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In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition)

In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition)

Titel: In nur einer Nacht (Gay-Romance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Callaghan
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hatte Patric ihn verlassen. Kein Freund hatte ihn über Weihnachten eingeladen, und den einzig wahren Freund, den er jemals besaß, hatte ihm ins Gesicht gesagt, er solle über sich und sein Verhalten nachdenken.
    Was hatte er nur getan?!
    So vertieft in seine Gedanken, bekam er nicht mit, dass er schon längst nicht mehr in Leons Zimmer stand. Inzwischen schaute er durch die große Fensterfront in seiner Wohnung hinaus, während es draußen zu Schneien begann. Als er Minuten später eine schattenhafte Bewegung in den Augenwinkel wahrnahm, wirbelte Nathan herum und sah sich nicht dem Geist der gegenwärtigen Weihnacht gegenüber. Vor ihm schwebte eine verhüllte Gestalt. Sie war von oben bis unten in eine übergroße und pechschwarze Robe gekleidet, das Gesicht lag unter einer Kapuze verborgen. In der rechten Hand hielt sie eine mannshohe Sichel und strahlte eine eiskalte Aura aus.
    Erschrocken wich Nathan zurück. Er hatte Angst. Trotz allem ahnte er, wer vor ihm stand.
    „Bist du der Geist der künftigen Weihnacht?“ Diesmal klang Nathans Stimme nicht mehr ganz so schnippisch und fest als sonst.
    Die schwarz verhüllte Gestalt nickte.
    „Bist du gekommen, um mir eine weitere Vision zu zeigen?“
    Wieder nickte der Geist, ansonsten sprach er kein Wort und machte auch kein einziges Geräusch.
    „Du bist nicht sehr gesprächig, was?“ Darauf erhielt Nathan erneut ein Nicken. „Na gut“, meinte er ergeben und seufzte. „Könntest du mich nicht zurück ins Haus von Isabell bringen? Ich möchte so gern noch einmal meine Tante und Aaron sehen. Und ich möchte unbedingt wissen, wie es Leon geht. Vielleicht ist das Fieber mittlerweile gesunken.“ Noch während er die Worte aussprach, breitete sich eine gewisse Vorfreude in ihm aus. Er wollte unbedingt zurück und das am liebsten sofort.
    Innerhalb der nächsten Sekunden verschwamm Nathans Umgebung zu einem undefinierbaren Grau, dann sah er sich zufrieden im kleinen und trotzdem gemütlich wirkenden Wohnzimmer um. Es hatte sich kaum etwas verändert, dennoch stachen ihm vier wichtige Details ins Auge. Die Kerzen am Weihnachtsbaum brannten nicht, es lagen keine eingepackten Geschenke darunter, es war nicht mitten in der Nacht, sondern das trübe Tageslicht drang durch die vier kleinen Fenster herein und fiel auf zwei neue Fotos an Isabells Bilderwand. Eines zeigte einen kranken Jungen, der trotz eines traurigen Gesichts versuchte zu lächeln. Auf dem anderen erkannte er sich selbst. Es war ein älteres Bild, er trug darauf seine damalige Schuluniform aus dem letzten Schuljahr. Aber wieso hing es nun hier und warum genau neben Leon?
    Die Antwort folgte prompt. Hinter Nathan trat Aaron dick eingemummelt in Winterjacke und Schal ins Wohnzimmer und rief laut nach Isabell. Sie kam aus der Küche und beide begrüßten sich herzlich.
    „Da bist du ja schon.“ Überrascht trat sie zwei Schritte zurück. „Hast du alles erledigt?“
    „Hab ich“, antwortete Aaron und zog seine Jacke und Schal aus.
    Nathan fand, dass Aaron und seine Tante seit der letzten Vision deutlich abgenommen hatten. Beide wirkten müde und traurig. Den Grund erfuhr er mit Schrecken.
    „Leons Grabstein war total zugeschneit“, erzählte Aaron und lief nun gemeinsam mit Isabell zum Sofa, wo sie Platz nahmen. „Wenigstens ist es dort ruhig. Ihm geht es gut dort, wo er jetzt ist, das weiß ich. Außerdem habe ich ihm ein neues Spielzeugauto gekauft, die er so sehr liebte.“
    „Und … und … bei ihm“, stotterte Isabell und schluckte merklich.
    Aaron schüttelte den Kopf. „Irgendwer hat ihn schon wieder beschmiert.“
    „Hast du ihn wenigstens wieder sauber gemacht?“
    Aaron nickte.
    Nathan glaubte sich in einem Albtraum. Leon konnte und durfte nicht tot sein! Irgendjemand musste ihm doch geholfen haben? Ihm schwirrte bei diesem Gedanken der Kopf und umso stärker hoffte er, dass er sich nur verhört hatte. Leon war noch ein kleiner unschuldiger Junge, er hatte keiner Seele etwas zuleide getan. Das war alles schlichtweg falsch! Verzweifelt blickte er zwischen Aaron und Isabell hin und her, die nur schweigend dasaßen. Schließlich atmete er tief ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. Aber umso stärker wurde das Bedürfnis die beiden tröstlich in die Arme zu nehmen.
    Er sah ein weiteres Mal zur Bilderwand und fragte sich, was sein Bild dort zu suchen hatte. Als ihm keine Antwort einfiel, wandte er sich an den Geist der künftigen Weihnacht. „Kannst du mir sagen, was passiert ist?“

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