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In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition)

In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition)

Titel: In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Callaghan
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Nathans Stimme klang leise und brüchig.
    Der Geist nickte und hob die linke Hand. Binnen eines Augenblicks waberte dunkler Nebel um sie und hüllte beide ein, aber genauso schnell lichtete er sich wieder. Als Nathan sich umschaute, stand er in seiner Penthousewohnung. Hier sah es seltsamerweise anders aus, als er es gewohnt war. Das hereinscheinende Tageslicht nährte umso mehr das ungute Gefühl, welches sich seiner bemächtigte. Etwas stimmte ganz und gar nicht.
    „Finlay? Finlay, bist du da?“, rief eine Männerstimme vom Flur.
    Nathan erkannte sie sofort und wirbelte verwirrt einmal im Kreis, als auch schon Aaron auftauchte. Er wirkte noch genauso traurig wie eben, aber irgendwie auch wieder anders. Es lag wahrscheinlich an seiner Erscheinung. Im Gegensatz zu der üblichen Bürokleidung trug er eine Bluejeans, einen dicken weinroten Rollkragenpullover und Winterstiefel, die Jacke hing über dem rechten Arm. Seine grünen Augen glänzten. Nathan konnte nicht anders, er fand ihn äußerst anziehend. Aaron hatte zwar noch nie schlecht ausgesehen, gestand er sich ein, doch so eine starke Ausstrahlung wie heute, hatte er noch nie an den Tag gelegt. Aaron war tatsächlich ein Mann zum Verlieben.
    „ Aaron, da bist du ja“, riss eine zweite Männerstimme den Blonden aus seinen Gedanken. Nun trat auch Finlay Clarks ins Wohnzimmer. Beide umarmten sich freundschaftlich und machten anschließend betretene Gesichter.
    Nathan, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte, verstand die Welt nicht mehr. Warum war Aaron Livsey bei ihm zu Hause und was tat sein bester Freund Finlay hier? Was war passiert?
    „Seit der Beerdigung haben wir uns nicht mehr gesehen“, begann Aaron das Gespräch und lief langsam ein paar Schritte im Raum auf und ab. Dabei musterte er das Wohnzimmer.
    „Stimmt.“ Finlay nickte. „Wie geht es dir?“
    „Ganz gut“, erwiderte Aaron. „Ich war gestern auf dem Friedhof. Leons Grab war ganz zugeschneit. Aber bei ihm war … es war …“, stammelte er, blieb stehen und schaute Finlay an.
    „Lass mich raten, sein Grabstein war voller Graffiti?“
    Nun nickte Aaron. „Er ist vor seinem Tod tief gefallen. Seine angeblichen Freunde scheren sich jetzt einen Dreck um ihn. Auf der Beerdigung waren auch nur du, deine Freundin, Isabell und ich.“
    „Stimmt.“ Nathans bester Freund seufzte geknickt. „Eigentlich hatte ich jeden Tag auf einen Anruf von ihm gewartet, aber es kam nie etwas. Wie gerne hätte ich mich vor seinem Tod mit ihm ausgesprochen.“
    „Da bist du nicht der Einzige.“ Aaron lief zur Fensterfront und schaute deprimiert den Schneeflocken zu, die wie stille Hüter London unter einer weißen Puderzuckerschicht bedeckten. „Zu gerne hätte ich ihm einmal meine Meinung gesagt und … und dass …“
    „Du hast ihn wirklich geliebt, oder?“ Finlay wirkte skeptisch. „Obwohl er dich die Drecksarbeit hat machen lassen, dir nicht einmal eine Prämie gezahlt und kein einziges Mal Isabell und Leon besucht hat.“
    „Ja.“ Aaron schniefte hörbar. „Schon in der Schule.“
    Plötzlich fiel Nathan die schreckliche Wahrheit wie Schuppen von den Augen. Sein Herz schlug immer schneller. Die nackte Angst kroch ihm in die Glieder. Die beiden sprachen von ihm! Er war tot!
    Panisch kämpfte er gegen aufsteigende Tränen. Er wollte nicht sterben. Und wieso sprachen alle nur so schlecht von ihm. Warum hatte ihn der Geist hierher gebracht? Der einzige Lichtblick in seiner wachsenden Verzweiflung war Aarons Liebesgeständnis.
    „Was möchte Isabell eigentlich mit Nathans Vermächtnis machen?“, drang Finlays Stimme an sein Ohr. In jenem Moment brannten die ersten Tränen in seinen Augen. Diese Frage war absolut surreal, er stand mitten Wohnzimmer und lebte!
    „Sie möchte es sozialen Einrichtungen spenden und das Geld soll zum Großteil hilfsbedürftigen Waisenhäusern zugute kommen“, antwortete Aaron und schniefte ein weiteres Mal.
    „Was soll das?“, rief Nathan dazwischen und versuchte die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu ziehen. Er vergaß dabei völlig, dass sie ihn weder hören noch sehen konnten. „Ich lebe doch noch! Auch Leon soll nicht sterben. Leon ist ein kleiner Junge, und wenn es sein muss, dann sterbe ich für ihn, hört ihr? Ich würde alles tun, dass Leon auf der Stelle gesund ist und ein langes und glückliches Leben führt!“
    Als die letzten Silben ausgesprochen waren, wurde es um Nathan gleißend hell, als würde er unter der siedenden Sonne der Sahara stehen.

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