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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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du dich fühlst, desto höher wird die Bestechungssumme sein, die du für ein paar flüchtige Augenblikke der Selbstbestätigung zu zahlen bereit bist. Die Schwierigkeit liegt darin, daß du dir in einem Sekundenbruchteil und ohne jede Hilfe darüber klar werden mußt, wieviel dir das Wohlwollen der betagten Matrone, die dir beim Verlassen des Kaffeehauses in den Mantel hilft, wert ist. Damit nicht genug, mußt du auch noch das Gehässigkeitspotential des jeweiligen Trinkgeldempfängers und seine Fähigkeit, dir durch eine gezielte Flegelei den Rest des Tages zu verderben, richtig einschätzen können. Wer kann das schon? Höchstens ein Computer.
    In der Schweiz wird das Trinkgeld von der Regierung geregelt, und zwar durch ein seltsam widersprüchliches System. Einerseits teilt dir die Saaltochter, die dich im alkoholfreien Tearoom bedient hat und der du ein paar Münzen zuschieben willst, hochnäsig mit, daß das Trinkgeld bereits im Rechnungsbetrag eingeschlossen ist, andererseits mußt du dem Taxichauffeur auf behördliche Anordnung einen zehnprozentigen Zuschlag zum Fahrpreis entrichten. »Macht zehn Franken und 1,50 für den Service«, gibt er dir am Bestimmungsort unwidersprechlich bekannt und deutet auf eine Affiche, die sicherheitshalber in zwei Sprachen am Schaltbrett angebracht ist: »Service nicht inbegriffen/Service not included« - ein eklatanter Widerspruch zu der Tatsache, daß du ja für den Service, was auf deutsch soviel heißt wie Dienstleistung, soeben 10 Franken bezahlt hast.
    Natürlich wäre es einfacher, das Trinkgeld in den Fahrpreis einzuschließen. Macht 11,50 und damit gut. Warum das nicht geschieht, gehört zu den unerforschlichen Rätseln der Menschenseele. Ich weiß nicht, warum die eidgenössischen Taxifahrer auf einer Trennung von Taxe und Trinkgeld bestehen. Ich weiß nur, daß sie um nichts glücklicher sind als ihre Kollegen anderswo auf der Welt. Das von Amts wegen festgesetzte Trinkgeld mag ihrem Berufsstolz förderlich sein. Aber es bringt sie um jenen unvergleichlichen Moment der Spannung, der das Trinkgeldgeben so überaus populär gemacht hat.  
    Das Trinkgeld gehört zum Dasein wie die Verkehrsampel und der Tod. Wir können es nicht abschaffen. Wir müssen mit dem Trinkgeld leben. Bleibt nur die Frage: Wieviel, um des Himmels willen, wieviel Trinkgeld gibt man?

Ein Weltrekord an Dummheit

    Für den Titel des dümmsten Menschen der Welt gibt es eine große Zahl von Anwärtern. Vor einiger Zeit wollte ich ihn an jenen zypriotischen Fremdenführer vergeben, der mir die Schönheiten der Insel erschloß, den Rückweg nicht finden konnte und schluchzend ausrief:
    »Gestern war er noch da, das kann ich beschwören!«
    Später lief ihm ein israelischer Verkehrspolizist den Rang ab, als ich in Herzlia mit den Außenaufnahmen zu meinen Film »Salach« beschäftigt war.
    »Wie heißt der Film?« fragte er.  
    »Salach«, antwortete ich.
    »Salach?« er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Den hab ich noch nicht gesehen...«
    Aber selbst diese Rekord-Idiotie wurde vor kurzem überboten. Ein Hotelportier in Barcelona erwies sich als unschlagbarer Weltmeister. Ich hatte ihn von meinem Zimmer aus angerufen, und das Gespräch - es erfolgte in englischer Sprache, mit der er überaus radebrecherisch umging -nahm folgenden Verlauf.
    »Ich fliege morgen nach Madrid«, begann ich. »Bitte bestellen Sie für mich ein Hotelzimmer mit Bad.«  
    »Sie warten, ich nachschau, Herr«, antwortete der Portier und legte den Hörer hin. Nach einer Weile meldete er sich wieder: »Es leidtut mir, Herr. Wir haben kein Zimmer frei. Sie versuchen nächste Woche.« Damit legte er den Hörer nicht hin, sondern auf.
    Ich läutete aufs neue. »Sie haben mich schlecht verstanden. Ich brauche ein Zimmer in Madrid, nicht hier.«
    »Es leidtut mir, Herr, daß Sie sich Mühe machen und rufen noch einmal an von Madrid. Wir haben kein Zimmer. Sie bitte versuchen nächste Woche, Herr.«
    »Uno momento!« rief ich in meinem besten Spanisch.  
    »Ich bin nicht in Madrid. Ich möchte ein Zimmer in Madrid haben.«
    »Gewiß, Herr. Aber dieses Hotel ist nicht in Madrid. Dieses Hotel in Barcelona.«
    »Das weiß ich.«
    »Warum?«
    »Weil ich hier wohne.«
    »Sie wohnen?«
    »Ja. Hier. Bei Ihnen.«
    »Und mit Ihrem Zimmer Sie sind nicht glücklich?«
    »Ich bin sehr glücklich mit meinem Zimmer, aber ich muß morgen nach Madrid fliegen.«
    »Sie wollen, ich nehme herunter Ihr Gepäck?«
    »Ja. Morgen. Nicht jetzt.«
    »Ist

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