen hat bauen lassen – alles berichtet, was er über die Sache weiß. Ein anderer Bäckergeselle, ein Venezianer, dessen Muttersprache Deutsch ist, diente uns als Dolmetscher. Trotz meiner regelmäßigen Treffen mit dem Dichter Oswald fällt es mir immer noch schwer, diese barbarische Sprache zu verstehen. Aber der Venezianer machte seine Sache gut, und ich bin mir aufgrund seiner Erzählung sicher, dass Cunrat kein Mörder ist. Doch es scheint klar zu sein, dass in den Mauern der Konzilsstadt ein solcher sein Unwesen treibt.
    Von den beiden Bäckern habe ich weiter erfahren, dass der Stadtvogt einen jüdischen Arzt zurate gezogen hat wegen des Casus. Nun hatten wir vereinbart, dass ich mit diesem Arzt sprechen werde, um in Erfahrung zu bringen, was er darüber weiß, aber angesichts der Lage, die sich in den letzten Tagen ergeben hat, werde ich wohl schwerlich Zeit und Gelegenheit dazu finden. Ich muss dir sagen, dass ich dies außerordentlich bedaure, denn ich halte es für wichtig herauszufinden, wer oder was wirklich hinter diesen Todesfällen steckt. (Mein Lebensretter glaubt, es sei der Teufel! Er scheint mir ein wenig töricht zu sein.) Die Spione des Papstes täten wahrscheinlich besser daran, nach dem Mörder Ausschau zu halten als nach Häretikern.

    Für heute muss ich es dabei belassen, mein Niccolò, denn der Papst ruft schon wieder nach mir!

    Dein überarbeiteter Poggio

    *

    »Das war der unbekannte Mörder!« Giovanni war sich sicher, dass der Angriff auf Cunrat kein Zufall gewesen war, als der ihm am nächsten Morgen davon erzählte. »Glaubst du wirklich?« Cunrat war nicht überzeugt. »Aber ich weiß doch überhaupt nichts! Warum sollte er mir etwas antun wollen? Das war bestimmt irgendein gemeiner Dieb.«
    »Ein Dieb? Was sollte der denn bei dir stehlen? Das sieht sogar ein Blinder im Dunkeln, dass du ein Habenichts bist!«
    Cunrat wusste

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