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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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das volle Vertrauen seiner Vorgesetzten genießt.«
    »Das sind Sie.«
    »So scheint es jedenfalls dem oberflächlichen Betrachter. In Wahrheit jedoch, das dürfen Sie mir glauben, führe ich ein zutiefst einsames Leben. Ich bin Junggeselle, weil ich nie eine passende Gefährtin gefunden habe. Und dabei ging   meine ganze Sehnsucht immer nach   ein wenig Wärme. Aber ich habe sie nie gefunden - bis zu dem Augenblick, da Madeleine in mein Leben trat.«  
    Er starrte eine Weile in die Luft, ehe er fortfuhr:
    »Der Mensch weiß ja nie, wann das Schicksal an seine Türe pocht. An jenem Tag ließ ich mir nichts davon träumen... Es war der dritte November vorigen Jahres.«  
    »Die Liaison dauert also schon sechs Monate?«
    »Ja. Ich wachte damals mit einem Schüttelfrost auf und rief den Arzt, der eine fiebrige Grippe konstatierte und mir irgend etwas verschrieb. Mein Wohnungsnachbar ging in die Apotheke, um es zu holen, und kam mit einer Schachtel zurück. Ich öffnete sie und fand einen größeren Gegenstand aus rosafarbenem Gummi.«  
    »Eine Wärmflasche?«
    »Eine ganz gewöhnliche Wärmflasche. Heimisches Erzeugnis. Mit Metallverschluß. Nichts Besonderes... mein Gott, wie ich mich schäme!«  
    »Aber warum?«
    »Es fällt mir so schwer, über Angelegenheiten der Intimsphäre zu sprechen. Haben Sie Geduld mit mir!«  
    »Hab ich.«
    »Ich erinnere mich genau. Als ich die Wärmflasche das erste Mal füllte, regnete es draußen und im Zimmer war's kalt. Ich legte mir die Flasche auf die Brust und... und... ob Sie's glauben oder nicht: zum erstenmal im Leben fühlte mein Herz etwas Wärme. Zum erstenmal im Leben war ich nicht allein. Können Sie mich verstehen?«
    »Natürlich.«
    »Da liegt dieses Ding neben Ihnen, dieses warme, weiche Ding, und seine einzige Aufgabe besteht darin, Ihnen das Leben zu erleichtern. Ich war ihr so dankbar, meiner Madeleine.«
    »Wie bitte?«
    »So nannte ich sie. Madeleine. Gleich von Anfang an. Warum Madeleine? Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich einmal in Paris ein Mädchen namens Madeleine geliebt. Vielleicht wollte ich sie nur lieben. Oder vielleicht wollte ich nur nach Paris fahren. Wie immer dem sei - von jetzt an konnten mir die Stürme des Lebens nichts mehr anhaben. Ich hatte meine Madeleine bei mir, unter der Decke. Finden Sie das absurd?«
    »In keiner Weise. Sehr viele Menschen verwenden Wärmflaschen.«
    »Sie schätzen das nicht ganz richtig ein. Bedenken Sie doch: Wenn ich kalte Füße habe - Madeleine wärmt sie. Schmerzen in der Hüfte - Madeleine vertreibt sie. Ich kann sie mir auch auf den Bauch legen, wenn ich will. Ihre Möglichkeiten sind unbegrenzt. Und Madeleine bleibt immer bescheiden, immer loyal, immer dienstbereit. Alles, was sie verlangt, ist ein wenig heißes Wasser. Ich wollte es mir lange nicht eingestehen, aber es läßt sich nun einmal nicht leugnen. Ich...«  
    »Sie haben sich in sie verliebt?«
    »Ja, so könnte man's sagen. Ich muß immer an Pygmalion denken. Sie kennen doch die wunderschöne Geschichte von diesem englischen Sprachforscher, der sich in eine Statue der Aphrodite verliebt. So ähnlich liegt mein Fall. Manchmal frage ich mich, wie ist es möglich, daß ein erwachsener, intelligenter Mensch nach einer nichtssagenden, unscheinbaren Wärmflasche verrückt ist. Es gibt weiß Gott viel schönere und größere. Aber ich will nur meine kleine Madeleine. Ich muß sogar gestehen, daß ich eifersüchtig auf sie bin.«
    »Sie betrügt Sie?«
    »Sie hat mich schon einmal betrogen.« Schultheiss zündete sich eine Zigarette an und begann nervös zu paffen. »Es war nicht ihre Schuld. Es lag an den Umständen. Vor ein paar Monaten war Madeleine undicht geworden. In meiner rasenden Verliebtheit wollte ich sie immer noch wärmer haben und hatte sie mit so heißem Wasser angefüllt, daß sie an der Seite eine Brandwunde erlitt und zu tropfen begann. Ich war verzweifelt. Ich ging mit ihr zum berühmtesten Wärmflaschenspezialisten, den wir haben - und dort geschah das Schreckliche. Als ich sie am Abend abholen wollte, drückte mir dieser Verbrecher eine vollkommen Fremde in die Hand. Er hatte sie mit einer anderen verwechselt. Ich glaube nicht, daß er es absichtlich getan hat, aber das ist keine Entschuldigung. Ich ließ mir ein Verzeichnis seiner Kundschaften geben und suchte
    Madeleine in der ganzen Stadt, straßauf, straßab. Gegen Mitternacht fand ich sie endlich, im Bett eines dicken, ächzenden Gemischtwarenhändlers... dort fand ich

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